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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Zwischenfälle und Verzögerungen auf der Baustelle hindeuten. Das schließt auch eine Untersuchung der Geistergerüchte ein.
    Du fängst an, indem du die Männer und Jungen ausfragst und einfach die Ohren spitzt. Der zuständige Bauingenieur vor Ort, ein Mr Harkness, erstattet dem Beauftragten bereits direkt Bericht, und sein Schriftverkehr geht an den Arbeitsausschuss weiter. Alles, was du herausfindest, wird inoffiziell sein. Deine Erkenntnisse bestimmen dann natürlich, wie du weiter verfährst. Wie du sehen kannst, ist es eine Aufgabe mit offenem Ende, die auf ganz konventionelle Weise beginnt.« Felicity machte eine Pause, doch als Mary nicht sofort antwortete, fuhr sie eilig fort: »Du hast ja schon bewiesen, dass du als Junge durchgehst, und ich werde dir noch die Feinheiten beibringen. Wiedu weißt, ist es vor allem eine Sache der Haltung und der Bewegungen, nicht der Verkleidung. Du bist jung und schlank und kräftig, es besteht also schon eine Grundanlage, und viele Jungen sind in dem Alter noch nicht im Stimmbruch.«
    Mary nickte. Ihre Finger waren inzwischen ganz kalt und seltsam taub. Felicity war immer überzeugend   – ein Trick ihrer Stimme, nicht so sehr ihrer Worte   –, und Mary hasste es, andere zu enttäuschen. »Also gut«, sagte sie. »Wann muss ich anfangen?«
    Anne kräuselte leicht die Stirn, vielleicht wegen ihrer Ausdrucksweise. »Es müssen noch ein paar Vorbereitungen getroffen werden   – zum Beispiel muss sichergestellt werden, dass es auf der Baustelle eine Stelle für dich gibt. Mr Harkness wird zwar als verlässlich erachtet, doch er soll nicht in deine wahre Identität eingeweiht werden. Dazu kommt die Zeit, die wir für deine Unterweisung in die Rolle benötigen   … Ich würde sagen, dass du nicht vor Mittwoch oder Donnerstag anfangen kannst.«
    Felicity presste die Lippen zusammen. »Zu spät, denke ich. Idealerweise fängst du Montag an.«
    Mary nickte. »In Ordnung.«
    »Melde dich morgen nach dem Mittagessen hier bei uns«, sagte Felicity. Sie nickte Mary kurz zu und warf Anne einen Blick zu. Das Treffen war beendet und Mary war entlassen.
    Sie erhob sich unbeholfen und zerknüllte die Zeitung in ihrer Hand wie mechanisch. »Danke.« Wofür sie sich bedankte   – sie hatte keine Ahnung.

Zwei
    E ine Glocke läutete.
    Ein klares, sehr hohes Geschepper.
    Ein ›G‹   – was ihr allerdings völlig egal war.
    Mary drückte ihren Kopf fester ins Kissen. Sie weigerte sich, den Ton mit irgendeiner Bedeutung in Verbindung zu bringen. In der Akademie läuteten immer irgendwelche Glocken. Seit sie zwölf war, wurde ihr Leben von diesen Glocken bestimmt. Bis jetzt hatte sie sich ihnen noch nie widersetzt.
    Endlich hörte die Glocke mit ihrem Quengeln auf, und Mary drehte sich auf den Rücken, wobei sie ihre Krinoline zerdrückte. Eine Haarsträhne   – kurz, schlecht geschnitten, ganz unvertraut   – kitzelte ihr linkes Auge. Die Stuckdecke war aufreizend cremefarben und perfekt   – das Ergebnis einer dringend nötigen Renovierung im letzten Sommer. Sie vermisste die alte, vergilbte Decke mit den haarfeinen Rissen und vereinzelten Dellen.
    Das beklemmende Gefühl in der Brust breitete sich immer weiter aus, und sie presste das Kopfkissen festan sich, um es zu unterdrücken. Was war denn nur mit ihr los? Gerade war ihr der aufregendste Auftrag ihrer aufkeimenden Karriere angeboten worden und sie konnte nicht anders darauf reagieren als mit Panik und Übelkeit. War diese Art von Arbeit   – spionieren und verdecktes Ermitteln   – vielleicht doch nichts für sie? Vielleicht sollte sie lieber eine brave kleine Hauslehrerin oder eine liebe kleine Krankenschwester oder eine verhuschte Schreibkraft werden. Alles, nur nicht das undankbarste Mädchen von ganz London, das so viel Glück hatte.
    War sie überhaupt noch ein »Mädchen«? Dieses Jahr wurde sie achtzehn   – so viel wusste sie, obwohl das genaue Datum mit ihrer zwielichtigen, unglücklichen Kindheit verschwunden war. Sie war inzwischen eine Frau, und wenn sie gehofft hatte, dass damit auch Weisheit, Einsicht und Selbstvertrauen kommen würden, hatte sie sich leider getäuscht.
    Dreimaliges leises Klopfen unterbrach ihr Grübeln. Sie rührte sich nicht. Eine Pause, dann wieder das Klopfen. »Mary?« Eine weibliche Stimme natürlich, jedoch gedämpft durch die dicke Holztür.
    Drei Pochtöne   – nein, sechs sogar   –, diesmal entschlossener. Sie blieb stumm.
    Der Messingknopf wurde gedreht und Mary zog

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