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Eine Frage Der Groesse

Eine Frage Der Groesse

Titel: Eine Frage Der Groesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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einen kleinen Spaziergang. Aber ist das alles wirklich so übel, wie es im ersten Moment wirkt? Oder kann ein gemütliches Schlendern gegenüber hektischem Rumgerenne nicht auch angenehme, lustvolle Seiten haben? Tatsächlich bringt das Alter für die meisten Männer auch Vorteile mit sich, was das sexuelle Erleben angeht:
    − Der Mann ist im Lauf der Jahrzehnte sexuell erfahrener und einfallsreicher geworden, was die verschiedenen Techniken und Positionen angeht.
    − Er hat gelernt, sich besser auf die Bedürfnisse seiner Partnerin auszurichten.
    − Wenn ihn seine nachlassende Manneskraft zu einem längeren Vorspiel bewegt, vergrößert sich seine Chance sogar, seine Partnerin zum Orgasmus bringen zu können. (Die wenigsten Frauen freuen sich über einen Mann, der schon nach wenigen Minuten kommt.)
    − Dass er länger bis zur Ejakulation braucht, bedeutet eben auch längeren Sex, und auch das kommt dem weiblichen Orgasmus entgegen.
    Natürlich sind alle aufgeführten Punkte Verallgemeinerungen. Während einige Männer ihre Erektions- und Ejakulationsfähigkeit gänzlich verlieren, sind andere bis ins höchste Alter voll dabei. Gerade wenn sie in jüngeren Jahren sexuell sehr unternehmenslustig waren, sind sie dies oft auch im Alter. Viele ihrer Geschlechtsgenossen lassen sich aber von den körperlichen Anzeichen für nachlassende Potenz vollkommen aus der Bahn werfen. So überraschte es nicht, dass Viagra trotz zahlreicher Berichte über negative Nebenwirkungen den Apothekern förmlich aus den Händen gerissen wurde.
    Für manche Männer ist das veränderte Rollenverhalten der Geschlechter wenig erfreulich. Während sie in ihrer Jugendzeit an sexuellen Aktivitäten viel interessierter waren als die Frauen, die sich häufig zierten, scheinen sich die Rollen jetzt vertauscht zu haben. Bereits im Jahr 1978 enthüllte der sogenannte Ralf-Report für die Bundesrepublik, dass der Wunsch nach mehr Sexualität bei Männern von 78 Prozent der 20-Jährigen auf 38 Prozent der 60-Jährigen zurückgeht, bei Frauen aber von 23 Prozent der 20-Jährigen auf 60 Prozent der 60-Jährigen zunimmt. Das läuft den gängigen Klischees stark zuwider: Sexuelle Lust wird normalerweise auch im fortgeschrittenen Alter eher mit Männern in Verbindung gebracht, häufig mit einem abwertenden Unterton.
    Schon Aristophanes schimpfte über »die Lüsternheit der Greise«, und die englische Redewendung vom »dirty old man« hat kein weibliches Gegenstück. Älteren Frauen hingegen scheint unsere Gesellschaft oft eine geringere Libido zuzutrauen als einer Hausschildkröte.
    Das Gegenteil ist der Fall: Frauen erreichen das höhere Lebensalter mit nur geringen Beeinträchtigungen, was ihr Sexualleben angeht. Das Aufrichten der Brustwarzen und das Anschwellen der Klitoris sind bei 70-jährigen Großmüttern ebenso zu beobachten wie bei ihren geschlechtsreifen Enkeltöchtern. Weder die Stärke ihrer Erregbarkeit noch die Intensität ihres Orgasmus geht zurück. Die weit überwiegende Mehrzahl der Frauen berichten, Sex sei für sie nach den Wechseljahren gleich geblieben oder gar besser geworden. Viele Forscher sehen den Grund hierfür im Erlöschen der Fortpflanzungsfähigkeit. Die älteren Damen sind endlich sicher vor einer unerwünschten Schwangerschaft, ohne ständig die Pille schlucken zu müssen, und gelangen so zu einem wirklich freien Genuss der Sexualität. Dazu haben sie oft auch viel mehr Zeit für Erotik, weil es keine Kinder mehr zu versorgen gibt. Soweit sie noch mit ihren Partnern zusammenleben, beschreiben fast 60 Prozent ihre sexuellen Beziehungen als befriedigend bis sehr gut und nur 16 Prozent als quälend. Selbst von den 80-jährigen Frauen sind noch 10 bis 20 Prozent sexuell aktiv.
    Wenn ältere Frauen trotzdem weniger häufig mit ihren Männern schlafen, dann liegt dies oft an der erwähnten Sozialisation beider Geschlechter: Praktisch ihr ganzes Leben lang haben Männer wie Frauen dieser Generation gelernt, dass überwiegend der Mann den sexuellen Kontakt aufnimmt. Jetzt aber ziehen sich die Männer aufgrund von Ängsten, sexuell zu versagen oder einen Herzinfarkt zu erleiden, mehr und mehr zurück. Daraufhin vermuten an mehr Sex durchaus interessierte Frauen eine Impotenz ihres Partners und beginnen auch deshalb häufig nicht damit, selbst die Initiative zu ergreifen. Auch wünschen sich viele ältere Frauen zwar mehr Sex, haben aber mangels eines Partners weniger Gelegenheit dazu. Da zum einen Frauen traditionell eher ältere

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