Eine Frau - Ein Bus
wäre mir nicht eine ältere Dame mit bläulich gefärbtem Haar und Stock aufgefallen, die ohne jede Mühe durch die Tür neben mir hinausging. Ich überprüfte kurz, ob mich auch niemand beobachtete, dann schlüpfte ich hinter ihr hinaus. Zurück im Bus, ließ ich mich bei Tim über mein Erlebnis aus.
»Hätte dort gestanden NUR EINGANG, NICHT EINTRETEN, wäre das ja noch logisch gewesen.«
»Du bist doch hinausgegangen, Schatz.«
»Ja, aber ich bin in diesen kleinen Zwischengang neben der Tür gegangen, um hinauszugehen.«
»Wie du meinst, Liebes.« Ich bemerkte den dankbaren Blick, den er dem GPS zuwarf. Manchmal komme ich mir wie ein genialer Idiot vor - nur ohne den Teil mit dem Genie.
Als wir den East Harbor State Park, Ohio, verließen, glaubten wir, endlich die Tücken unseres GPS im Griff zu haben, und beschlossen, ihn dem ultimativen Test zu unterziehen: Konnte es uns auf direktem Weg zum Wal-Mart in der 5555 Porter Road in Niagara Falls, New York, dirigieren, wo wir vorhatten, die Nacht zu verbringen?
Wir einigten uns darauf, den GPS-Instruktionen auf Punkt und Komma Folge zu leisten, egal was Mr. Straßenatlas sagte (für meinen Geschmack ist er sowieso ein wenig zu pedantisch. Manchmal sind zu viele Linien auf einer Karte schlichtweg verwirrend.) Ich programmierte das GPS, und alles schien prächtig zu laufen, bis kurz hinter Buffalo. Wir fuhren auf der 290 in nördliche Richtung. Das GPS gab keinerlei Instruktionen, weder auf dem Bildschirm noch mittels dieser heiseren Frauenstimme, auch
wenn mir und Mr. Straßenatlas klar war, dass wir schon bald auf die I-90 abbiegen und nach Norden in Richtung Niagara Falls fahren mussten.
»Ich weiß nicht, Schatz«, fing ich an, »ich verstehe nicht, was sie von uns will. Wenn wir auf dieser Straße weiterfahren, kommen wir wieder nach Buffalo. Ich glaube, wir müssen auf die I-90.« Ich studierte die Karte, was mich unsere Route noch klarer erkennen ließ. Schon bald würde es keine Wendemöglichkeit mehr geben. Zumindest keine für einen fünfzehn Meter langen Prevost mit einem Jeep hinten dran.
»Bist du sicher, Nummer zwei?«, fragte er.
»Aye, Kapitän. I-90. Mir ist einfach nicht ganz klar, in welche Richtung sie uns schicken will.« Als wir an die entscheidende Stelle kamen, lag es auf der Hand: Die I-90 ging nach rechts von der 290 ab. Tim ordnete sich ein. Trotzdem - in früheren Situationen hatte MapBreath uns stets die Anweisung »Rechts halten« gegeben, doch diesmal schwieg sie.
»Sie hat es vergeigt«, stellte ich fest.
»Nein«, sinnierte Tim. »Es muss am Kartenprogramm liegen, dass sie es nicht richtig hinbekommen hat.« Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Dann fiel mir wieder ein, dass ich MapBreath mit einer Männerstimme programmiert hatte, insbesondere um dem Verlogenen Miststück ein wenig Gesellschaft zu schenken, in der Hoffnung, dass sie die Aussicht auf ein wenig libidinöse Befriedigung bewog, uns die Wahrheit über den Stand unserer Wassertankfüllungen zu geben. Doch irgendwo in Michigan hatte sich MapBreath offenbar einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Und ich war nicht diejenige, die dabei das Skalpell geschwungen hatte.
Tim, der sogar schon Mühe hatte, einen Computer auch nur anzuschalten, gab später zu, er hätte sich irgendwie durch MapBreaths Menüs laviert, bis er an den Punkt gelangt sei, an dem sich die Sprachfunktion ändern ließ.
»Es fühlt sich einfach natürlicher an, wenn mir eine Frau sagt, was ich tun soll«, erklärte er.
Als wir endlich zu Chez Sam einbogen, verkündete MapBreath mit dieser blasierten Stimme: »Ziel erreicht.« Ich konnte mir eine scharfe Erwiderung nicht verkneifen. »Oh, jetzt bekommst du auf einmal die Zähne auseinander.« An dieser Stelle schaltete sich Tim ein, und zwar ziemlich aufgeregt, muss ich sagen. »Sie hat uns hierher dirigiert. Genau zum Ziel.« Jetzt verstand ich endlich, was hier los war.
»Wieso nimmst du sie eigentlich ständig in Schutz?«, wollte ich wissen.
»Wovon redest du?«, erwiderte er. Doch ich spürte genau, dass die Wahrheit dicht unter der Oberfläche seines fadenscheinigen Protests lag.
»Ich wette, hättest du die Wahl, würdest du mich hier stehen lassen und sie mit auf die Reise nehmen«, platzte ich heraus.
»Ich fühle mich noch nicht einmal zu ihr hingezogen«, beharrte er. »Aber wenn ich dich hier lassen würde, könntest du mich nie im Leben finden«, gackerte er. Ich war alles andere als amüsiert.
»Wieso hörst du ständig nur auf
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