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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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stand der Heirat anscheinend ganz entspannt gegenüber.
    »Vor allem, wenn die Kleine süß ist«, fügte Dutch hinzu.
    »Entschuldigt mich kurz.« Gray nahm die beiden Bücher.
    »Hey, Mann! Vorsicht mit dem Einband!«
    »Was soll denn das? Wo bringst du uns hin?«
    »In die Bibliothek.«
    Die beiden Bücher begannen zu protestieren und sich zu beschweren. Grit sagte, die anderen Bücher rieben unangenehm an seinem Einband, und Dutch fand es in der Bibliothek muffig und gruselig. Gray legte die beiden auf den Schreibtisch, wo bereits stapelweise Bücher lagen, außerdem alte Papiere und irgendwelches Zeug, für das er keinen anderen Platz gefunden hatte. Wie jedes andere Zimmer in diesem Haus war auch dieses vollgestopft mit Erinnerungen an alte Zeiten, an seine Vergangenheit und die anderer Calhouns. Er fragte sich, wie alles so aus dem Ruder hatte laufen können.
    »Und wie lange sollen wir hierbleiben?«
    »Ich muss heiraten. Und dann werde ich mit meiner Frau zum Leichenmahl von Marcy gehen, der Frau, bei deren Rettungsversuch sie selbst fast umkam. Und danach gehen wir ins Bett.«
    Dutch kicherte. Gray klopfte gegen seinen Einband. »Schluss damit. Lucinda braucht Ruhe.«
    »Aha. Ist sie hübsch? Ich wette, sie sieht toll aus nackt.«
    »Du wirst es nie erfahren.«
    »Das ist hart, Kumpel. Echt hart.«
    »Ich hole euch morgen wieder ab. Falls ihr euch benehmt.«
    »Ich hasse es, ein Buch zu sein«, stellte Grit fest. »Warum habe ich bloß darum gebeten, ein Seelenbuch zu werden? Ich hätte mich für einen Sessel entscheiden sollen. Oder ein Windspiel.«
    »Gute Nacht, Grit. Und du, benimm dich, Dutch.«
    Sie murmelten ihm einen Gutenachtgruß zu. Als Gray zurück in die Küche kam, nahm Ember das Gespräch wieder auf. »Es soll alles so sein. Aber diese pragmatische Art, sich das Eheversprechen zu geben, finde ich unwürdig.«
    »Lucinda und ich haben uns darauf verständigt, es schlicht zu halten. Wir sind uns einig darin, dass diese Ehe lediglich eine für beide Seiten nützliche Abmachung ist.«
    »Sie bekommt ihren Schutz«, sagte Ember leise. »Und was bekommen Sie?«
    »Eine Frau, die mich nicht an einen Dämon verkauft, um ihre eigene Haut zu retten.«
    Ember verdrehte die Augen und seufzte. »Ich kann die Zeremonie durchführen. Ich bin eine Priesterin der Göttin.«
    »Nein danke, Ember.« Lucindas zaghafte Stimme erklang aus dem Flur. »Gray und ich hätten es lieber, wenn Sheriff Mooreland das erledigt.«
    Gray richtete den Blick auf sie und stand auf. Während er auf Lucy zueilte, verkrampfte sich sein Herz vor Sehnsucht und Sorge zugleich. Sie stand in den Türrahmen gelehnt und sah zerbrechlich und wunderschön aus in dem grünen Kleid seiner Mutter. Es war ihr viel zu groß, doch die Farbe kleidete sie hervorragend. Ihr Haar fiel ihr in Locken auf die Schultern. Die Bezeichnung »braunes Haar« war nicht richtig, denn sie hatte karamellfarbene und kastanienbraune Strähnen. Es sah weich und glänzend aus, und Gray gab dem Impuls nach, eine Strähne um seinen Finger zu wickeln. Ihre Haut war ganz zart und weiß, ihre Augen von langen dunklen Wimpern eingerahmt. Sie sah immer noch ausgezehrt aus, aber das konnte ihre Schönheit nicht trüben. Sie war ungeschminkt, aber sie brauchte auch gar kein Make-up. Gray betrachtete ihren Mund. Ihre Lippen waren blassrosa und samtweich.
    »Hallo«, begrüßte sie Gray.
    Er löste die Haarsträhne und zog Lucy in die Arme. »Ich wäre gleich zu dir gekommen.«
    »Ich weiß.« Es klang stolz, obwohl sie sich an ihn klammerte. »Aber ich wollte es probieren.«
    »Du bist stark. Vermutlich schleppst du morgen schon wieder Felsbrocken.«
    »Irgendeiner muss es ja tun.«
    Er grinste sie an.
    »Ich glaube es nicht«, murmelte Taylor.
    »Was habe ich gesagt?« Selbstgefällig nickte Ember den beiden zu. »Alles soll so sein.«
    Gray ignorierte das unerwünschte Publikum. Lucinda fühlte sich so klein und leicht an. Er würde sie nicht nur neu einkleiden, er würde sie auch aufpäppeln. Womöglich zerbrach sie noch zwischen seinen Fingern, wenn er nur eine falsche Bewegung machte.
    Sie musterte ihn und lächelte. Er war bereits für die Zeremonie umgezogen, trug ein Hemd und eine schwarze Hose und außerdem diese schicken Stiefel, die schwarzen mit dem Silberrand. Offensichtlich gefiel ihr, was sie sah, und Gray war froh, dass er sich chic gemacht hatte.
    »Bist du bereit?«
    »Ja.«
     
    Wahrscheinlich wollte Lucinda gar nicht mit Samthandschuhen angefasst werden.

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