Eine fremde Welt 3 - Fiona
Weile stehen und spricht mit einem unsichtbaren
Zuhörer.
»Ich bin glücklich, Vater, sehr glücklich. Ich kann dir nicht vergeben, was
du getan hast, warum du uns alle töten wolltest und es auch fast
geschafft hast. Ich habe lange darüber nachgedacht, über das Warum,
und ich vermute, dass du wolltest, dass wir alle zusammenbleiben
können. In deinem kranken Kopf hast du den Tod von uns allen als
einzige Lösung gefunden. Sie war falsch, so falsch. Ich habe überlebt und
bin allein hier zurückgeblieben. Sie war auch falsch, weil Mama, Erin und
Ethan noch leben wollten, und du ihnen das verwehrt hast. Aber ich
kann mit dieser brutalen Wahrheit, dass ihr alle nicht mehr zurückkommt
und es nichts gibt, das die Zeit zurückdrehen kann, leben. Ich bin dir
immer noch böse, sehr böse, aber ich habe keine weiteren Gefühle mehr
für dich. Ich bin heute zum letzten Mal hier bei dir. Denn ich werde ein
neues Leben mit einem Mann beginnen. Mama und die Kleinen werden
immer in meinem Herzen sein, Papa, aber dich kann ich dort schon
lange nicht mehr finden. Es tut mir auch nicht leid. Ich habe auch kein
schlechtes Gewissen deswegen, ich wollte dir das trotzdem sagen. Ich
werde Jonathan bitten, dass er sich weiterhin um dein Grab kümmert, so
wie er es auch schon die ganzen letzten Jahre getan hat. Aber ich selbst
werde nicht mehr hierherkommen, Vater.«
Langsam kommt sie auf mich zu und hält mich fest, dann geht sie zu
Jonathan und Fiona und umarmt auch die beiden. »Danke für alles.«
Es ist Herbst, Spätherbst. Aufgrund von Fionas Schwangerschaft
beziehungsweise dem Zeitpunkt ihres Geburtstermins heiraten wir Ende
Oktober. Die kleine Susanne ist ein gesundes Baby und auch Fiona ist
wieder fit und munter.
Am Samstagmorgen scheint die Sonne vom Himmel. Als ich Emely an
der Hand von Jonathan sehe, kommen mir fast die Tränen. Peter und
Robert sind meine beiden Trauzeugen und eine richtige Prinzessin ist
Emelys Trauzeugin. Kurz bevor sie neben mir steht, geht die Kirchentür
nochmals auf und meine Eltern kommen herein. Sie wollen sich hinten
in die letzte Reihe setzen, aber das kann und will ich nicht zulassen. Ich
wende mich zu Peter um, der ist aber schon auf dem Weg nach hinten zu
meinen Eltern. Er flüstert kurz mit ihnen und führt sie ganz nach vorne
an ihren Platz, den wir extra für sie freigelassen haben. Jetzt ist alles
perfekt, mit lachendem Gesicht drehe ich mich zu Emely um und die
nächste Stunde vergeht wie im Traum. Ich höre nur klar und deutlich das
Ja von Emely, alles andere ist ein Gemurmel, das ich ausblende. Das »Sie
dürfen die Braut jetzt küssen« vernehme ich wieder und übernehme ich
sehr gerne und ausgiebig. »Hallo Herr Rossi ...!« »Hallo Frau Rossi ...!«
Die Hochzeitsfeier ist herrlich italienisch und doch genauso, wie wir es
uns vorgestellt haben.
Nach dem Essen steht Jonathan auf und hält die erste Rede. Die sehr
kurz und prägnant ist und alles enthält, was es zu sagen gibt. Sie ist
richtig. Richtig für uns alle. »Milan, wir sind glücklich, dich in unserer
Familie begrüßen zu dürfen, sehr glücklich. Wir, und damit meine ich
uns alle, wussten nicht so recht, was wir euch schenken sollen, deshalb ist
es vielleicht nicht ganz das, was ihr euch vorgestellt habt, aber ich hoffe,
dass es euch gefällt.« Fragend sieht Emely zu Fiona. Jonathan wendet
sich nun direkt an Emely: »Fionas Eltern haben zugestimmt und Fionas
Mum und auch dein Vater, Milan, haben geschuftet, was das Zeug hält,
und ich habe brav alle Rechnungen bezahlt. Ein Lacher geht durch die
Runde. »Jetzt machs nicht so spannend«, kommt von Fiona. »Wir haben
eure Schlechtwetterhütte umgebaut und wir möchten euch diese
schenken.« Er zeigt uns ein kleines zauberhaftes Modell von einem
Chalet. »Ihr wollt uns ein Haus schenken?« »Nein, wir haben euch
gemeinsam ein Haus gebaut und hoffen, dass es euch gefällt.« Ich bin
sprachlos und Emely schaut mich ebenfalls geschockt an. Dann kommt
Bewegung in die Runde und ich umarme Jonathan und Fiona, bedanke
mich höflich aber reserviert bei meinem Vater und Emelys Großeltern.
Dann aber steht Peter auf und beginnt zu sprechen. Auch seine Rede ist
lustig und unterhaltsam. Zum Schluss überreicht er mir einen Umschlag
mit den Worten: »Milan, das ist ein Geschenk von Steven, Fiona, ihren
Eltern und von mir, es ist etwas mehr für dich als für Emely.« Er schaut
entschuldigend zu ihr. »Ich hoffe,
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