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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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anderen Bereichen des Palasts waren sie
zersprungenen und in den Untergrund eingesackt. Alexander nippte lustlos an
seinem Weinbecher und hörte zu, wie Olympias ihrem Bruder über die jüngsten
Ereignissen in Pella Bericht erstattete.
    Als sie fertig war, erwiderte der König der Molosser
förmlich: „In meinem Haus wird es immer einen Platz für dich geben.“ Er warf
seinem Neffen einen Blick zu. „Und ebenso für deinen Sohn, sollte das sein
Wunsch sein.“
    „Ist das alles, was dir dazu einfällt?“, fauchte Olympias.
„Was gedenkst du zu unternehmen, um die Ehre deiner Familie wiederherzustellen?“
    „Was soll ich deiner Meinung nach denn tun?“, fragte er zurück.
In den sechs Jahren, in denen sie ihn nicht gesehen hatten, hatte er sich
äußerlich wenig verändert, außer, dass er sich inzwischen einen sorgfältig
gestutzten blonden Bart hatte wachsen lassen. „Soll ich mich auf mein Pferd
schwingen, nach Pella reiten und Philipp sagen, er soll diese Kleopatra aus dem
Palast werfen? Glaubst du im Ernst, das würde ihn beeindrucken?“
    „Das würde es, vor allem, wenn du an der Spitze einer bewaffneten
Streitmacht kommen würdest!“
    „Darf ich dich daran erinnern, dass dein werter Gatte soeben
die vereinigten Armeen Griechenlands geschlagen hat? Und da soll ich ein Heer
gegen ihn führen? Danke, ich kenne meine Grenzen.“
    „Ich wusste schon immer, dass du ein Feigling bist“, sagte
Olympias verächtlich.
    „Dieser Trick funktioniert nicht mehr.“ Alexanders Stimme
klang ruhig und gelassen. „Ich bin kein kleiner Junge mehr, den du nach
Belieben herumschubsen kannst. In den letzten Jahren habe ich viel erreicht.
Wir sind hier nicht mehr der letzte Hinterwald, und ich bin nicht bereit, das
alles aufs Spiel zu setzen.“
    „Hängst du immer noch so an Philipp? Glaubst du, ich weiß
nicht, was in Pella hinter meinem Rücken vorgegangen ist?“ Olympias starrte
ihren Bruder verachtungsvoll an, ein böses Lächeln verzerrte ihre Lippen.
    Alexander, König der Molosser, atmete tief durch, sichtlich
um Selbstbeherrschung bemüht. „Ich weiß nicht, was du da anzudeuten versuchst,
und aus familiärer Loyalität bin ich bereit, über deine Verdächtigungen hinwegzusehen.
Aber du hast recht: Ich fühle mich Philipp verpflichtet. Ihm verdanke ich meinen
Thron.“
    „Und vor lauter Angst, sein Wohlwollen zu verlieren, siehst
du tatenlos zu, wie deine Familie beleidigt und deine Schwester aus dem Haus
gejagt wird!“
    „Aus dem Haus gejagt? Hat Philipp gesagt, dass er dich nicht
mehr als seine Frau betrachtet? Doch wohl nicht! Soweit ich dich eben
verstanden habe, hast du sein Haus aus freien Stücken verlassen.“ Da Olympias
schweigend vor sich hinstarrte, fuhr er fort: „Betrachten wir die Angelegenheit
einmal nüchtern. Philipp hat wieder geheiratet – na und? Es ist nicht das erste
Mal, dass er das tut. Da war zum Beispiel diese Nikesipolis; ich erinnere mich
noch an die Szene, die du mir ihretwegen gemacht hast. Später kam diese Getin,
wie war noch mal ihr Name, und du hast mich ihretwegen mit Briefen bombardiert.
Jetzt hat er sich wieder mal eine Neue gegönnt. So ist er eben.“
    Alexander, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte,
stellte abrupt seinen Becher auf den Tisch. „Diesmal ist es anders. Kleopatra
stammt aus einem mächtigen makedonischen Adelshaus. Ihr Onkel Attalos hat viele
Anhänger, besonders im Tiefland, seine Familie kommt von dort. Wenn seine
Nichte einen Sohn bekommen sollte, würden sie seine Ansprüche schon aus
stammverwandtschaftlicher Loyalität unterstützen.“
    „Und aus dem gleichen Grund würden die Hochlandbewohner auf
deiner Seite sein. Viele von ihnen, wie die Tymphaier oder die Oresten, sind
mit uns Epeiroten verwandt. Außerdem ist überhaupt nicht gesagt, dass Kleopatra
jemals einen Sohn bekommt. Und was dich selbst betrifft: Du hast doch noch nie
unter mangelndem Selbstbewusstsein gelitten! Ich verstehe nicht, warum du dich
wegen eines Konkurrenten aufregst, der noch nicht einmal geboren ist.“
    „Attalos verbreitet Gerüchte über mich“, sagte Alexander mit
flacher Stimme.
    „Gerüchte?“
    Er zögerte einen Augenblick und warf seiner Mutter einen
Blick zu. Sie reagierte nicht. „Auf der Hochzeit hat er in aller Öffentlichkeit
angedeutet, dass ich nicht Philipps Sohn sei.“
    Sein Onkel runzelte die Stirn. „Was genau hat er gesagt?“
    „Er betete zu den Göttern um einen rechtmäßigen Erben für
den Thron.“
    „Das heißt aber

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