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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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und klingt dabei ein wenig belämmert.
    Willkommen im Bahnfahrerleben! Es ist ein Zirkus und zugleich ein Zoo.
    Ich frage mich, wieso mich so ein aufdringliches Benehmen derart wütend macht. Aber offenes Angaffen paart sich hier mit übertriebenen öffentlichen Zuneigungsbekundungen, aufdringlich riechendem Imbissfraß und unbeherrschtem Naseputzen.
    Es ist erst die dritte Woche an meinem neuen Arbeitsplatz, und dieses tägliche Ritual ist doch noch leicht schockierend für mich.
    Das Gedränge der Rushhour kann mit eigentlich ganz normalen Leuten eigenartige Dinge anstellen. Menschen, die normalerweise ganz ruhig sind, ertappen sich auf einmal dabei, wie sie mit den Zähnen knirschen, leise vor sich hin fluchen oder verzweifelt versuchen, sich davon abzuhalten, jemanden mit dem Regenschirm zu enthaupten.
    Eine Frau rechts von mir telefoniert mit ihrem Handy, und zwar ziemlich laut.
    Der Mann, der neben ihr sitzt, verzieht das Gesicht.
    Die Frau ist so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht bemerkt, als der Tunnel langsam näher kommt, und dann … tja.
    Ach wie schade! Der ganze Wagen atmet erleichtert auf, nur Tom und Claire nicht – die sind so tief in die Augen des jeweils anderen versunken, dass sie überhaupt nichts mitbekommen haben.
    Einen Moment lang scheinen wir alle eine Art Frieden erlangt zu haben. Ein ungepflegter junger Mann, der aussieht, als sei er brutal aus dem Winterschlaf gerissen worden, schiebt sich tiefer in die Ecke seines Sitzes. Angesichts seines gammeligen Äußeren fühle ich mich besser: Er sieht so aus wie ich in der ersten Stunde nach dem Wachwerden.
    Verkrampfte Beine beginnen sich zu entspannen, und Tagträumer drehen den Kopf wieder in Richtung Fenster, hoffen darauf, irgendwie aus diesem Viehwagen des Grauens zu entkommen.
    Ich balanciere meinen Pappbecher mit Tee zwischen den Knien, nehme meine Metro und versuche, an meine Pläne für heute zu denken, doch ziemlich schnell werde ich von der Titelgeschichte über ein Eichhörnchen auf maßgefertigten Wasserskiern abgelenkt.
    Gott, ich liebe diese Zeitung!
    Ich bin selbst Journalistin, und sosehr ich auch davon träume, eines Tages eine weltbewegende Geschichte vom Ausmaß des Spendenskandals der Labour-Partei aufzudecken, bin ich trotzdem schon zufrieden, wenn ich über kleine knuffige Tiere schreiben kann, die irgendetwas Ungewöhnliches machen – so wie dieses Eichhörnchen.
    Neugierig blicke ich zu den anderen Metro -Lesern hinüber. Liest noch jemand die Story mit dem Eichhörnchen?
    Eine Dame in der Reihe hinter dem schmusenden Pärchen liest ebenfalls – aber nein, sie hat einen ziemlich traurigen Gesichtsausdruck.
    Niemand lächelt – geschweige denn, dass jemand lachen würde –, und das kann einfach nicht sein, denn das Eichhörnchen ist ein wirklich komisches Tierchen.
    Also suche ich weiter, und mein Blick bleibt an einem zum Verzweifeln gut aussehenden Mann in einem grünen T-Shirt hängen, der mir schräg gegenüber sitzt, zwei Plätze weiter rechts. Er grinst; ja, er scheint über irgendetwas so belustigt zu sein, dass er sich räuspern muss.
    Wow. Wie kann es nur sein, dass ich ihn bis jetzt nicht bemerkt habe?
    Vielleicht ist er erst vor ein paar Minuten eingestiegen, als ich in meine wütende, verbitterte Gedankenwelt versunken war.
    Es sieht aus, als wäre er groß, wenn er vom Sitz aufsteht. Unter dem T-Shirt mache ich einen perfekt proportionierten Oberkörper mit breiten, stattlichen Schultern aus, und darüber befindet sich ein Gesicht, von dem ich den Blick einfach nicht abwenden kann. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, und ich muss heftig schlucken.
    Er hat reine olivfarbene Haut, die um sein Kinn herum voller sexy Stoppeln ist. Sie klettern seine Kieferpartie – die wie gemeißelt aussieht – hinauf wie Efeu an einem schönen alten Haus. Seine Züge sind kräftig und verwegen.
    Wie ein Feigling sieht er nicht aus. Er sieht aus, als könnte er dein Leben retten.
    Seine scharfen, irgendwie künstlerisch wirkenden Gesichtszüge stehen in scharfem Kontrast zu zwei gefährlichen braunen Augen, die in dem künstlichen Licht der Deckenbeleuchtung beinahe glitzern.
    Fall. Nicht. In. Sie. Hinein.
    Seine Lippen sind makellos geformt und erregend wie die meines Lieblings-Pin-ups Jake Gyllenhaal.
    Er hat dichtes, lockiges braunes, fast karamellfarbenes Haar, das in unterschiedliche Richtungen wächst.
    Er sieht nach Ärger aus.
    Ich kann mir schon vorstellen, wie es ist, ihn zu küssen …
    Vorsichtig

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