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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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fahren, bis sie außer Gefahr wären.
    Just als sie anhob, Lina ihren Plan mitzuteilen, erklang vom Hof her Geschrei.
    Lautes Wehklagen übertönte das Stimmengwirr.
    Daphne sprang vom Diwan auf und eilte zu dem von Gitterwerk durchwirkten Fenster, Lina dicht an ihrer Seite. Eine kleine Gruppe Ägypter kam die Treppe hinauf, die zum Hof führte.
    Sie trugen den reglosen Körper von Miles’ Diener Ahmed.
    Am nächsten Morgen
    In einem prächtigen Haus am anderen Ende der Esbekieh sann der Generalkonsul Seiner Majestät mit gemischten Gefühlen über die Aussicht nach, dass Rupert Carsingtons Kopf auf einer Lanze durch die Stadt paradiert werde.
    In den mittlerweile anderthalb Monaten seit seiner Ankunft in Ägypten war es dem vierten Sohn des Earl of Carsington gelungen, vierundzwanzig Gesetze zu brechen und neunmal inhaftiert zu werden. Für die Summe, die Mr. Carsington das Konsulat bereits an Buß- und Bestechungsgeldern gekostet hatte, hätte Mr. Salt einen der Tempel auf der Insel Philae in seine Einzelteile zerlegen und nach England verschiffen lassen können.
    Er wusste genau, warum Lord Hargate seinen neunundzwanzigjährigen Sprössling nach Ägypten geschickt hatte. Nicht etwa, wie Seine Lordschaft geschrieben hatte, „um den Generalkonsul im Dienst an der Krone zu unterstützen“.
    Nein, einzig deshalb, um jemand anderem Kosten und Verantwortung aufzubürden.
    Mr. Salt strich feinen Wüstensand von dem Dokument, das vor ihm lag. „Doch wahrscheinlich sollte man noch dankbar sein“, meinte er zu Beechey, seinem Sekretär. „Das Militär hätte dies zum Anlass nehmen können, uns allesamt abzuschlachten. Stattdessen verlangen sie lediglich ein horrendes Bußgeld und das Doppelte der üblichen Gefälligkeiten.“
    Erstaunlicherweise hatten die Kameraden des verletzten Soldaten keineswegs kurzen Prozess mit Carsington gemacht. Dabei hatte er ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt. Wenngleich er - als einer gegen zwanzig - eindeutig in der Unterzahl war, hatte er dreimal versucht zu fliehen und den Soldaten dabei einiges an Verletzungen beigebracht.
    Doch in der Stadt war es ruhig geblieben; Lord Hargates ungebärdiger Sohn lebte, erfreute sich noch all seiner Gliedmaßen und fand sich nun in einer von Ratten heimgesuchten Zelle der Zitadelle von Kairo eingekerkert.
    An sich eine gefällige Lösung, hielt es ihn doch von weiterem Ungemach ab, doch konnte man ihn dort natürlich nicht ewig schmoren lassen.
    Der Earl of Hargate war ein sehr mächtiger Mann, dem es leichtfallen dürfte, Mr. Salt in irgendeinen gottverlassenen, altertümerlosen Winkel der Welt versetzen zu lassen.
    Aber Carsington freizubekommen ... Gütiger Gott! Der Konsul besah noch einmal die Zahlen auf dem vorliegenden Dokument. „Müssen wir all diese Leute wirklich bezahlen?“, fragte er kläglich.
    „Ich fürchte ja, Sir“, erwiderte sein Sekretär. „Der Pascha hat herausgefunden, dass Mr. Carsingtons Vater ein bedeutender englischer Lord ist.“
    Mohammed Ali war ein ungebildeter, des Lesens und Schreibens nicht mächtiger Mann, aber dumm war er nicht. Nachdem man ihm Machiavellis Il   Principe vorgelesen hatte, befand der Pascha von Ägypten: „Der könnte noch einiges von mir lernen.“ Etwas, das Mohammed Ali beneidenswert gut konnte - außer seine meuchelnde Armee wiederholt zum Sieg zu führen -, war zählen. Und er hatte gut durchgezählt und war zu der aberwitzigen Summe gelangt, die für die Freilassung eines Sohnes eines bedeutenden englischen Lords zu zahlen sei.
    Zahlte Mr. Salt diese Summe, würde sein rasch dahinschwindendes Budget nicht reichen, die Ausgrabungskosten zu tragen -und sowie er sich von der Ausgrabungsstätte zurückzog, würden die Franzosen dort plündern.
    Kümmerte er sich aber nicht um Carsingtons Freilassung, könnte Mr. Salt sich schon bald als Botschafter auf der antarktischen Halbinsel wiederfinden.
    „Ich will nachdenken“, sprach der Konsul.
    Sein Sekretär trat hinaus.
    Fünf Minuten später kam er wieder herein.
    „Was denn nun schon wieder?“, fragte Mr. Salt. „Hat Mr. Carsington die Zitadelle in die Luft gesprengt? Ist er mit der Lieblingsfrau des Paschas durchgebrannt?“
    „Mrs. Pembroke, Sir“, meldete sein Sekretär. „In einer Angelegenheit von großer Dringlichkeit, wie sie sagt.“
    „Ah ja ... Archdales verwitwete Schwester“, meinte der Konsul. „Gewiss Weltbewegendes. Vielleicht hat er ja einen Vokal entdeckt. Ich kann kaum an mich halten vor Begeisterung.“

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