Ein Zirkus für die Sterne
bestellte Vorstellung zum Geburtstag des Monarchen zu geben. Die Artisten übertrafen sich selbst bei ihren Kunststücken, und Seine Hoheit Erkev IV. machte den Abschluß mit einer Reitvorführung. Als der Zeltboß neben dem Künstlereingang zum Großen Saal stand, bemerkte er die vier Wächter hinter sich. Während der Monarch sein Dressurkunststück beendete, drehte Entenfuß sich um und sprach Wächter Nummer eins an: »Ich sehe, daß euer Auftritt nicht in der Show ist.«
Der Wächter nickte. »Wir keine Zeit.«
»Wo steckt der Kleine?« fragte Entenfuß. Der Wächter runzelte die Stirn. »Wir geschworen, nicht erzählen.«
Entenfuß zuckte mit den Schultern und drehte sich zurück, um Erkev IV. beim Finale zuzusehen. Der Monarch führte sein Pferd unter lebhaftem Applaus und den Zurufen der Truppe hinaus. Es wurde still im Saal, und ein winziger Clown sauste an Entenfuß’ linker Seite in einem Wirbel gestandener Saltos vorbei. In der Mitte des Saales blieb er stehen, verneigte sich vor dem Monarchen, wandte sich der Truppe auf der Tribüne zu und begann mit einer so komischen Akrobatiknummer, daß die Clowns auf der Tribüne sich dazu Notizen machten. Entenfuß drehte sich um und sah, daß die vier Wächter den kleinen Clown beobachteten. »Das ist der Knirps, den ihr Kerle auf dem Platz in Stinja bewacht habt!«
Wächter Nummer eins nickte. »Überraschung für Monarchen und deine Truppe.«
»Wer ist er?«
»Ahssiel, Kronprinz von Ahngar.«
Entenfuß sah einen Augenblick lang dem Prinzen zu. »Nicht schlecht.«
Der Wächter warf ihm einen finsteren Blick zu: »Ist sehr ausgezeichnet!«
Entenfuß nickte. »Sag’ ich doch.«
Mit dem Ende der Geburtstagsvorstellung endete auch die Saison auf Ahngar. Der Direktor verließ die Show, die jeden Abend im ausverkauften Kaiserlichen Saal auftrat. Zusammen mit Jingles McGurk, Sticks Arlo, dem Patch und einem Armvoll Plänen machte er sich auf den Weg zur Erde.
4
Karl Arnheim nahm die Platinen von seinem Buchhalter entgegen, legte sie auf seinen Schreibtisch und sah den Direktor an. »Nun, was kann ich für Sie tun, Mr. O’Hara? Ich warne Sie allerdings im voraus, daß A&BCE Sie nicht aus unserer Vereinbarung entlassen wird.«
O’Hara lächelte und plazierte einen Gedächtnischip auf Arnheims Schreibtisch. »Wollte Ihnen nur das hier zeigen.«
Arnheim nahm den Chip mit dem rechten Zeigefinger und Daumen auf, blickte finster darauf und dann den Direktor an. »Was ist das?«
»Die Geschäftsbücher der Show für die Saison auf Ahngar.«
»Wir haben kein Interesse an Ihrer Show – warum sollte ich mir das also ansehen?«
O’Hara lächelte noch breiter. »Ich will Ihnen einen Vorschlag machen, und zuerst sollen Sie einen Blick darauf werfen. Ich glaube, Sie werden überrascht sein.«
Arnheim zuckte mit den Schultern, legte den Chip in sein Tischlesegerät und studierte die Zahlen, die auf dem Schirm erschienen. Er setzte sich aufrecht hin, studierte einen weiteren Teil des Chips, hob die Augenbrauen und sah O’Hara noch einmal an. »Ist das amtlich geprüft?«
O’Hara beugte sich nach vorn und drückte auf die Codetaste für Authentizitätsverifikation. Der Bildschirm blieb einen Moment lang schwarz, dann leuchtete er auf: »Geprüft durch Foriscule Emmis, Buchhalter Inc. New York. Chipvergleich mit Kopie auf Band. Identisch, Verifiziert.«
Karl Arnheim sah auf. »Ich gebe zu, daß ich überrascht bin. Nach diesen Zahlen haben Sie alle Schulden Ihrer Show beglichen und obendrein eineinhalb Millionen Credits verdient. Sehr beeindruckend, doch was hat das mit A&BCE zu tun?«
»Ich möchte, daß Sie mir ein Sternenschiff bauen …« – er zog einen Stoß Papier und einige lose Speicherchips aus der Tasche – »… nach diesen Anweisungen.«
Arnheim nahm den Stoß, blätterte darin herum und zog die Augenbrauen hoch, als er sich die Zeichnungen ansah. »Ihre Saison war gut, John, aber doch nicht so gut. Haben Sie eine Vorstellung davon, was ein Schiff wie dieses kostet?«
»Ungefähr achtzig Millionen Credits.«
Karl Arnheim nickte. »Und woher wollen Sie so viel Geld nehmen?«
»Von Ihnen.« O’Hara verschränkte die Arme. »Ich möchte, daß Sie das Schiff gegen einen achtzigprozentigen Anteil an meiner neuen Show eintauschen.« Er löste einen Arm und deutete auf die losen Chips auf Arnheims Schreibtisch: »Das sind Kosten und Entwürfe der neuen, größeren Show. Wenn Sie mir das Geld leihen, werde ich es mit zehn Prozent Zinsen
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