Eine Frau - Ein Bus
machen würde, hatte ich unseren Bus schon vor Monaten bei Bus Conversion angemeldet, und ich muss zugeben, selbst ich war begeistert, als wir erfuhren, dass wir es auf die Mittelseite der nächsten Ausgabe geschafft hatten. Ja, ich hatte meinen Abschluss an einer superschicken Nobeluniversität gemacht, hatte Medizin studiert und besaß drei Psychiatrie-Abschlüsse, aber jetzt konnte ich die Erfüllungen eines lebenslangen Traums, einmal Miss September zu sein, zu den tollsten Errungenschaften meines Daseins zählen. Tim bestellte natürlich sofort mindestens ein Dutzend Ausgaben, die er an Freunde und Familienmitglieder verschickte. Er war offiziell ein so genannter »Bus-Jünger« geworden - der Terminus technicus von Bus Conversions für all jene, die eine ganz besonders tiefe Liebe mit ihrem Bus verbindet. Während ich nicht mehr war als die Ehefrau, die Mr. Bus-Jünger zu diesem Abenteuer mitgeschleppt hatte.
Kurz nachdem die Zeitschriften eintrafen und unseren Prominentenstatus festigten, fuhren wir den Highway entlang, als Tim einen Bus auf uns zukommen sah.
»Das … ist ein …«, stammelte er und versuchte sich an den Typ zu erinnern. Mir war das völlig egal, dafür hätte ich es lieber gesehen, wenn er sich aufs Fahren konzentriert hätte.
»Es ist ein Bus, Schatz«, erklärte ich mit aller Geduld, die ich aufbringen konnte.
»Was meinst du damit?«, fragte er so beleidigt, wie ich gewesen wäre, hätte er meine perlenbesetztes Fendi-Abendtäschchen als Handtasche bezeichnet.
»Was ich damit sagen will, ist, wen kümmert das schon«, gab ich leicht gereizt zurück und versuchte, seine Konzentration mittels schierer Willenskraft wieder auf die Straße zu richten.
»So redet eine Miss September nicht«, tadelte er kopfschüttelnd. »Und der Monat deiner Regentschaft ist noch nicht mal vorbei.«
Das nicht, aber das Jahr unserer Busreise könnte es bald sein.
Kapitel Fünf
Elchlos in Maine und andere haarlose Geschichten aus Neuengland
Flüchtiger Elch
1½ Teile Godiva-Likör
1¼ Teile Crème de Cacao
½ Teil Vanille-Wodka (oder 1 Teil Himbeerlikör für die
Elchsuche im Wald oder ½ Teil Crème de Banana für
die Suche im Dschungel)
2½ Teile Sahne
Die Zutaten in einen Mixer geben, schütteln und in ein Glas gießen. Den Rand mit Schokoladensirup verzieren. Ein Schokobonbon hineinwerfen und das satte »Plopp« genießen. Und dann runter damit.
W ir fuhren an die Ostküste, da wir vorgehabt hatten, dem Herbst so weit nach Süden zu folgen, wie er uns führte. Obwohl wir mehrere Stopps einlegten (zum Beispiel in Ohio am Lake Erie, um uns den gleichermaßen spektakulären Sonnenuntergang und die Achterbahn anzusehen), gab es viele Tage, an denen wir (Na schön, Tim) stundenlang nur fuhren. Ich stellte fest, dass es mir eigentlich ganz
gut gefiel, einfach nur dazusitzen, hoch oben auf meinem Beifahrersitz, mit Shula - die sich eine Spur weniger verspannt zusammenkauerte - auf dem Schoß.
Ich war schon immer stolz auf meine ganz besondere Multitasking-Fähigkeit gewesen: Bei der Arbeit kann ich mich mit einem Arzt über einen Fall unterhalten, während ich das Gutachten meines letzten Falles niederschreibe, während ich meinen Terminkalender durchblättere und mir einen Friseurtermin überlege - für mich und den Pudel -, während im Hintergrund die Nachrichten im Fernsehen laufen. Ich bin gern beschäftigt, vorausgesetzt natürlich, ich kann dabei sitzen bleiben. Ich weiß, dass ich, solange ich auf mich gestellt bin, die Neigung zum … Versumpfen besitze. Deshalb zwinge ich mich, meinen Geist in Schwung zu halten, so wie ich mich zwingen muss, Sport zu treiben.
Einmal hat mich eine Freundin zum Yoga mitgeschleppt.
»Du wirst begeistert sein!«, ereiferte sich Susan, eine der tollsten Frauen, die ich kenne. Wenn es für sie funktioniert … »Es bringt Klarheit in die Gedanken!«, fuhr sie fort. Toll. Wären meine Gedanken noch klarer, wäre ich tot. Trotzdem ging ich hin. Die Tatsache, dass ich in Boulder lebte, bedeutete, dass ich mich im Prinzip sowieso bereits vermeintlich zum Yoga angemeldet hatte. Boulderianer sind so verdammt durchtrainiert, dass sportliche Betätigung garantiert eine in den Stadtstatuten festgeschriebene Pflicht ist, wenn man sich hier niederlassen will. Wenn ich mich zum Yoga anmeldete, würden sie es mir hoffentlich nachsehen, dass ich nie wandern oder Ski fahren ging oder das Haus im Allgemeinen nur sehr selten verließ. (Tim schwört, er hätte auf den
Weitere Kostenlose Bücher