Eine Idee macht noch keinen Roman
im besten Falle langweilig waren, hatte er sich entschieden, seine letzten sechs Wochen praxisorientierten Unterricht auf der Columbus zu verbringen. Der eigentliche Praxisanteil reduzierte sich bei solchen 'Ausflügen' zwar meist auf ein paar wenige Tage, da jedem der insgesamt fünf Fachbereiche an Bord ein jeweils gesondertes Phänomen zur Untersuchung gezeigt wurde, sodass man, wenn man nicht das Glück oder Pech hatte, mehreren Fachbereichen anzugehören, nur ein paar Tage wirklicher Arbeit vor sich hatte. Der Rest wurde von der Hin- und Rückfahrt in Beschlag genommen, jedoch war dies immer noch besser als auf dem Mond festzusitzen, hatte David entschieden.
Die lange Zeit, die es zu überbrücken galt, brachte natürlich ebenfalls Nachteile mit sich. Schon auf der Station war Leben nicht von Ausschweifungen bestimmt, das ergab sich allein durch das fast völlige Fehlen von Kneipen und vergleichbaren Orten, aber auf der Fähre war absolut gar nichts vorhanden, sofern man es nicht mitbrachte, was natürlich verboten war.
Das völlige Fehlen jeglicher Vergnügungsmöglichkeiten an Bord hatte zwei Folgen: Erstens war der Umgang zwischen Studenten und Studentinnen mehr als offen und zweitens hatte sich eine inoffizielle Tradition eingebürgert, das Gepäck, welches man auf das Schiff mitnehmen durfte, zum größtmöglichen Teil aus Alkohol, Marihuana und ähnlichen Dingen bestehen zu lassen.
Sechs Wochen in völliger Abgeschiedenheit ließen es allerdings auch bei großartigem Organisationstalent nur zu, sich maximal einmal in der Woche 'die Kante zu geben', wie Michael es gestern so schön ausgedrückt hatte. Es bedurfte in dieser Hinsicht eines gewissen Einfallsreichtums, da im Laufe der Zeit, was Rauschgifte betraf, die Kontrollen immer mehr verschärft und verbessert worden waren, speziell, seit Marihuana vor zu einer harten Droge erklärt worden war.
Alles in allem funktionierte das Prinzip. Die Gebühren für das Studium an der EPU waren zugegebenermaßen horrend, aber es fand sich immer ein Geldgeber, der das Studium bezahlte, und sei es nur aus geschäftlichen Gründen. Allein das in dieser Form gewährte Darlehn ermutigte die Studenten dazu, ihr Studium ernst zu nehmen. Sollte man, ein Fall, der bisher noch nicht eingetreten war, den angestrebten Abschluss nicht erreichen können, so stand man angesichts der existierenden Schulden vor dem finanziellen Ruin, ein Zustand, den es möglichst zu vermeiden galt.
Ein Abschluss an der EPU hingegen versprach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Job, der es einem leicht ermöglichte, das in die Ausbildung investierte Geld wieder zurückzuzahlen.
In den letzten siebenundzwanzig Jahren hatte es genau siebzehn Studenten gegeben, die keinen Abschluss gemacht hatten. Zwei davon waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, einer hatte aufgrund eines beträchtlichen Erbes das Studium vorzeitig abgebrochen, zwei hatten aufgrund ihrer Studienfächer und der bis dahin errungenen Noten derartig verlockende Angebote bekommen, dass es mehr als dämlich gewesen wäre, diese Angebote nicht anzunehmen und der Rest hatte sich den Terraformprojekten auf Mars, Venus und Proxima Zentauri angeschlossen. Endgültige Resultate der beiden Projekte innerhalb des Sonnensystems waren allerdings erst in frühestens einem Jahr zu erwarten. Ob und wann sich Proxima Zentauri melden würde, stand noch sprichwörtlich in den Sternen.
Proxima Zentauri war mehr oder weniger die letzte Hoffnung auf Realisierung des Traumes der Menschheit, die Besiedlung des Weltalls.
Die Terraformung von Venus und Mars kam nur schleppend voran. Als mit dem Projekt Anfang des Jahrhunderts begonnen worden war, hatte es geheißen, dass in dreißig Jahren die ersten Kolonisten den Mars würden besiedeln können und somit der erste Schritt in Richtung Eroberung des Weltraumes endlich getan werden würde.
Mitnichten.
Nachdem auf dem Mars in irgendeiner dunklen und besonders abgelegenen Höhle seltsame Moose entdeckt worden waren, die zu allem Überfluss auch noch sich verändernde Abwehrmaßnahmen besessen hatten, war das Projekt fast dreißig Jahre lang auf Eis gelegt worden, um zu verhindern, eine möglicherweise intelligente Lebensform zu vernichten.
Irgendwann war man dann zu dem Schluss gelangt, dass diese Pflanzen nicht einmal den IQ einer geschälten Kartoffel besaßen und hatte die Arbeit wieder aufgenommen. Da sich inzwischen die Position des Planeten in Bezug auf die Erde jedoch drastisch
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