Eine Frau - Ein Bus
Kapitel Eins
Runter vom Thron
Prevost Princess
3 Teile Wodka
1 Teil Pfirsichschnaps
1 Teil Himbeerlikör
1 herzhaftes Jaulen (optional)
Auf der Couch zurücklehnen und entspannen, Ehemann zum Mixen und Shaken antreiben.
A ls mein lange gefürchteter dreißigster Geburtstag kam, warf mich das weniger aus der Bahn als vermutet, da er mit einem wesentlich bedeutenderen Meilenstein in meinem Leben zusammenfiel: meiner kleidungsmäßigen Hunderterfeier. Ich besaß einhundert Paar Schuhe. Später, mit vierundvierzig, war ich an dem Punkt, an dem ich versuchte, gerade einmal die Hälfte davon auf einer Wohnfläche von gut 30 Quadratmetern unterzubringen.
Das alles war Tims Schuld.
Als er verkündete, er wolle ein Jahr lang in einem umgebauten Bus das ganze Land bereisen, bedachte ich diese tiefsinnige und potenziell lebensverändernde Ankündigung
mit dem exakten Maß an gründlicher Erwägung, das sie verdiente.
»Wieso kannst du kein normaler Ehemann mit einer Midlife Crisis sein und eine Affäre haben oder dir eine Corvette kaufen?«, fragte ich ihn. »Ich werde niemals, ich wiederhole, NIEMALS, in einem Bus leben, nicht in einer Million Jahren.«
Knapp eine Million Jahre später, als wir im Begriff standen, uns in unserem voll ausgestatteten Luxusbus auf die Straßen zu schwingen, dämmerte mir, dass Tim ja bereits stolzer Besitzer einer Corvette gewesen war, schon viele Jahre zuvor, als er noch viel zu jung für eine Midlife Crisis war. Während ich grübelte, mit wem er auf außerehelichen Pfaden unterwegs sein könnte (und ob sich seine Affäre als weniger anstrengend als ein Leben in einem Metallphallus auf Rädern für mich erweisen könnte), stopfte, knüllte und - oh Gott - knickte ich die hinreißendsten Prada-Pantöffelchen der westlichen Hemisphäre in meinen »Schrank« (der diese Bezeichnung in Wahrheit nicht verdiente, sondern eher dem Kabuff ähnelte, den man mir vor all den Prä-Schuhleidenschaftsjahren zugewiesen hatte, als ich meine Ferien noch im Sommerlager verbrachte). Wie hatte ich von »nie im Leben« zu … dem hier kommen können? Tim und ich arbeiten beide als Psychiater, aber er ist offenbar der Bessere von uns. Es hat zwar fünf Jahre gedauert, aber am Ende hat er meinen Widerstand in Grund und Boden gerammt - zweifellos mithilfe einer brandneuen schicken Gehirnwäschetechnik, die er in einer Fachzeitschrift gefunden und herausgerissen hat, bevor ich sie in die Finger bekommen habe.
Es wäre nicht das erste Mal, dass mein hinterlistiger Ehemann mich mittels fieser Tricks zu etwas gebracht hat,
was ich eigentlich nicht tun will. Na gut, okay. Es war erst das zweite Mal (zumindest soweit ich weiß), aber das erste Mal war der absolute Hammer. Vor fast zwanzig Jahren hat Tim mich mit einer Lüge dazu gebracht, das erste Mal mit ihm auszugehen.
Wir lernten uns 1984 kennen, als wir beide noch mit anderen Partnern verheiratet waren. Ich war vierundzwanzig und studierte Medizin in D.C., absolvierte aber so viele Praktika in Tucson wie möglich, da mein erster Mann gerade dorthin gezogen war, um sein Doktorandenstudium zu beginnen. (Er wollte Archäologe werden und hatte sein Studium vorerst auf Eis gelegt, damit ich meine Ausbildung beenden konnte. Im Gegenzug versprach ich, meine Zeit als Ärztin im Praktikum dort zu absolvieren, wo auch immer er seinen Doktor machen wollte, wobei ich nicht einen Moment auf die Idee gekommen wäre, dass er sich eine Stadt ohne eine Nordstrom-Filiale aussuchen würde.) Tim war im zweiten Jahr seiner Psychiatrie-Fachausbildung dort, und ich wurde seinem Team zugeteilt.
Obwohl er furchtbar nett war und wir uns gut verstanden, war ich glücklich verheiratet und verschwendete keinen weiteren Gedanken an ihn, als mein Praktikum zu Ende ging. Was Tim betraf - in seiner Ehe mit Diane (auch D1 genannt, wohingegen ich D2 bin. Eine Steigerung sollte es besser nicht geben) begann es bereits zu kriseln. Zwei Jahre danach: Ich war Ärztin im Praktikum im zweiten Jahr, und Tim stand kurz vor seiner Promotion. Und wir waren beide geschieden.
Tim und D1 waren seit der Highschool zusammen, und ihre Ehe basierte eher auf Funktionalität denn auf Kompatibilität. Mein Ex und ich hatten schlicht und einfach zu jung geheiratet. Kurz nach meinem Abschluss ging mir
auf, dass meine zweijährige Ehe ein Fehler gewesen war, und schwor mir, dass ich für lange, lange Zeit nicht mehr heiraten würde.
Sieben Monate später lief ich Tim in die Arme.
Ich war mit Freunden in
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