Eine Hochzeit zum verlieben
Toby fernhältst, während ich fort bin.“
Als ob ihr das schwerfiele! Falls sie überhaupt je wieder ein Wort mit Toby wechselte, dann nur, um ihm unmissverständlich klarzumachen, was sie von ihm und seinen Lügen hielt.
„Jetzt muss ich dringend wieder an die Arbeit“, erklärte Rufus. „Ich habe noch einige Dinge zu regeln, bevor ich heute Abend aufbreche.“
Sich in dieser schlechten Stimmung für mehrere Tage von ihm zu trennen, betrübte Gabriella sehr. Dass sie ihm die Wahrheit über jenen Tag vor drei Monaten gesagt hatte, schien die Situation nur noch verschlimmert zu haben. Ganz offensichtlich war sein Argwohn gegen das Testament seines Vaters dadurch weiter gewachsen.
Sie fragte sich, wie lange Rufus in New York zu bleiben gedachte. Zwei Tage? Drei? Oder etwa eine ganze Woche?
So oder so dauerte es ihr zu lange. Sie hasste sich für ihre Schwäche. Wieso musste sie ihn derart lieben und begehren, obwohl er ihre Gefühle ganz offensichtlich nicht erwiderte und es auch niemals tun würde?
„Was soll ich Holly sagen?“, fragte sie, als er sich zum Gehen wandte.
Er drehte sich noch einmal zu ihr um. „Gar nichts. Ich muss vor der Abreise sowieso nach Hause und einige Sachen holen, und ich bin durchaus fähig, mich allein um Holly zu kümmern“, versicherte er abweisend.
Mit anderen Worten: Sie sollte sich gefälligst aus diesem Teil seines Lebens heraushalten.
7. KAPITEL
Inwieweit Rufus in Wirklichkeit fähig war, mit Holly umzugehen, hörte Gabriella, als sie am späten Nachmittag nach Gresham House zurückkehrte und laute Stimmen aus dem Wohnzimmer drangen.
„Aber du hast versprochen, dass ich mitkommen darf, wenn du nächstes Mal nach New York musst!“, rief Holly vorwurfsvoll.
„Weil ich gedacht habe, dass es erst im nächsten Monat sein wird, wenn du Ferien hast“, entgegnete Rufus ungehalten.
„Warum kannst du denn nicht nächsten Monat fahren?“
„Weil es eben nicht geht!“
Gabriella überlegte, ob sie in das Zimmer gehen und den Streit schlichten sollte. Oder ließ sie die beiden lieber allein?
Dass sie selbst vermutlich der Grund für Rufus’ schlechte Laune war und er sein barsches Verhalten gegenüber seiner Tochter später bereuen würde, sprach dafür, einzugreifen.
Andererseits ahnte Gabriella, dass dann beide ihren Zorn sofort gegen sie richten würden.
Aber das ist eigentlich nichts Neues, dachte sie mit einem kleinen Seufzer.
Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer, wo Rufus und Holly einander wie erbitterte Gegner gegenüberstanden. In diesem Moment ähnelten sie sich geradezu rührend. Holly war sehr groß für ihr Alter. Sie hatte nicht nur die dunkelblonden Haare und leuchtend grünen Augen von ihm geerbt, sondern auch das hitzige Temperament, das ihre Wangen rötete.
Wie erwartet, funkelten zwei Augenpaare Gabriella zornig an. „Kann ich irgendwie helfen?“, fragte sie betont heiter.
„Bloß nicht! Das fehlt mir gerade noch!“, rief Holly rebellisch.
„Sei doch nicht so unverschämt zu Gabriella“, schimpfte Rufus.
„Warum nicht?“, konterte sie trotzig. „Das bist du doch auch.“
Gabriella zog spöttisch die Augenbrauen hoch, als er einen Stoßseufzer ausstieß.
Ihm war nicht bewusst, dass er Gabriella in Gegenwart von Holly schlecht behandelt hätte. Doch vielleicht verriet allein die Tatsache, dass er fast das ganze Wochenende außer Haus verbracht hatte, ein gewisses Widerstreben gegenüber seiner frisch angetrauten Ehefrau.
In Wirklichkeit hatte sein Verhalten jedoch nicht auf Widerwillen beruht, sondern auf dem Versuch, sein wachsendes Verlangen nach ihr zu unterbinden.
Schmallippig entgegnete Rufus: „Da Gabriella und ich im Gegensatz zu dir erwachsen sind, geht es dich nichts an, wie wir uns verhalten.“
„Aber du brichst dein Versprechen, dass du mich mit nach New York nimmst!“, warf Holly ihm unter Tränen vor.
„Das stimmt nicht.“ Erneut seufzte er, diesmal vor Verzweiflung. Schon seit zehn Minuten drehte sich das Gespräch um diesen einen Punkt, ohne zu einem Ergebnis zu führen. Weibliche Wesen, selbst siebenjährige, konnten sich in seinen Augen extrem unvernünftig verhalten.
Zögernd warf Gabriella ein: „Holly, ich bin sicher, dass dein Daddy dich diesmal aus einem guten Grund nicht mitnehmen kann.“
Argwöhnisch sah Rufus sie an. Nach den Vorfällen zwischen ihnen an diesem Nachmittag wunderte es ihn, dass sie ihn gegenüber seiner Tochter in Schutz nahm.
„Wenigstens nimmt er dich auch nicht mit“,
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