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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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wäre. Aber dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Wenn Mr. Archdale inhaftiert wurde, können Sie gewiss sein, dass ich von den Behörden noch im Laufe des Tages informiert werde.“
    „Ich glaube aber nicht, dass er verhaftet wurde“, erwiderte Daphne und erhob die Stimme. „Ich glaube, dass er entführt wurde!“
    „Aber nein, beruhigen Sie sich doch. Bestimmt hat irgendein Amtsträger es nur mal wieder auf ein bisschen Geld abgesehen. Dergleichen passiert ja andauernd“, fügte er bitter hinzu. „Die scheinen zu glauben, dass wir Goldesel sind.“
    „Wären sie bloß hinter Geld her, warum haben sie Ahmed nicht einfach mit der Forderung zu mir geschickt?“, fragte Daphne. „Warum ihn erst bewusstlos schlagen? Das ist unlogisch“, befand sie und wedelte ungeduldig mit der Hand, als wolle sie alles unlogische Denken aus der Unterhaltung fernhalten. „Ich glaube, dass man den Diener zusammengeschlagen hat, damit er den Vorfall nicht gleich melden kann. Und während Sie mich hier zu beschwichtigen suchen, dürfte die Spur meines Bruders stetig kälter werden.“
    „Die Spur?“, wiederholte der Konsul verdutzt. „Sie nehmen hoffentlich nicht ernstlich an, dass Mr. Archdale einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Wer würde denn für die Entführung eines harmlosen Gelehrten Kopf und Kragen riskieren?“
    „Wenn Ihnen darauf keine plausible Antwort einfällt, wie sollte das dann mir gelingen? Schließlich sind Sie seit sechs Jahren Generalkonsul von Ägypten, ich hingegen bin gerade erst drei Monate hier“, erwiderte sie. „Viel sinnvoller, als über die Motive zu spekulieren, wäre es doch, die Verantwortlichen ausfindig zu machen und sie nach ihren Motiven zu fragen, finden Sie nicht auch? Und ich glaube, wir sollten uns beeilen.“
    „Meine liebe Mrs. Pembroke, ich möchte Sie daran erinnern, dass wir nicht in England sind“, sagte der Konsul. „Es gibt hier keine findigen Ermittler wie in der Bow Street. Die hiesige Polizei dürfte größtenteils aus begnadigten Dieben bestehen. Ich selbst bin von meinen zahlreichen Pflichten leider unabkömmlich, ebenso mein Sekretär. Keiner meiner Gesandten hält sich derzeit auch nur in der Nähe von Kairo auf. Wie Sie sehen, sind wir für die Arbeit, die von uns erwartet wird, auf das Betrüblichste unterbesetzt und unterfinanziert. Wir sind alle so vielbeschäftigt, dass uns kaum eine freie Minute bleibt, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.“
    Er hielt ganz kurz inne und fügte hinzu: „Das heißt also, alle -außer einem.“
    Zwei Stunden später
    Da Daphne von Kopf bis Fuß verhüllt und ihr Gesicht verschleiert war, hatte sie gänzlich vergessen, wie deutlich ihre Kleider dennoch verkündeten: „Europäerin, weiblich“. Bis sie die Zitadelle betrat und sich der Männer bewusst wurde, die sie anstarrten, dann beiseitesahen und miteinander tuschelten, wäre ihr nicht einmal der Gedanke gekommen, sie könne nicht willkommen sein.
    Doch sagte sie sich, dass a) Frauen hierzulande ohnehin nicht allzu oft willkommen waren und b) die Meinung dieser Männer nichts zur Sache tat. Außer ihrer Dienerin Lina und dem Konsulatssekretär Mr. Beechey begleitete sie zudem - ganz offiziell -der Scheich der Provinz. Gemeinsam folgten sie dem Gefängniswärter eine ausgetretene Treppe hinab, die sie in immer tiefere Dunkelheit führte, derweil die Luft stetig übler und beklemmender wurde.
    Als sie unten angelangt waren, setzte der Gestank Daphne dermaßen zu, dass sie wünschte, nicht darauf bestanden zu haben mitzukommen. Sie bräuchte gar nicht hier zu sein und hätte es Mr. Beechey überlassen sollen, die Angelegenheit zu regeln.
    Aber wie hätte sie klar denken können, wenn doch jede Minute, die untätig verrann, Miles nur in noch größere Gefahr brachte?
    Sie brauchte Hilfe, und anscheinend wurde ihre einzig verfügbare Aussicht auf Hilfe in diesem Kerker verwahrt, der so tief war, dass er während der Überschwemmungen unter Wasser stehen dürfte. Ob das eine der hiesigen Folterpraktiken war? Würde man den Gefangenen hier unten angekettet lassen, bis er ertrank? Wurde Miles womöglich an einem solchen Ort gefangen gehalten?
    Kurz erschauderte sie, verdrängte das Schreckensbild dann allerdings rasch aus ihren Gedanken und straffte die Schultern.
    Neben ihr versuchte Lina leise murmelnd, das Böse zu bannen.
    Die Männer schwenkten Fackeln, die das Dunkel jedoch kaum durchdrangen. Und nichts konnte die zum Schneiden dicke, widerlich stinkende Luft

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