Eine Hochzeit zum verlieben
murrte Holly verärgert.
„Holly!“
„Da hast du recht“, erwiderte Gabriella gelassen. „Was bedeutet, dass wir beide in den nächsten Tagen die Gelegenheit haben, uns besser kennenzulernen.“
„Ich will dich aber gar nicht besser kennenlernen.“
„Holly, dafür wirst du dich auf der Stelle entschuldigen!“, verlangte Rufus.
„Das tue ich nicht!“
„Das tust du sehr wohl!“
Voller Groll blicke Holly zu Gabriella und murrte unaufrichtig: „Es tut mir leid.“ Dann wirbelte sie zu Rufus herum. „Aber sie darf mir nicht sagen, was ich tun muss und was nicht.“
„Jetzt reicht es aber!“ Er war am Ende seiner Geduld – nach Gabriellas missbilligender Miene zu urteilen allerdings zu spät.
Aber Holly war schon immer seine sprichwörtliche Achillesferse gewesen. Er versuchte zu kompensieren, dass ihre Mutter sie als Baby verlassen hatte. Vermutlich schoss er dabei oft über das Ziel hinaus, denn inzwischen durchschaute seine Tochter, wie groß seine Schwäche für sie war.
„Gabriella bemüht sich, nett zu dir zu sein. Aber das hast du nicht verdient, wenn du dich so benimmst“, erklärte Rufus ernst. Als die Kleine störrisch blieb, schlug er vor: „Wie wäre es, wenn ich dir ein Geschenk aus New York mitbringe?“
„Was denn für eines? Du weißt doch, dass ich mir bloß ein Pony wünsche und sonst gar nichts.“
„Ich glaube kaum, dass dein Daddy dir ein Pony aus New York mitbringen kann“, wandte Gabriella sachlich ein. „Und ist es nicht das schönste Geschenk, dass er sich selbst wieder mitbringt?“
Nun wirkte Holly ziemlich verunsichert. „Na ja, das schon. Aber …“
„Da hörst du es, Rufus.“ Gabriella lächelte ihn strahlend an. „Sie verzichtet diesmal auf ein Geschenk.“
„Das hab ich ja gar nicht gesagt!“, protestierte Holly entrüstet.
„Dein Daddy hat diesmal bestimmt zu viel Arbeit, um auf Geschenksuche zu gehen. Das stimmt doch, oder, Rufus?“
Er war sich längst nicht mehr sicher, worauf es bei diesem Gespräch ankam, sondern ahnte nur, dass es Gabriella nicht gefiel, wenn er als Friedensangebot ein Mitbringsel besorgte.
Sicher, Holly verhielt sich nicht gerade liebenswürdig, aber bisher hatte er ihr von jeder Geschäftsreise etwas mitgebracht. Und obwohl er Gabriella widerstrebend dafür dankte, dass sie den Streit in gewisser Weise geschlichtet hatte, missfiel es ihm, dass sie versuchte, ihm Vorschriften zu machen.
In diese düsteren Gedanken hinein sagte Gabriella zu seiner Tochter: „Ich glaube, du hast gerade noch Zeit, vor dem Tee nach oben zu gehen und dir die Hände zu waschen.“
Wie beabsichtigt, wirkte Holly nun erst recht verunsichert. Sie war ein sehr hübsches, aber offensichtlich auch ein sehr verwöhntes Mädchen.
Natürlich war das nicht ihre eigene Schuld – und auch nicht allein Rufus’ Fehler. Schließlich gab er seit sieben Jahren sein Bestes, um seine Tochter allein aufzuziehen, was für einen Mann keine einfache Aufgabe bedeutete.
Aber Gabriella wäre bei ihrer eigenen Mutter niemals mit einem derart trotzigen Verhalten durchgekommen und fand, dass auch Rufus es nicht tolerieren durfte, wie sehr er seine Tochter auch lieben mochte.
Für einen Mann, der in anderen Aspekten seines Lebens – vor allem gegenüber Gabriella – so willensstark und rechthaberisch auftrat, wirkte er erstaunlich schwach und blind gegenüber den Unarten seiner Tochter.
Sanft fügte Gabriella hinzu. „Ich finde, dass du dich auch bei deinem Daddy entschuldigen solltest, bevor du gehst.“
Holly wirkte völlig perplex. Anscheinend war sie bisher noch nie so getadelt worden, und sie blickte ihren Vater Hilfe suchend an.
Rufus wusste selbst nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Momentan war er noch wütend auf Gabriella wegen ihres Treffens mit Toby; er wusste immer noch nicht, ob es zufällig oder arrangiert gewesen war. Und er wusste auch nicht, ob er ihr glauben sollte, was angeblich vor drei Monaten passiert war. Sie hatte wirklich angeekelt von Toby gewirkt und aufgewühlt wegen des angeblichen Vorfalls, aber …
Ihm blieb einfach nicht genug Zeit vor seinem Aufbruch nach New York, um die Wahrheit zu ergründen.
Nicht nur der Streit mit Holly erschwerte ihm die Abreise mehr denn je, sondern auch das wachsende Verlangen nach Gabriella und all die Unsicherheiten zwischen ihnen. Am liebsten hätte er sie einfach mitgenommen.
Aber dann stand zu befürchten, dass er sie im New Yorker Hotelzimmer die ersten vierundzwanzig Stunden
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