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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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Kapitel 1
    FREITAG, 31. JANUAR 1902 – 21 UHR
    Stanford
White gab eine Party, und Francesca hatte ihre Mutter förmlich angefleht, sie
besuchen zu dürfen. Dies war eigentlich ganz und gar nicht ihre Art, denn seit
Francesca an ihrem sechzehnten Geburtstag in die Gesellschaft eingeführt
worden war, mied sie für gewöhnlich solche Veranstaltungen.
    Jetzt trat sie mit ihrer Mutter, Julia van
Wyck Cahill, und ihrem Bruder Evan über die Türschwelle des Madison Square
Rooftop Garden, den White – einer der großartigsten Architekten der Stadt –
nicht nur entworfen, sondern auch für die abendliche Soiree mit Beschlag belegt
hatte. Zahlreiche Gäste in Smokings und Abendkleidern waren bereits
eingetroffen und schritten nun an den mit goldenen Girlanden und exotischen
Blumenarrangements geschmückten Tischen vorbei, die rings um die große
Tanzfläche standen. Francesca verspürte eine seltsame innere Unruhe und
versuchte sich einzureden, dass dies auf das Gedränge zurückzuführen war. Sie
gab sich alle Mühe, nicht ständig über die Schulter zurück zum Eingang zu
schauen.
    »Du benimmst dich überaus eigenartig,
Francesca«, flüsterte Julia, die ein elegantes pastellgrünes Abendkleid trug
und mehr Schmuck angelegt hatte, als die meisten anderen Frauen besaßen. »Erst
bestehst du darauf, Whites Party zu besuchen, und jetzt blickst du dich
andauernd um, als würdest du verfolgt. Du kannst nicht für einen Moment
ruhig stehen bleiben. Was ist denn nur los mit dir?«
    Francesca brachte ein Lächeln zustande,
während sie aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm, dass erneut Gäste eingetroffen
waren. »Möglicherweise nehme ich ja endlich Vernunft an, Mama. Immerhin bin
ich ja auch schon zwanzig Jahre alt. Ich habe eingesehen, dass du Recht hast –
eine junge Dame sollte gesellig und charmant sein und weder eine Einsiedlerin
noch ein Blaustrumpf.«
    Julia warf ihrer Tochter einen misstrauischen
Blick zu, und Evan, der wusste, dass seine Schwester heimlich am Barnard
College studierte und den größten Teil ihrer Nächte am Schreibtisch verbrachte,
um zu lernen, drohte an seinem unterdrückten Lachen beinahe zu ersticken. Er
war groß gewachsen und dunkelhaarig und sah – ganz besonders in seinem Smoking
– sehr gut aus. Francesca durchbohrte ihren Bruder förmlich mit einem wütenden
Blick.
    »Du führst doch zweifellos wieder einmal
etwas im Schilde«, bemerkte Julia mit strenger Stimme. »Ich hoffe nur, dass es
etwas Harmloses ist und du lediglich einen Blick auf White werfen möchtest.
Die letzten Wochen sind so voller Dramatik gewesen, dass es wohl für den Rest
des Lebens ausreichen dürfte!« Francesca, die mit ihren blonden Haaren und den
blauen Augen ein Bild vollkommener Unschuld darstellte, schenkte ihrer Mutter
ein strahlendes Lächeln. Julia hatte mit ihren Worten auf das schreckliche
Verbrechen angespielt, das vor zwei Wochen in unmittelbarer Nähe der Cahills
geschehen war: Der kleine Sohn ihrer Nachbarn war von einem Verrückten
entführt worden. Francesca war bis zum Hals in diesen Kriminalfall verwickelt
gewesen – allerdings auf der Seite von Recht und Gesetz.
    »Ich führe gar nichts im Schilde, Mama«,
murmelte sie jetzt, was allerdings nicht ganz der Wahrheit entsprach. Es würde
ihr schwer fallen, ihre momentanen Aktivitäten vor ihrer Mutter geheim zu
halten. »Aber da White für seine Affären und seinen recht luxuriösen, um nicht
zu sagen maßlosen Lebensstil bekannt ist, wird es gewiss sehr interessant
sein, ihn kennen zu lernen.« In Wahrheit war Francesca ihr berüchtigter
Gastgeber völlig gleichgültig. White war gewiss nicht der Grund, weshalb sie
dieses protzige Fest unbedingt hatte besuchen wollen.
    »Du wirst dich höflich, aber zurückhaltend
benehmen, wenn du ihm vorgestellt werden solltest«, ermahnte Julia ihre Tochter.
»Ich werde nicht zulassen, dass er dich mit seinen unorthodoxen Vorstellungen
in den deinen noch bestärkt.«
    Evan begann erneut zu kichern. »Ich fürchte,
damit, dass du Fran erlaubt hast, an dieser Feier teilzunehmen, hast du einen
riesigen Fehler begangen, Mama. Wahrscheinlich wird sie sich mit White ganz
wundervoll verstehen. Was wäre, wenn er sich entschließen sollte, ihr Mentor zu
werden?«
    Francesca machte ein finsteres Gesicht. »Ist
deine Liebste heute Abend nicht auch hier, Evan?«, fragte sie mit zuckersüßer
Stimme. »Solltest du dich nicht ein wenig um sie kümmern?« Ihr Bruder, der sich
erst kürzlich mit Sarah Channing verlobt hatte,

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