SGK256 - Der Kopf des Todes-Pharao
Am hellen Tag schlug der Unheimliche zum
erstenmal zu.
Es geschah mitten auf der belebten
Oxfordstreet, genau zwischen den beiden bekannten Kaufhäusern Selfridge und
Harrods.
Ted Hawker, ein bekannter Sachbuchautor, war
zu Fuß und überquerte die Kreuzung.
Er trug einen mittelgrauen Anzug, darunter
ein offenes Sporthemd mit zwei Brusttaschen.
Hawker war nicht groß. Er hatte ein breites,
gebräuntes Gesicht und grau-grüne Augen, die sich in stetiger Bewegung
befanden. Es schien, als würde der Mann dauernd Ausschau halten nach etwas, das
ihn kontrollierte.
Plötzlich blieb Hawker stehen.
Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt,
seine Augen blickten starr und ungläubig.
Mit der ruckartigen Bewegung eines Roboters
preßte er seine Hand gegen das Herz, riß den Mund auf wie zum Schrei, röchelte
und brach auf der Stelle zusammen.
Die Passanten, die vor ihm gingen, bekamen
den Vorfall nicht mit. Einige hinter ihm wichen aus, als ginge sie das ganze
nichts an. Wahrscheinlich dachten sie, der Mann sei betrunken.
Ebenso schnell wie Hawker zusammenbrach, lief
jedoch ein Passant, der sich durch seine rote Haarpracht auszeichnete, auf den
Stürzenden zu. Er erreichte ihn, noch ehe der Mann auf den Boden klatschte.
Der hochgewachsene Mann mit den breiten
Schultern trug khakifarbene Hosen und ein Hemd im Militarylook.
Es war Iwan Kunaritschew Alias X-RAY-7,
Freund und Kollege Larry Brents, des erfolgreichsten PSA-Agenten.
Noch ehe die meisten Augenzeugen des Vorfalls
schalteten, riß der Russe Ted Hawker an den Rand der Straße, öffnete ihm das
Hemd und massierte sein Herz.
Hawker atmete schwer und flach.
Die Augen schienen ihm aus den Höhlen
getrieben zu werden.
»Rufen Sie einen Arzt! Bitte, schnell !« Iwan Kunaritschew sprach einen Passanten an, der auch
sofort reagierte. Er verschwand im Kaufhaus Selfridge, um einen Arzt
telefonisch zu verständigen.
Im Nu scharten sich zahlreiche Neugierige um
Kunaritschew.
Ted Hawker verdrehte die Augen.
»Es ist... hoffnungslos ...«, sagte er mit
schmerzverzerrter Miene. Der Mann war kreideweiß. »Er... ist da, ich hätte es
mir denken können. Wer die Warnung in den Wind schlägt, zieht immer den
kürzeren...«
Er keuchte schwer. Sein Körper war verspannt.
Man sah ihm an, daß er Schmerzen hatte.
»Es ist ein Herzanfall... hatten Sie den
schon öfter ?« Iwan Kunaritschew wollte, schon während
er dies sagte, selbst nicht so recht an seine Worte glauben.
»Herzanfall ... ? «
stieß Ted Hawker mit schwacher Stimme hervor. »Nein... seine Hand greift nach
mir... sie quetscht mein Herz zusammen... es ist die Hand Mene-thol-heps I.,
des Magier-Pharaos aus der Zeit von vor viertausend Jahren... Ich...«
Seine Lippen zitterten und liefen blau an.
Iwan Kunaritschew wurde klar, daß Hawkers
Leben an einem seidenen Faden hing.
»Conny Masterton ... sie war... die erste«,
preßte der Mann am Boden plötzlich mit aller Kraft hervor. »Sie hat... den Kopf
... begleitet...«
Hawker wollte seinen Worten noch etwas
hinzufügen, doch die Kraft fehlte ihm.
Spätestens in diesem Augenblick wußte Iwan
Kunaritschew, daß er sich auf der richtigen Spur befand.
Der Mann, den er seit vierundzwanzig Stunden
beschattete, dessen Lebensgewohnheiten er herauszufinden versuchte, sprach von
Mene-thol-heps Kopf, dem Kopf des Todes-Pharao!
Ted Hawker hatte in seinem Buch einen uralten
Mythos zum Leben erweckt.
Er war der erste gewesen, der es wagte, den
Namen Mene-thol-hep überhaupt zu erwähnen.
In seinem Buch sagte er auch warum.
Er war überzeugt davon, daß es diesen
legendären Pharao wirklich gegeben hatte, jenen König, der nur kurze Zeit
regierte, dessen Name und Leben aber mit einem Bannfluch belegt wurden.
Ted Hawkers Atem setzte aus.
Kunaritschew zuckte zusammen.
»Mister Hawker ... hallo ... können Sie mich
hören??» Er ließ alle Vorsicht fallen.
Doch Hawker wunderte sich nicht mal, daß
dieser Mann mit dem roten Bart, den er noch nie gesehen hatte, dem er nie
begegnet war, ihn eigentlich nicht kennen konnte.
»Der Kopf ... er muß . .. wieder verschwinden ... Jeder, der damit zu tun hat... wird auf irgendeine
Weise Schaden nehmen... an Leib und Leben ...«
»Haben Sie denn den Kopf ?« fragte Kunaritschew schnell.
Er sah, wie die Zeit knapp wurde. Seine
Herzmassage bewirkte überhaupt nichts.
Wenn nur endlich der Arzt käme!
»Nein...«
»Wissen Sie wo er ist ?«
»Nein... aber... Conny ... ich ...«
Hawkers Körper streckte sich.
Das
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