Eine fremde Welt 3 - Fiona
darf, aber jetzt wird er erst mal verlegt, und
da würde ich nur stören.
Jonathan schläft tief und fest in den nächsten Tagen, ich bin eigentlich
fast immer an seinem Bett, nur mit ein paar Ausnahmen. Aber dann ist
Steven oder Peter da. Wir lassen ihn nicht alleine. Ted ist gerade da, als
die Schwester mich bittet, in den Wartebereich zu kommen. Dort würde
Besuch für mich sein. Verwundert schaue ich Ted an, der mit mir nach
draußen geht.
Ein mir fremder Mann ist mit einer Frau da. Bevor er auf mich
zukommt, kommt Ted zu mir und flüstert mir zu, dass es sich um den
Onkel von Jonathan und um seine Mutter handelt. »Die Geier!«, wie er
sie nennt, »sind also schon da.« Sein Onkel umarmt mich. »Hallo Fiona,
schön dich kennenzulernen, wenn der Anlass auch nicht sehr nett ist.
Wir wollen dir unsere Hilfe anbieten.« »Was für Hilfe?« »Dir beistehen«,
kommt von seiner Mutter. »Bei was?«, frage ich direkt. »Bei diesen
schweren Stunden.« »Wie ihr seht, ist meine Familie da.« »Aber wir sind
auch deine Familie.« »Nein, seid ihr nicht. Jonathan hat es nie für nötig
befunden, mich euch vorzustellen. Deshalb gehe ich davon aus, dass er
das auch weiterhin nicht möchte, also lasst mich jetzt bitte in Ruhe. Ich
möchte zurück zu Jonathan.«
Als ich zu ihm schaue, bemerke ich, dass er wach ist. Ich nehme seine
Hand und weine. »Nicht weinen«, flüstert er. »Alles wird gut. Wo ist
Em?« »Draußen mit Milan, sie wartet schon seit Tagen, bis du wieder
aufwachst.« »Hol sie kurz, sie braucht das, nur ganz kurz.« Ich gehe
nochmals in den Wartebereich, und obwohl die Krankenschwester es
nicht erlaubt, setze ich meinen Kopf durch und gehe mit Em zu
Jonathan. Er streichelt sie leicht an der Hand und auch zu ihr sagt er
ganz leise, dass alles gut wird. »Geh jetzt raus, bevor sie mit Fiona
schimpfen, Süße.« Steven kommt auch noch für einen Moment herein
und überzeugt sich selbst, dass es Jonathan gut geht. Er führt Emely
nach draußen. Jonathan bekommt das nicht mehr mit. Er schläft erneut
tief und fest. Ich bleibe an seinem Bett sitzen und warte geduldig, bis er
aufwacht. Ich streichle seinen Kopf und murmle auch für mich selber,
dass alles wieder gut werden wird.
Im Hotel in der Nähe des Krankenhauses unterhalten sich Jonathans
Onkel und seine Mutter. »Dieses Flittchen, das sich seine Frau nennt,
wird uns jetzt hier nicht verjagen. Wenn er stirbt, müssen wir hier sein.
Es muss dann vieles geregelt werden.« »Das wird nicht einfach werden,
so wie ich Jonathan kenne, hat er für alles vorgesorgt und auch sein
Anwalt ist doch hier.« »Ted?« »Ja.« »Du wirst dich doch vor diesem
Würstchen nicht etwa fürchten.« Ich werde jetzt ins Krankenhaus
zurückfahren und versuchen, zu Jonathan durchzukommen, ich muss
wissen, wie es ihm geht, erst dann können wir weiterhandeln.«
Man sollte es nicht glauben, wie dreist manche Menschen vorgehen,
wenn es ums Geld geht. Als ich auf Drängen von Jonathan mit Steven
zum Essen gehe, überredet seine Mutter eine Krankenschwester, sie zu
ihm zu lassen. Sie spielt eine schauspielerische Höchstleistung, die
besorgte Mutter, die von der bösen Schwiegertochter nicht zu ihm
gelassen wird. Wie Jonathan immer gesagt hat, sind sie nicht nett. Bei
ihm im Zimmer angekommen will sie ihn gerade unhöflich aufwecken.
»Jonathan! Wach auf! Ich bin hier, deine Mutter.« In diesem Moment
komme ich mit Steven zurück. »Was machen Sie hier? Was wollen Sie?«
Oh, sie zeigt sofort ihr wahres Gesicht, anstatt, dass sie sich um Jonathan
sorgt, zischt sie mir zu: »Du kleines Flittchen, glaubst du wirklich, ich
würde nicht wissen, dass du es nur auf sein Geld abgesehen hast?« Ihre
Worte tun mir weh, aber berühren mich nicht. Ich bitte eine Schwester,
diese Frau, die sich als seine Mutter ausgibt, hinauszubegleiten, und
ordne an, dass niemand zu ihm darf, ohne meine oder seine
Zustimmung. Zum Glück hat Jonathan nichts von ihrem Besuch
mitbekommen, er hätte sich nur aufgeregt und das ist das Letzte, was ich
möchte.
Die Wachphasen von Jonathan werden immer länger, und schon ein paar
Tage später, wird er auf eine ganz normale Station verlegt. In der
Zwischenzeit ist außerhalb der Klinik sehr viel passiert.
Ungefähr eine Woche nach dem Schusswechsel kommt Ted zu mir auf
die Intensivstation und bittet mich kurz nach draußen. Der Polizeichef
ist vor der Tür. »Können wir für einen Moment mit
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