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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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kümmerte mich ums Bezahlen, wann immer wir … äh … zu einer Mautstelle kamen. (»Kannst du nicht ein bisschen gerader hinfahren, damit sie nicht sehen, dass wir einen PKW angehängt haben. Es kostet zwei Dollar pro Achse.«) Zuletzt und zu unser beider Leidwesen war mir auch die Aufgabe des Navigators zugeteilt worden.
    »Wieso um alles in der Welt sollte ausgerechnet ich die Navigation übernehmen?«, hatte ich gefragt. »Ich habe keinerlei Orientierungssinn, und Karten kann ich auch nicht lesen.«
    »Stimmt«, bestätigte Tim, »aber wer sollte es sonst machen? Miles?« Nachdenklich sahen wir unseren Pudel an. Nicht einmal die Tatsache, dass er fröhlich, wenn auch unter ziemlichem Geschlabber, Mortys Kopf ableckte, disqualifizierte ihn restlos für diese Aufgabe. Außerdem genoss Miles es ebenso wie sein Herrchen, Dinge zu erledigen.
Wann immer Allround-Freak sich um etwas außerhalb des Busses kümmerte, konnte man sich darauf verlassen, dass Freak-Pudel ihm auf den Fersen folgte, um sich seinen eigenen wichtigen Aufgaben zu widmen (Steine in die Ecke schubsen, sie anbellen und nach erfolgreicher Absolvierung dieser Tätigkeit mit Schnauze oder Pfoten auf dem Boden herumreiben) und dabei Erfolgsquoten einzufahren, die denen seines Herrchens in nichts nachstanden. Trotz allem war uns klar, dass es in punkto Navigation keine Alternative gab, auch wenn Miles den Anforderungen durchaus nahe kam. Mit Tim als designiertem Dauerfahrer blieb mir nichts anderes, als in die Rolle des Navigators zu schlüpfen. Gott möge uns beschützen.
    Selbstverständlich war unser Superbus mit GPS ausgestattet. Und selbstverständlich hatte Elektronik-Superhirn Peter uns das System mindestens genauso prima erklärt, wie er dafür gesorgt hatte, dass der Fernseher (und so ziemlich alles andere auch) funktionierte.
    »Einfach CD einlegen, dann kann nichts passieren«, hatte Peter gesagt und mir das noch verpackte GPS in die Hand gedrückt. Nach langem Hinauszögern packte ich es aus, als wir die vertrauten Gefilde Colorados verlassen hatten. Die Konstrukteure eines so unglaublichen Gerätes halten sich vielleicht für ganz besonders schlau, aber ich bin noch viel schlauer: Innerhalb kürzester Zeit fand ich heraus, dass die CD größer war als das Gerät.
    »Sieh nur!«, rief ich empört. »Dieses Ding passt nie im Leben da hinein!« Tim, der in punkto Hightech noch weniger gewitzt ist als seine Frau, schüttelte nur den Kopf.
    Erst mehrere hundert Meilen später kam ich dahinter, dass die CD auf meinem Computer installiert werden sollte, so dass ich von dort aus die Daten auf das GPS übertragen
konnte. Doch noch war uns nicht klar, dass es einen weiteren, noch viel wichtigeren Schritt auf dem Weg dorthin gab: die Programmierung. In unserer Ignoranz beschlossen wir, das GPS an einem Tag zu testen, als wir mit dem Jeep unterwegs waren.
    »Wie sollen wir dem Ding sagen, wohin wir wollen?«, löcherte ich den Kapitän. Wieder schüttelte er nur den Kopf. Dann hatte ich eine brillante Idee. Ich hatte Lust auf ein paar frittierte Zwiebelringe, also gab ich im Scherz (O.k., halb im Scherz) »Finde Wendy’s« ein. In diesem Augenblick meldete sich eine Männerstimme. »Nach … zwanzig … Metern … rechts … abbiegen.« Verblüfft sahen wir einander an, dann auf die Straße vor uns. Und siehe da, zwanzig Meter vor uns befand sich eine Wendy’s-Filiale.
    »Finde gefrorene Eiercreme!«, befahl ich. Nichts. Was für ein nutzloses Stück … Als wir Minneapolis hinter uns ließen, hatten wir nicht nur herausgefunden, wie das GPS funktionierte (und dass diese Geschichte mit der Wendy’s-Filiale nur eine Art glücklicher Zufall gewesen war), sondern auch, dass wir uns auf unseren neuen Freund verlassen konnten, es sei denn, es waren irgendwo gerade neue Baustellen aufgetaucht.
    Trotz meiner erbärmlichen Mathematikkenntnisse, meines nicht vorhandenen Orientierungssinns und meiner völligen Unfähigkeit, Karten zu lesen, hätte ich den einen oder anderen navigatorischen Erfolg verbuchen können, wäre ich nicht, wie Tim es ausdrückte: »Immer schön zuerst Hirn einschalten.« Wie damals in Ohio, als ich versuchte, einen Supermarkt zu verlassen, jedoch an der Tür scheiterte. »NUR EINTRETEN«, stand auf dem Schild und in der nächsten Zeile »NICHT EINTRETEN«. Nur Eingang, kein Eingang? Was zum Teufel soll das denn bedeuten?
Ich versuchte mehrmals, durch die Tür zu gehen, schaffte es aber nicht. Vielleicht stünde ich heute noch dort,

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