Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn
Harkness’ grausigem Tod zurechtgekommen war.
»Kopf hoch«, sagte Jones und hob ihr Kinn mit einem frechen Lächeln an. »Wer immer er ist, er ist es nicht wert.«
»Rühren Sie mich nicht an«, fuhr Mary ihn an. »Sie haben ja keinen Schimmer, warum ich so niedergeschlagen bin.«
»Ach, es ist doch fast immer das Gleiche: Herzensangelegenheit, schreckliches Missverständnis, dasalles auf immer verändert«, sagte er schlagfertig. »Was Sie tun müssen, ist, nach vorne zu schauen. Denken Sie an das, was vor Ihnen liegt!«
Sie putzte sich die Nase. In Gegenwart eines so dreisten Spinners konnte man sich nicht mal in Ruhe unglücklich fühlen.
»Recht so. Sie sind doch eine kluge, energische junge Frau. Es gibt viel zu sehen und zu tun. So, hier muss ich abbiegen.« Er deutete in eine Straße. »Bis dann erst mal, Miss Quinn. Wir sehen uns sicher bald wieder.«
»Das bezweifle ich.«
Er drehte sich noch einmal um und schenkte ihr sein charmantestes schiefes Grinsen. »Ach, ich nicht. Nicht eine Minute.«
Dann verschwand er in der Menge. Es war ein Trick, und sie fragte sich, ob er tatsächlich nur der Schmierenjournalist war, wie er behauptete. Er war doch eigentlich viel zu gewitzt und verständig. Das wollte sie unbedingt herausfinden, falls sie sich noch mal begegneten. Was bestimmt nicht der Fall sein würde, trotz seiner selbstgefälligen Sicherheit. Sie konnte solche Klugscheißer mit wachem Blick, die nur redeten und nie zuhörten, nicht leiden und Jones war da keine Ausnahme.
Die Verärgerung hatte ihr einen Schub versetzt und sie nahm ihren üblichen raschen Schritt auf. Als sie in die Nähe des Regent’s Park kam, fiel ihr ein Tropfen auf die Schulter. Ein weiterer landete auf ihrer Hutkrempe. Und dann setzte ein leichter Regenein. Die Fußgänger suchten das Weite und die Straßenverkäufer packten ihre Ware ein. Sie hatte keinen Schirm dabei. Es war ihr egal. Sie ging weiter und nahm den kürzesten Weg nach St. John’s Wood. Es war zwar nicht das Gewitter, auf das jeder gehofft hatte, aber das würde auch noch kommen.
Alles zu seiner Zeit.
Informationen zum Buch
Auf dem Bau schuften und im Pub zechen – das gehört sich für ein anständiges Mädchen im viktorianischen London natürlich nicht. Genau das soll Mary aber tun, um den Tod eines Maurers auf der Baustelle von Big Ben zu klären. Also verkleidet sie sich kurzerhand als Junge und heuert als Maurergehilfe an. Doch die Arbeiter sind misstrauisch. Und dann taucht auch noch der attraktive James Easton auf der Baustelle auf. Wird er Marys Tarnung durchschauen?
Der zweite Fall für die Meisterspionin Mary Quinn.
Informationen zur Autorin
Y. S. Lee
wurde in Singapur geboren und ist in Kanada aufgewachsen. Bei ihren Recherchen für ihr Studium über das viktorianische England fand sie einen Artikel über ausländische Seeleute, die englische Frauen heirateten. Dieser Artikel erinnerte sie an ihre eigene Herkunft und inspirierte sie gleichzeitig zu den Romanen über die ›Meisterspionin Mary Quinn‹. Y. S. Lee lebt heute gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in Kingston, Ontario.
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