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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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und in einer Schwefel wölke entschwinden. Vielleicht tat er gut daran, eine zweite Liste für das Aufspüren von Waldgeistern anzulegen. In solcherart Gedanken versunken, stolperte er über eine Wurzel oder etwas ähnliches und ging in die Knie.
    Die Laubschicht war dick und weich, und Peter war kein besonders großer Mann. Er fiel so leise, daß seine Begleiter vor ihm es nicht einmal bemerkten. Glücklicherweise hatte er sich weder verletzt noch sein Klemmbrett fallen lassen oder den Brandy verschüttet. Er rappelte sich gerade wieder hoch und war noch damit beschäftigt, sich die Hosenbeine abzuklopfen, als plötzlich um sie herum die Hölle losbrach.
    »Alle Mann runter!« brüllte Svenson. Peter spürte, wie das Erdreich bebte, als der Präsident sich zu Boden warf, wobei er Winifred Binks mit nach unten riß. Selbst Dan Stott bewegte sich erstaunlich schnell, aber eine Salve von Schüssen war schließlich Ansporn genug. Peter ließ sich zur Seite rollen und duckte sich hinter einem Findling. Wer in Dreiteufelsnamen versuchte da wohl, sie alle miteinander abzuschlachten? Es klang wie eine ganze Schwadron Maschinengewehre.
    Oder vielleicht doch nicht? Er hörte die Schnellfeuersalven, sah die kurzen, hellen Blitze und die plötzlichen Rauchwölkchen, roch sogar das Schießpulver. Doch wo blieb das Pfeifen der Kugeln? Jetzt vernahm er ein neues Geräusch, ein merkwürdiges Zischen oben in der Luft. Peter sah hoch, gerade rechtzeitig, um am Himmel drei Raketen in einer Kaskade aus roten, weißen und blauen Funken explodieren zu sehen.
    Er sprang auf die Füße. »Emmerick! Sie verrückter Mistkerl, Sie haben gerade alle Eulen in Balaclava County aufgeschreckt!«
    Mittlerweile war auch Thorkjeld Svenson wieder auf den Beinen und rüttelte am Baum wie ein wütender Gorilla. »Komm sofort runter, du Frettchen! Ich will dir den Arm ausreißen!«
    »Eine hervorragende Idee, Präsident.« Dan Stott, normalerweise ein äußerst friedfertiger Mann, nickte begeistert. »Wenn Sie erlauben, würde ich Ihnen gern dabei helfen.«
    Winifred Binks blieb als einzige ruhig. »Peter, funktioniert Ihre Taschenlampe noch?«
    »Ehm -« Er drückte auf den Knopf, sie funktionierte tatsächlich. In diesem Moment bemerkte er, daß er sich mitnichten hinter einem Findling in Sicherheit gebracht hatte.
    »Allmächtiger! Emmerick, wie sind Sie denn bloß in dieses Netz geraten?«
    Emmerick sagte nichts und bewegte sich auch nicht.  
    »Er ist plötzlich nach vorne gestürmt«, sagte Winifred, »und hat versucht, mich mit sich zu reißen. Und dann ist er auf einmal nach oben in den Baum geschnellt. Ich glaube, er hat noch versucht, etwas zu rufen, aber dann ging die Knallerei los, und er ist wieder nach unten gestürzt. Wahrscheinlich ist ihm die Luft weggeblieben. Was dann passiert ist, konnte ich nicht mehr erkennen, weil Präsident Svenson - dessen Ritterlichkeit und Mut ich nicht genügend -«
    »Urrgh!«
    »Ja, natürlich. Das Wichtigste zuerst.« Sie sprang auf und kletterte behende den Baum hoch.
    »Binks!« Falls sich zufällig doch noch eine letzte einsame Eule in ihrem Gebiet aufhielt, hatte Svensons Gebrüll sie jetzt todsicher auch vertrieben. »Kommen Sie sofort wieder runter!«
    »Ich schaue mich nur kurz um.«
    Ihre Stimme drang von hoch oben zu ihnen herab. Der Baum, so stellte Peter Shandy fest, war eine Eiche, die immer noch an ihren Blättern festhielt und dies auch noch tun würde, lange nachdem Ahorn und Birke ihr Laub abgeworfen hatten. Da er Miss Binks in der Spitze einer anderen Rieseneiche zum ersten Mal begegnet war, überraschte es ihn ganz und gar nicht, daß sie auch dieses Exemplar mühelos erklettert hatte. Was ihn allerdings wirklich erstaunte, war das Netz.
    Er richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf Emmerick, der verpackt wie ein Truthahn im Supermarkt dalag. Der Ingenieur hatte inzwischen wirklich Zeit genug gehabt, sich von seinem Schreck zu erholen, warum atmete er also nicht? Doch dann begriff Peter, daß der Mann für immer aufgehört hatte zu atmen. Und Miss Binks befand sich mutterseelenallein oben im Baum. Oder auch nicht. Peter griff nach demselben Ast wie sie, zog sich hoch und kletterte ihr nach.
    Der Mond tat ihnen den Gefallen, hinter seinem Wolkenschleier hervorzulugen, so daß sie die Eiche relativ sorgfältig absuchen konnten. Sie entdeckten die behelfsmäßige Vorrichtung, von der aus die Raketen hochgeschossen worden waren, und fanden Rauchspuren sowie einige Fetzen Papier, die von den

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