Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Böschung hinab, bewegten sich vorsichtig, suchten Halt an Grasbüscheln und Wurzeln, die aus der Erde hervorragten. Schließlich erreichten sie eine ebene Stelle unter einem großen Sykomoren-Baum. Ed ließ sich auf den Boden fallen, grunzte und wischte den Schweiß von seiner Stirn.
    „Hier. Laß uns hier ein wenig ausruhen.“
    Peter setzte sich behutsam ein wenig abseits von ihm hin. Eds blaues Hemd war schweißverklebt. Er lockerte die Krawatte und knöpfte den Kragen auf. Schließlich wühlte er in seinen Manteltaschen und holte Pfeife und Tabak hervor.
    Peter sah zu, wie er die Pfeife stopfte und sie mit einem großen Zündholz in Brand setzte. „Was ist das?“ murmelte er.
    „Das? Meine Pfeife.“ Ed lächelte und zog an der Pfeife. „Hast du noch nie eine Pfeife gesehen?“
    „Nein.“
    „Dies hier ist eine gute Pfeife. Ich bekam sie bei meinem ersten Flug nach Proxima geschenkt. Das ist schon sehr lange her, Pete. Fünfundzwanzig Jahre. Ich war damals gerade neunzehn. Nur doppelt so alt wie du.“
    Er verstaute den Tabaksbeutel und lehnte sich zurück, mit ernstem, nachdenklichem Gesicht.
    „Gerade neunzehn. Ich flog als Installateur hinaus. Machte Reparaturen und tätigte Verkäufe, wenn ich etwas verkaufen konnte. Terran Plumbing. Eine von diesen großen Anzeigen, die man damals überall sah. Unbegrenzte Möglichkeiten. Unberührte Welten. Machen Sie eine Million. Das Geld liegt auf der Straße.“ Ed lachte.
    „Und wie ist es dir ergangen?“
    „Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht. Ich besitze jetzt eine eigene Schiffahrtslinie, weißt du. Ich bediene damit das gesamte Proxima-System. Wir reparieren, planen, bauen, konstruieren. Sechshundert Menschen arbeiten für mich. Es hat lange Zeit gedauert. Es war nicht leicht.“
    „Nein.“
    „Hungrig?“
    Peter drehte den Kopf. „Was?“
    „Bist du hungrig?“ Ed holte ein braunes Paket aus dem Mantel und wickelte es auseinander. „Ich habe noch ein paar Sandwiches von der Reise übrig. Wenn ich Prox I verlasse, nehme ich mir immer etwas zu essen mit. Ich habe keine Lust, für die Mahlzeiten zu bezahlen. Man wird nur geschröpft.“ Er hielt ihm das Paket entgegen. „Möchtest du eins?“
    „Nein, danke.“
    Ed nahm ein Sandwich in die Hand und begann zu essen. Er aß nervös und betrachtete dabei seinen Sohn. Peter saß schweigend da, nicht weit von ihm entfernt, und starrte ausdruckslos vor sich hin. Sein glattes, hübsches Gesicht war leer.
    „Alles in Ordnung?“ fragte Ed.
    „Ja.“
    „Dir ist doch nicht zu kalt, oder?“
    „Nein.“
    „Ich möchte nicht, daß du dich erkältest.“
    Ein Eichhörnchen huschte an ihnen vorbei in Richtung Sykomoren-Baum. Ed warf ihm ein Stück Sandwich zu. Das Eichhörnchen rannte davon und kam dann langsam zurück. Es machte Männchen, richtete sich auf den Hinterpfoten auf und bewegte den großen grauen Schwanz hin und her.
    Ed lachte. „Schau dir das an. Hast du schon einmal ein Eichhörnchen gesehen?“
    „Ich glaube nicht.“
    Das Eichhörnchen eilte mit dem Stück Sandwich davon und verschwand zwischen dem Gestrüpp und den Büschen.
    „Draußen auf Prox gibt es keine Eichhörnchen“, bemerkte Ed.
    „Nein.“
    „Es tut gut, hin und wieder zur Erde heimzukehren. Einige alte Dinge ansehen. Auch wenn sie mehr und mehr verschwinden.“
    „Verschwinden?“
    „Fort. Zerstört. Die Erde verändert sich unablässig.“ Ed deutete auf die Berge. „Eines Tages werden sie verschwunden sein. Man wird die Bäume fällen. Dann das Land einebnen. Eines Tages werden sie den ganzen Schutt verladen und fortschaffen. Um die Küste weiter hinaus ins Meer zu schieben.“
    „Davon verstehen wir nichts.“
    „Was?“
    „Ich habe mit diesem Gebiet nichts zu tun.“
    „Ich weiß“, murmelte Ed. „Sag einmal, wie, zum Teufel, bist du eigentlich auf dieses Zeug gekommen? Auf Biochemie?“
    „Die Tests ergaben, daß meine Fähigkeiten für diesen Fachbereich optimal geeignet sind.“
    „Dir gefällt deine Arbeit?“
    „Was für eine seltsame Frage. Natürlich gefällt mir meine Arbeit. Ich bin dafür geeignet.“
    „Mir kommt es jedenfalls verdammt komisch vor, einen neun Jahre alten Jungen mit einem derartigen Zeug vollzustopfen.“
    „Warum?“
    „Mein Gott, Pete. Als ich neun war, da habe ich mich in der Stadt herumgetrieben. Manchmal ging ich zur Schule, aber meistens streunte ich herum und spielte oder las, oder ich schlich mich zu den Raketenhäfen.“ Er dachte nach. „Ich habe alles

Weitere Kostenlose Bücher