Eine Hochzeit zum verlieben
war es ratsam, wenn er diese Tatsache trotz aller Leidenschaft nicht außer Acht ließ. Er durfte sich einfach nicht blenden lassen.
Toby grinste. „Verschone mich, Rufus. Gabriella und ich waren … Freunde, lange bevor ihr diese Scheinehe eingegangen seid. Wir hatten vor drei Monaten einen heftigen Streit, und nun ist sie sauer auf mich – offensichtlich so sehr, dass sie dich geheiratet hat. Aber das ist auch alles.“
„Das ist gelogen!“, rief sie aufgebracht. „Rufus, du glaubst ihm doch wohl nicht, oder?“
Rufus wusste nicht, was er glauben sollte. Sein Verlangen hatte seinen normalerweise sehr klaren Verstand umnebelt. Und dazu war er momentan auch noch sehr erbost, dass Toby ihr so nahestand und behauptete, ein Verhältnis mit ihr zu haben.
Mit eisigem Blick musterte er seinen Cousin. „Du solltest Gabriellas Aufforderung befolgen und gehen. Und wenn du meine Ehefrau wiedersehen willst, dann warte lieber sechs Monate“, fügte er schroff hinzu. „Bis dahin ist sie um fünfundzwanzig Millionen reicher!“
„Rufus! Ich habe dir doch gesagt, wie zuwider er mir ist! Du kannst doch nicht im Ernst glauben, dass ich jemals etwas mit ihm hatte!“, protestierte Gabriella. Doch sie sah ihm an, dass er genau das glaubte. Der aufgeschlossene Mensch, als der er sich ihr in den letzten Stunden präsentiert hatte, war wieder dem kalten arroganten Gegner gewichen, der nur das Schlechteste von ihr annahm.
Wie viel hatte er von ihrem Gespräch mit Toby mitbekommen? Anscheinend nicht genug, um die Hintergründe zu verstehen. Und seiner vorwurfsvollen Miene nach zu urteilen, bangte sie durchaus zu Recht um den Waffenstillstand zwischen ihnen.
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Rufus, ich würde nie …“
„Spar dir deinen Atem“, warf Toby ein. „Siehst du denn nicht, dass er dir kein Wort abkauft?“
Sie erkannte niedergeschlagen, wie recht Toby hatte. Wie konnte sie Rufus nur zur Einsicht bringen?
Anscheinend gar nicht. Denn er will mir einfach nicht glauben.
„Du solltest jetzt wirklich gehen“, wiederholte Rufus tonlos.
Toby zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ruf mich einfach an, Gabriella, wenn du es leid wirst, mich wegen unseres dummen Streits zu bestrafen. Denk daran, was wir zwei mit den fünfzig Millionen alles anfangen können, wenn wir erst mal verheiratet sind.“ Er wandte sich an Rufus, dessen Miene versteinert war, und bekräftigte: „Aber ja, Cousin, ich habe sie gebeten, mich zu heiraten.“
„Das dürfte etwas schwierig für sie sein, da sie bereits mit mir verheiratet ist.“
„Diese Ehe kann leicht gelöst werden. Und dann wird Gabriella meine Frau.“ Toby grinste. „Du siehst also, dass sie so oder so nicht verlieren kann.“
„Verschwinde!“, knurrte Rufus grimmig.
„Was hat du vor? Willst du sie die nächsten sechs Monate ans Bett fesseln?“
„Wenn es nötig sein sollte, ja!“, bestätigte Rufus, und in diesem Moment konnte er Gabriella nicht ins Gesicht sehen.
Er war maßlos enttäuscht. Nach Gabriellas harter Schufterei im Restaurant an diesem Vormittag, nach all dem Charme, den sie in der Mittagspause versprüht hatte, nach ihrer ungehemmten Reaktion auf seine Liebkosungen noch vor wenigen Minuten – nach all dem war in ihm der vage Verdacht aufgekeimt, dass er sie bisher vielleicht doch falsch eingeschätzt haben könnte.
Vorübergehend hatte er vergessen, dass sie nur an der Erbschaft interessiert war. Aber sollte sie mit Toby liiert sein, konnte sie tatsächlich nicht verlieren.
Rufus’ Zorn wuchs umso mehr, weil er an seiner eigenen Meinung über sie zu zweifeln begonnen hatte.
Aber damit war nun Schluss. Nie wieder würde er zulassen, dass sein körperliches Verlangen nach Gabriella die Wahrheit verschleierte, die er schon so lange kannte.
„Wieso bist du immer noch da, Toby?“, fragte er.
„Ach, ich dachte, wenn ich noch ein bisschen hier herumhänge, kriege ich zu sehen, wie du deine Frau verprügelst.“
Erschrocken bemerkte Gabriella einen nervösen Muskel an Rufus’ Kiefer zucken.
Er presste den Mund zu einer schmalen Linie zusammen, als er ihren verunsicherten Blick auffing. Verdammt, er hatte in seinem ganzen Leben noch nie eine Frau geschlagen und würde es ganz gewiss auch jetzt nicht tun – wie sehr sie ihn auch provozieren mochte.
„Das mag deine Art sein, die Dinge zu klären, Toby, aber ich persönlich verabscheue körperliche Gewalt.“
„Schade. Wie gesagt, Gabriella, ruf mich einfach an, wenn du es mit
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