Eine Frage Der Groesse
Alkohol aber seine Wahrnehmung. Vielleicht baggern auch deshalb Männer in angetrunkenem Zustand Frauen an, die ihnen allein aus optischen Gründen ansonsten eher schnuppe wären. Wo früher Reserviertheit herrschte, übernimmt jetzt Eroberungsdrang. Auch die Blutgefäße dehnen sich, woraufhin der Penis sich streckt und räkelt und tatendurstig wird.
Das alles spielt sich ab, solange Alkohol in Maßen genossen wird. Leider genießen ihn viele Männer stattdessen in Massen, um diese beseligenden Gefühle noch zu verstärken. Inzwischen haben ihre Nervenzellen aber gemerkt, dass dieses Volk, das sich die ganze Zeit über an sie ranschmeißt, bei ihnen gar nichts zu suchen hat, und machen die Schotten dicht: Sie fahren die Andockstellen für das Dopamin wieder ein. Jetzt prallt der Alkohol von den Zellwänden ab und entfaltet nur noch eine leicht depressive Wirkung. Der Trinker sucht immer noch verstärkt Kontakt zu anderen Menschen, aber jetzt aus anderen Gründen: Er ist nicht mehr so glücklich wie zu Beginn.
Noch unglücklicher wird er, völlig entgegen seinen Erwartungen, wenn er in diesem Zustand mit einer Frau im Bett landet. Der Alkohol wirkt inzwischen nur noch als Depressivum und beeinträchtigt damit die Fähigkeit, so in Fahrt zu kommen, wie es nun eigentlich wünschenswert wäre. Viele Männer kriegen schon nach zwei bis drei Drinks keinen mehr hoch und gelangen deutlich schwerer zum Orgasmus. Der Mangel an kritischer Selbstwahrnehmung führt dazu, dass man schon mal auf ein Kondom verzichten zu können meint. Und der Rauschzustand macht vernünftige Kommunikation sehr schwer. Weil der Alkohol darüber hinaus die Konzentration schwächt, kann der betreffende Mann längst nicht mehr all jene Feinheiten wahrnehmen, die bei sinnlichem Sex so wichtig sind. Mit einem Wort: Riesenpleite.
Noch schlimmer sind die Langzeitschäden bei Männern, die öfter mal einen bechern. Während langanhaltender Genuss von täglich zwei Gläsern Rotwein (am besten mit Tanningeschmack) die Elastizität der Blutgefäße fördert, führt langanhaltender, übermäßiger Alkoholgenuss: zu Verkalkungen und Verengungen, die die Wände der Blutadern in Mitleidenschaft ziehen. Damit wird die Blutzufuhr behindert, die zum Ausdehnen der Schwellkörper notwendig ist. Der Alkohol stört auch zunehmend die Nervenimpulse, die vom Gehirn bis zu den Schwellkörpern des Penis ausgehen. Aus der Pleite eines einzigen Abends entwickelt sich ein dauerhaftes Problem.
Aber es kommt noch schlimmer: Alkohol senkt den Testosteronspiegel und scheint den Umbau von Testosteron in Östrogen zu beschleunigen. Dem Macho, der sich und anderen seine Männlichkeit als Kampftrinker beweisen möchte, wachsen auf Dauer Brüste. Kippt er sich zweimal die Woche fünf Bier oder mehr hinter die Binde, schrumpfen noch dazu seine Hoden. Und schließlich stört das ständige Vorbeitorkeln von Alkoholmolekülen massiv die Arbeit der Enzyme am Spermienkopf, womit sich die Chance auf gesunde Nachkommen – oder überhaupt auf Nachkommen – deutlich verringert. So erhöht der väterliche Genuss von Alkohol vor der Zeugung nicht nur das Risiko von Fehlgeburten, sondern kann sich auch schädigend auf die Entwicklung des Kindes auswirken.
Wie also soll sich ein Mann verhalten, der all die positiven Wirkungen von Alkohol nutzen möchte, ohne dessen Nachteile zu erleiden? Hier empfiehlt sich, nicht mehr als ein halbes Gramm Alkohol pro Kilo Körpergewicht zu sich zu nehmen, bevor man mit jemandem in die Laken springt. Rechnet man nach, ergibt sich klar: Diese Grenze hat ein Mann, der 75 Kilo auf die Waage bringt, bereits mit zwei Vierteln Wein überschritten.
Wie kann ein Mann auch ohne Trinken von Alkohol dessen anregende Wirkung genießen?
Sittenwächter sind bekannt für Parolen wie »Alkohol ist keine Lösung« (was stimmt: Alkohol ist ein Destillat). Freunde des geselligen Beisammenseins kontern dagegen inzwischen mit dem Spruch »Kein Alkohol ist auch keine Lösung!« Hier haben die Schluckspechte allerdings Unrecht. Denn es ist für einen Mann durchaus möglich, auch ohne einen einzigen Tropfen zu trinken, all die Vorteile abzugreifen, welche die Spirituosenabteilung des Supermarkts ihm bietet – und sich gleichzeitig all die geschilderten Nachteile zu ersparen. Allerdings läuft dieser Prozess unbewusst ab, weshalb er sich leider nicht einfach so planen lässt.
Tatsächlich kann nämlich schon das Lesen von Wörtern wie »Wein«, »Whisky« oder »Schampus«
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