Eine ewige Liebe
– zumindest ein Gutes am Sterben.
Tja, echt toll.
Jetzt, wo alles vorbei war – vielleicht sogar gerade deswegen –, hatten sich die Scherben meines Lebens wieder zusammengefügt.Wahrscheinlich war das derWitz des Lebens.Von hier aus sah alles so einfach, so leicht aus. So unglaublich hell und freundlich.
Warum ist das hier der einzige Ausweg gewesen? Warum hat es so enden müssen?
Ich ließ den Kopf gegen die Schulter meiner Mutter sinken. »Mom?«
»Ja, Liebling?«
»Ich muss mit Lena sprechen.« Jetzt war es raus. Ich hatte es endlich gesagt. Das Einzige, was mich den ganzenTag daran gehindert hatte, endlich aufatmen zu können. Die drängende Frage, die mich nicht zur R u he kommen ließ und mir das Gefühl gab, ständig auf dem Sprung zu sein – obwohl ich nicht so genau wusste, wohin.
Amma hatte schon recht, das Gute an derWahrheit ist, dass sie wahr ist, und über dieWahrheit kann man nicht streiten.Vielleicht hört man sie nicht gerne, aber das macht sie nicht weniger wahr. DieWahrheit war alles, was ich im Moment noch hatte.
»Du kannst nicht mit ihr sprechen.« Mom runzelte die Stirn. »Jedenfalls nicht so leicht.«
»Ich muss sie wissen lassen, dass ich okay bin. Ich kenne Lena, sie wartet auf ein Zeichen von mir. Genau wie ich auf ein Zeichen von dir gewartet habe.«
»Hier gibt es keinen Carlton Eaton, dem du eine Postkarte für sie mitgeben könntest, Ethan. Du kannst ihr keinen Brief aus dieserWelt schicken und du kannst auch nicht schnell mal in ihrerWelt vorbeischauen. Und selbst wenn, dann könntest du dort immer noch keinen Brief schreiben. Du ahnst ja nicht, wie oft ich mir genau das gewünscht habe.«
IrgendeinenWeg musste es geben. »Ich weiß.Wenn es so leicht wäre, dann hätte ich öfter von dir gehört.«
Sie blickte in den Nachthimmel.Als sie sprach, glitzerte das Licht der Sterne in ihrenAugen. »Das hättest du. Und zwar jedenTag, mein süßer Junge. Jeden einzelnenTag.«
»Aber du hast es geschafft, mir Botschaften zu senden – mithilfe der Bücher imArbeitszimmer und der Songs. Und zweimal bist du mir sogar erschienen, einmal auf dem Bonaventura-Friedhof und einmal in meinem Zimmer.«
»Die Songs waren eine Idee derAhnen.Wahrscheinlich klappte es, weil ich dir schon vorgesungen habe, als du noch ein Baby warst.Aber jeder Mensch ist anders. Ich glaube nicht, dass du Lena einen Shadowing Song schicken kannst.«
»Dazu müsste ich erst einmal einen Song schreiben können.« Meine Fähigkeiten als Songwriter ließen Link wie einen der Beatles aussehen.
»Mir ist es auch nicht leichtgefallen. Und ich bin schon eineWeile länger hier als du.Außerdem hatte ich Hilfe vonAmma,Twyla undArelia.« Sie blickte in den Zwillingshimmel. »Amma und ihreAhnen haben Kräfte, von denen ich nur träumen kann.«
»Aber du warst eine Hüterin.« Bestimmt wusste sie Dinge, von denen nicht einmal dieAhnen wussten.
»Genau. Ich war eine Hüterin. Ich habe das getan, was die HoheWacht von mir wollte, und ich habe das gelassen, was sie mir verbot. Mit ihr legt man sich nicht an und mit ihrenAufzeichnungen pfuscht man nicht herum.«
»Meinst du die Caster-Chroniken ?«
Sie nahm eine Kirsche aus dem Sieb und suchte sie nach faulen Stellen ab. Mit derAntwort ließ sie sich so lange Zeit, dass ich schon dachte, sie hätte mich nicht gehört. » Was weißt du über die Caster-Chroniken ?«
»VorTante Marians Prozess kamen dieAbgesandten der HohenWacht mit dem Buch in die Bibliothek.«
Mom stellte das alte Metallsieb auf die Verandastufe unter uns. »Vergiss die Caster-Chroniken . Diese Dinge gehen uns nichts mehr an.«
» Warum nicht?«
»Ich meine es ernst, Ethan.Wir sind längst nicht außer Gefahr, du und ich.«
»Gefahr?Wovon redest du?Wir sind doch – du weißt schon.«
Sie schüttelte den Kopf. » Wir sind noch nicht am Ende unseresWegs.Wir müssen herausfinden, was uns hier zurückhält, um dann den nächsten Schritt zu gehen.«
»Und was ist, wenn ich das nicht will?« So schnell würde ich nicht aufgeben. Nicht, solange Lena noch auf mich wartete.
Wieder zögerte sie mit ihrerAntwort.Als sie sprach, klang sie ernster und düsterer, als ich sie je gehört hatte.
»Ich glaube nicht, dass du eineWahl hast.«
»Aber du hattest doch auch eine.«
»Ich konnte es mir nicht aussuchen. Du hast mich gebraucht, deshalb bin ich noch hier – für dich.Aber ich kann die Dinge nicht rückgängig machen.«
» Wirklich nicht? Du könntest es zumindest versuchen.« Ich zerdrückte eine
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