Eine Hochzeit zum verlieben
nicht aus dem Bett lassen würde, und damit hätte der Trip seinen Zweck verfehlt.
Nein, sosehr er es sich auch wünschte, er konnte Gabriella nicht mitnehmen.
Außerdem verstand er nicht, warum sie versuchte, den Streit mit Holly zu schlichten. Die Person, für die er sie hielt, müsste über seine Unfähigkeit als Erziehungsberechtigter frohlocken.
„Dein Vater wartet immer noch, Holly.“
Holly schluckte schwer und bedachte Gabriella erneut mit einem unsicheren Blick, bevor sie sich mit einem reumütigen Lächeln an Rufus wandte. „Es tut mir leid, wenn ich unhöflich zu dir war, Daddy.“ Trotzig drehte sie sich wieder an Gabriella. „Aber bloß weil Daddy wegfährt, kannst du mich noch lange nicht rumkommandieren.“
„Oh doch, das kann sie“, wandte Rufus ein.
„Aber …“
„Wenn Gabriella dir etwas sagt, während ich fort bin, erwarte ich, dass du es befolgst.“
„Aber sie ist ja gar nicht meine richtige Mutter und …“
„Das stimmt. Aber sie ist eine Erwachsene, die in diesem Haus wohnt, und du wirst sie mit dem Respekt behandeln, der ihr gebührt.“
Unverkennbar focht Holly sekundenlang einen inneren Kampf. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Zimmer – bestimmt nicht, um sich die Hände vor dem Tee zu waschen.
„Danke“, sagte Gabriella leise zu Rufus.
„Wofür?“
„Dass du meine Autorität bei Holly gestärkt hast. Das hast du bestimmt nicht besonders gern getan. Aber ich hätte bei ihr gar nichts mehr zu melden, wenn du dich auf ihre Seite gestellt hättest.“
Wie ihre Mutter hatte Holly die Angewohnheit, entweder Wutanfälle oder Tränenausbrüche zu bekommen, wenn sie ihren Willen nicht bekam. Widerstrebend gestand Rufus sich ein, dass es wahrscheinlich seine Schuld war. Aber sie war eben noch ein Kind, und ihm fiel es sehr viel leichter, seine mutterlose Tochter nachsichtig zu behandeln, als sie zu kritisieren.
Verstohlen musterte er Gabriella und wunderte sich im Stillen, dass sie sich überhaupt für Holly interessierte. „Und warum habe ich das sicher nicht gern getan?“, hakte er nach.
Sie verzog das Gesicht. „Vielleicht ist es besser, wenn wir dieses Thema momentan ruhen lassen.“
„Mag sein. Aber aus deinen Bemerkungen von vorhin schließe ich, dass ich Holly deiner Meinung nach verzogen habe.“
„Jetzt ist sie erst sieben, aber wenn du so weitermachst, wird sie mit siebzehn ein Ungeheuer sein.“
„Und damit kennst du dich ja bestens aus, oder etwa nicht?“
Sie versteifte sich und begegnete seinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. „Laut deiner Theorie war ich mit siebzehn ein geldgieriges Luder, weil ich als Kind nicht genug verwöhnt wurde!“
„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dieses Urteil je auf ein bestimmtes Alter eingeschränkt habe“, erwiderte Rufus. „Wohin bist du heute Nachmittag wieder verschwunden?“
Die völlig unerwartete Frage brachte Gabriella ein wenig aus der Fassung. „Woher willst du denn wissen, dass ich überhaupt verschwunden bin?“
„Vergiss nicht, dass du jetzt bei Gresham’s arbeitest. Dort passiert sehr wenig, von dem ich nichts erfahre.“
„Und warum willst du das wissen?“, fragte sie ausweichend. Sie ahnte, dass er ein Treffen mit Toby vermutete, doch sie wollte ihm nicht sagen, wo sie wirklich gewesen war. Das war vorläufig ganz allein ihre Angelegenheit, von der Rufus erst zu gegebener Zeit erfahren sollte.
„Bitte lass diese Spielchen“, entgegnete er ungehalten. „Was Toby dir auch eingeredet haben mag, du kannst nicht gegen mich gewinnen.“
Sie seufzte. „Das ist kein Wettkampf, Rufus.“
„Da hast du völlig recht. Wenn du dich mit Toby gegen mich verbündest, werde ich dich vor Gericht bringen und die Verhandlungen so lange hinauszögern, dass du achtzig bist, bevor einer von euch beiden irgendetwas erbt.“
„Ich habe dir doch erklärt, wie ich zu Toby stehe und warum.“
Allerdings, und wenn ihre Version der Wahrheit entsprach, hätte sein Vater Toby nicht nur aus dem Haus werfen und enterben, sondern auch wegen versuchter Vergewaltigung anzeigen sollen.
Rufus atmete tief durch. „Wenn ich aus New York zurückkomme, sollte ich vielleicht mal ein Wörtchen mit Toby reden.“
„Nur zu.“
Während er Gabriella mit schmalen Augen musterte, fiel ihm auf, dass sie an diesem Nachmittag irgendwie verändert wirkte – nicht mehr ganz so abweisend.
„Wieso musst du so dringend nach New York?“, erkundigte sie sich nun.
Wie eine ganz normale
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