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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu denken.
    Inzwischen war ich so weit unten, dass die über mir keine Möglichkeit mehr hatten, mich zu lenken. Ständig prallte ich gegen die Seitenwände. Ich benutzte die Hände, so gut es ging, aber dadurch löste sich bröckliges Gestein und fiel prasselnd nach unten. Die Luft war feucht, und manchmal rutschten meine Hände an Schleim ab. Wenn Gaia irgendwelche Geräusche machte, war ich zu beschäftigt, sie zu vernehmen.
    Sie hatten aufgehört, mich runterzulassen. Ich steckte fest. Panik stieg in mir auf, während ich bewegungslos dahing. Ich zwang mich, ruhig und still zu bleiben.
    »Falco!« Petronius. »Wenn du kannst, ruf ›runter‹ oder ›rauf‹!« Seine Stimme klang gedämpft, hallte aber um mich herum wider. Meine Furcht stieg. Bald würde ich so verängstigt sein, dass ich absolut nutzlos war.
    »Runter!« Nichts geschah. Sie hatten mich nicht gehört. Einen Augenblick später fingen sie trotzdem wieder an, mich hinunterzulassen. Danke, Jungs. Sollte ich jemals »rauf« schreien, würden sie mich dann hören?
    Plötzlich meinte ich ein Wimmern zu vernehmen. Endlich flackerte vor mir ein schwaches Licht. Ich wusste, dass sie die Laterne direkt gegenüber von Gaia platziert hatten. Als ich meinen Kopf senkte, stieß mein Schädel gegen etwas Hartes. Gute Götter – die Bretter!
    Blind griff ich zu. Meine Hände erwischten etwas. Ich krallte mich in den Stoff, zog, spürte Gewicht, bekam ein Knie ins Auge und hielt fest.
    Um mich herum war donnernder Krach. Ich war direkt auf die runtergefallenen Bretter geknallt und hatte sie losgerissen. Jetzt stürzten sie polternd in den Schacht. Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, mit ihnen hinabzustürzen. Dreck und Balken regneten unter uns in die Tiefe. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ich glaubte Wasser platschen zu hören. Von irgendwo kamen schwache Schreie, aber ich konnte sie nicht einordnen. Natürlich ging das Licht aus.
    Alles beruhigte sich. Ich hörte auf, mich wie wild zu drehen – mehr oder weniger. Mein linkes Bein fühlte sich an, als wäre es halb aus der Hüfte gerissen, wo Petro und die anderen versucht haben mussten, mich ruhig zu halten. Die Gurte schnitten inzwischen tief in meine Schultern und die Taille; sie hatten offensichtlich das Sicherheitsseil verwendet. Ich hatte überall Schmerzen – spürte aber jetzt, fest an meine Brust gedrückt, das Gewicht eines Kindes. Ich hatte kalte Glieder berührt. Ihr Haar hatte meine Wange gestreift. Ich krallte mich tiefer in ihre Kleidung, zwang meine Hand nach innen, presste die Kleine an mich, streckte die Ellbogen aus, um Gaia vor dem Aufprall an den rauen Seitenwänden des Brunnens zu schützen.
    »Rauf! Rauf !«
    Wenn der Abstieg schon grauenvoll war, so war der Aufstieg noch schlimmer. Das waren die längsten paar Minuten, die ich je erlebt habe. Die Jungs müssen so fest wie möglich gezogen haben. Sie müssen mich so schnell hochgeholt haben, wie es nur ging. Mir kam es endlos vor. Ich konnte mich nicht abstützen, knallte immer wieder gegen die Schachtwände. Es war unbeschreiblich schmerzhaft. Ich spürte, dass sich die Seile jetzt eindeutig dehnten.
    »Stopp!«
    Sie hatte sich bewegt. Ich verlor den Halt.
    Als sie abrutschte, kriegte ich sie irgendwie wieder zu fassen. Aber sie hing jetzt viel tiefer, mehr an meinem Hals als an meiner Brust. Bewegen konnte ich sie nicht. Jeden Moment würde ich sie verlieren. Ich wagte nicht, sie anders zu packen, falls sie wieder fiel. Ich umklammerte sie einfach, nahm sogar ihr Kleid zwischen die Zähne, wo ich den Stoff vor meinem Gesicht spürte.
    Jetzt konnte ich nicht mehr rufen. Die anderen beschlossen, mich trotzdem weiter hochzuziehen.
    Von oben hörte ich Petronius’ Stimme – näher – beruhigend, aber angespannt. Vielleicht konnte er mich schon sehen. Es klang, als würde er das Kind besänftigen. Vielleicht auch mich. Ich konzentrierte mich auf seine Stimme und wartete auf den Tod oder die Rettung. Beides war mir Recht. Beides würde eine Erleichterung sein.
    Als Hände nach meinen Fußgelenken griffen, zuckte ich so sehr zusammen, dass alles fast umsonst gewesen wäre. Raues Holz schürfte meinen Rücken auf. Plötzlich wurde ich so ruckhaft hochgezogen, dass ich Gaia mit Sicherheit losgelassen hätte, nur hatten andere sie mir bereits abgenommen. Ich dachte sogar daran, meinen Mund, in dem ich den Stoff hatte, zu öffnen. Hände packten mich grob an allen Körperteilen, damit ich nicht wieder in den Schacht fiel.
    Ich musste

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