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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Ihre Umrisse verschwammen, sie verdoppelten sich, doch bis die erste Träne darauffiel, war ihr nicht klar, warum.
    »Mein Liebes.« Anne reichte ihr ein sauberes Taschentuch. »Egal was mit dem Auftrag ist, du bist uns am wichtigsten. Niemals würden wir etwas von dir verlangen, das dir   …«
    »Angst machen könnte?«
    »Ja.«
    Mary zog die Nase hoch und wischte sich die Augen. Sie hatte keine Ahnung, ob Anne recht hatte. Ihre Mutmaßungen erschienen ihr   … etwas aus der Luft gegriffen. Unverständlich. Absurd. Und doch konnte sie sie nicht pauschal zurückweisen.
    Einige Minuten saßen beide schweigend da. Das Licht, das durchs Fenster strömte, war von einem satten Gold, das alles im Raum weicher und wärmer erscheinen ließ. Es war warm, doch Marys Hände waren kalt und taub.
    »Ich werde dich mit deinen Gedanken allein lassen«, sagte Anne schließlich. »Und ich lasse dir ein Tablett mit dem Abendessen bringen.« Abendessen: Das hatte das Läuten der Glocke bedeutet.
    Mary nickte. »Danke.«
    Anne stand auf und legte die Hand einen Augenblick auf Marys Kopf. »Bleib nicht die ganze Nacht wach und grüble«, sagte sie. »Vertrau deinem Instinkt.«
    Einen Moment danach war Mary wieder allein.

Drei
    Sonntag, 3.   Juli
    Sitz der Agentur
    A ls Mary am nächsten Nachmittag erneut das Büro betrat, wieder verkleidet als »Mark«, hatte sie das Gefühl, dass sie in etwas hineinplatzte. Anne und Felicity saßen zwar auf ihren angestammten Plätzen und begrüßten sie so kurz und knapp wie üblich. Und doch lag etwas in der bewussten Ausdruckslosigkeit, die Anne zur Schau stellte, in dem verborgenen Funkeln in Felicitys Augen, das Mary zögern ließ. Einen Augenblick später war es verschwunden.
    Anne bedeutete ihr, sich zu setzen. »Was hat dich dazu bewogen, den Auftrag anzunehmen?« Ihre Stimme klang neutral und doch lag ein Hauch Besorgnis darin.
    Mary setzte sich aufrecht hin. »Ich habe lange über unser Gespräch nachgedacht«, begann sie zögernd. »Ich hatte mir meine Angst nicht erklären können, bis Sie mich darauf stießen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, und ich wollte auch Ihre Theorie auf keinen Fall akzeptieren   – aber ich glaube, Sie hattenrecht.« Offen sah sie Anne an und lächelte leicht. »Ich muss lernen, meine Ängste zu besiegen, statt vor ihnen davonzulaufen.«
    Felicity warf Anne einen raschen Blick zu, dann sah sie wieder zu Mary.
    »Du hast also immer noch Angst«, sagte Anne.
    »Ja. Aber jetzt kenne ich sie   – und bin erst recht entschlossen, den Auftrag anzunehmen.« Sie hoffte, dass sie überzeugender klang, als sie sich fühlte.
    Es folgte ein langes Schweigen. Anne und Felicity starrten sie beide an, als würden sie erwarten, dass sie zusammenbrach. Sich umentschied. Mary starrte unverwandt zurück und wartete.
    Schließlich nickte Felicity. »Also gut; du hast deine Wahl getroffen. Wir werden   –«
    »Allerdings gibt es da noch eine Sache.«
    Anne hob eine ihrer feinen Augenbrauen. »Die wäre?«
    Mary schluckte. »Ich muss mich irgendwo einmieten, wenn ich wirklich als ›Mark Quinn‹ durchgehen soll. Ich habe mir heute Morgen ein Zimmer in einer Pension in Lambeth genommen.«
    Beide Frauen verstummten überrascht. Nach einigen sich hinziehenden Sekunden sagte Mary zaghaft: »Ich fange mit den praktischen Gründen an: Die Arbeiter auf der Baustelle könnten doch fragen, wo ich wohne. Es wäre ziemlich ungewöhnlich für ›Mark‹, in St. John’s Wood zu wohnen, und es könnte nützlich sein, wenn man meine Adresse dort wüsste. Eine Pension in Lambeth ist unauffällig. Im Gegensatzdazu wäre es extrem seltsam, wenn ich in einem Mädcheninternat leben würde.«
    »Und außer der praktischen Seite gibt es auch andere Gründe?«, fragte Anne nach.
    Mary holte tief Luft. »Es wird einfacher sein, wenn ich nicht ständig zwischen mir selbst und ›Mark‹ wechseln muss. Und   …« Hier bebte ihre Stimme, und sie zögerte einen Augenblick, ehe sie fortfuhr. »Und damals   … früher   … bin ich nie aus meiner Rolle als Junge ausgestiegen. Diese Situation würde ich gerne aufleben lassen.«
    Anne runzelte die Stirn. »Warum? Warum willst du mit Absicht in eine beängstigende und gefährliche Vergangenheit zurückkehren?«
    Mary zögerte. »Ich weiß nicht recht, wie ich es erklären soll. Ich finde   – ich glaube   –, dass es mir helfen könnte, die Angst zu besiegen.«
    Anne sah sie nachdenklich an. »Starke Argumente«, murmelte sie. »Noch

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