Eine hinreißend widerspenstige Lady
„die brauchen immer so lange. Wahrscheinlich haben die Gesandten auf ihrem Weg nach London alle Bordelle zwischen Alexandria und Portsmouth mit ihrem Besuch beehrt, und der Brief an Vater wurde über Patagonien versandt. Aber egal. Aller Kummer Seiner Lordschaft dürfte vergessen sein, wenn er sieht, was ich ihm mitgebracht habe.“
„Hoffentlich keine exotischen Tiere“, entfuhr es Benedict. „Wo er schon immer sagt, seine Familie sei ihm Menagerie genug.“
„Nein, es ist kein exotisches Tier“, beruhigte Rupert ihn.
„Und keine Mumien“, sagte Benedict. „Mutter mag den Geruch nicht.“
„Ich auch nicht“, versicherte ihm Rupert. „Nein, es ist auch keine Mumie.“
„Auf Ratespiele habe ich keine Lust“, murrte Benedict. „Entweder du sagst es, oder du lässt es bleiben. Ich gehe schon mal vor und bereite unsere Eltern auf deine Auferstehung vor.“ Er wandte sich ab.
„Ich habe eine Frau mitgebracht“, sagte Rupert.
Benedict drehte sich wieder um. „Eine Frau? Wessen Frau?“
Soweit er wusste, war Rupert zwar noch nie mit der Frau eines anderen durchgebrannt, aber bei seinem Bruder konnte man nie wissen - insbesondere, da er gerade aus einem Land zurückkehrte, in dem Frauen vorzugsweise in der Mehrzahl statt in der Einzahl geehelicht wurden. Vielleicht war er der Ansicht gewesen, dass einer der Scheichs eine seiner Frauen ruhig entbehren könne.
„Meine“, sagte Rupert und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: „Sie sitzt in der Kutsche.“
Benedict war so überrascht gewesen, seinen totgeglaubten Bruder wiederzusehen, dass er alles um sich her vergessen hatte. Doch als er nun einen Blick auf die Kutsche warf, sah er, dass tatsächlich jemand darinsaß. Eine Frau, über ein Buch gebeugt.
„Sie liest ja“, wunderte sich Benedict. „Ein Buch.“
„Ja, sie liest die stapelweise“, sagte Rupert. „Und die meisten davon nicht mal auf Englisch. Sie ist eine ganz hervorragende Gelehrte.“
„Eine was?“
„Mit einem ganz außerordentlichen Verstand“, vertraute Rupert ihm an. „Aber Vater wird sich an ihrer Klugheit nicht stören.“
„Nein, er dürfte sich eher wundern, dass eine so kluge Frau dich geheiratet hat“, meinte Benedict.
„Ja, es grenzt wirklich an ein Wunder“, strahlte Rupert. „Aber das Beste kommt noch.“ Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. „Sie ist eine Erbin.“
Benedict blinzelte abermals. Zwar wusste er, dass sein Vater Alistair (dem dritten Sohn) und Darius (dem fünften Sohn) empfohlen hatte, sich vermögende Gemahlinnen zu suchen, da er nicht ewig für ihren Unterhalt aufkommen werde. Doch Rupert (der vierte Sohn) war von dieser Androhung ausgenommen worden, da ohnehin niemand, der klaren Verstandes war, ihm ein Vermögen anvertrauen würde.
„Eine Erbin, wirklich?“, wiederholte Benedict. „Nun, das freut mich für dich.“
„Oh, mir ist das egal“, meinte Rupert. „Du weißt ja, dass mir jegliches Verhältnis zum Geld abgeht. Aber ich kann es kaum noch erwarten, Vaters Gesicht zu sehen, wenn ich es ihm sage.“
Einige Stunden später, nachdem Braut und Bräutigam sich in ihre Gemächer zurückgezogen hatten, gesellte sich ihr ältester Sohn noch einmal zu Lord und Lady Hargate in den Garten.
„Ja, nun“, meinte Seine Lordschaft. „Es scheint, als hätte irgendein armer Geselle ganz umsonst seinen Kopf lassen müssen.“
„Und der verlorene Sohn kehrt strahlend und triumphierend zurück“, fuhr Benedict fort. „Verheiratet. Mit einer klugen und schönen jungen Witwe, die mit Cousine Tryphena befreundet ist und zudem ein recht ansehnliches Vermögen hat. “ Er gestattete sich ein verhaltenes Lächeln. Er war noch nie so sonnigen Gemüts gewesen wie Rupert, doch seit zwei Jahren lächelte er noch seltener als sonst.
„Tryphena wird hocherfreut sein“, meinte Ihre Ladyschaft.
„Ich hatte mich von Anfang an darüber gewundert, dass Sie ihn ausgerechnet nach Ägypten geschickt haben“, meinte Benedict zu seinem Vater.
Seine Lordschaft hob lediglich die Braue und schwieg.
„Nun ja, es freut mich für ihn“, sagte Benedict. „Die beiden passen gut zusammen, und der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel. Nun können Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf Darius richten.“
Und damit verabschiedete er sich in gewohnt verhaltener Manier und ging davon.
Seine Eltern sahen ihm nach.
„Nein“, meinte Lady Hargate. „Ich dachte eigentlich nicht an Darius.“
„Nein“, pflichtete Seine Lordschaft ihr bei. „Ich
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