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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Alexander trotzig. Er hatte bereits
von seinen Eltern weise Ratschläge zu seinem Intimleben über sich ergehen
lassen müssen, aber er verspürte keine Lust, sich von diesem Mann, den er zwar
mochte und schätzte, aber im Grunde kaum kannte, einen Vortrag über
Sexualhygiene anzuhören. „Außerdem geht es bei uns nicht nur darum . Hephaistion und ich teilen eine Seele, wir sind eine
Seele in zwei Körpern.“
    „Du bist ein so überschwänglicher junger Mann.“ Amyntor
streckte die Hand aus und legte sie vorsichtig auf Alexanders Schulter. „Ich
glaube, das ist ein Grundzug deines Wesens und eine deiner liebenswertesten
Eigenschaften, ein Teil des seltsamen Zaubers, der von dir ausgeht.“ Er ließ
seine Hand wieder sinken. „Aber ich will nicht, dass mein Sohn verletzt wird.
Deshalb bitte ich dich: Mach ihm keine Hoffnungen, die du vielleicht nicht
erfüllen kannst! Und wenn es wirklich eines Tages so weit sein sollte, dann
lass ihn in Ehren gehen. Schick mir meinen Jungen wohlbehalten zurück. Das ist
alles, worum ich dich bitte.“
    Alexander, der mit verschlossener Miene zugehört hatte, drehte
sich nun zu ihm und sagte mit aller Ernsthaftigkeit, die er aufbringen konnte:
„Ich verstehe dich. Du machst dir Sorgen um deinen Sohn, aber sie sind unnötig.
Der Tag, von dem du sprichst, wird niemals kommen.“

16
    Philipps Hochzeit mit Kleopatra fand im Haus von Attalos
statt, der anstelle seines verstorbenen Bruders die Rolle des Brautvaters
übernommen hatte. Alexander war gekommen, um allen zu zeigen, dass die neue Ehe
seines Vaters in seinen Augen bedeutungslos war. Er erschien in einem Chiton
aus strahlend weißer Wolle, der mit einer breiten blau-goldenen Bordüre gesäumt
war, mit goldbeschlagenem Gürtel, goldenen Armreifen und einer weiten,
purpurgesäumten Chlamys, die von einer edelsteinbesetzten Spange auf der
Schulter gehalten wurde. Auf dem Kopf trug er einen Kranz aus Efeu und
violetten Veilchen.
    „Danke, dass du gekommen bist“, sagte der König. Er war in
ein purpurfarbenes Himation gehüllt und trug einen Kranz aus goldenem Eichenlaub
auf dem Kopf. „Ich weiß das zu schätzen.“
    „Gern geschehen“, erwiderte Alexander mit gespielter
Ungezwungenheit. „Wenn meine Mutter wieder heiraten sollte, lade ich dich auch
zu ihrer Hochzeit ein.“
    Einer seiner Freunde hinter ihm begann zu kichern, er wusste
nicht, wer es war, doch ein funkelnder Blick aus Philipps Auge brachte den
Betreffenden wieder zum Schweigen.
    Alexander ließ sich auf einer der Klinen in der Nähe nieder.
Hephaistion zögerte kurz, dann legte er sich neben ihn, statt seinen Freunden
in die Nebenräume zu folgen. Einige Gäste starrten ihn indigniert an, denn als
junger Soldat von untergeordnetem Rang hatte er in der engsten Umgebung des
Königs nichts verloren. Er ignorierte die Blicke geflissentlich.
    Unauffällig blickte Alexander sich um. Attalos hatte keine
Kosten gescheut: Essen und Wein waren vom Feinsten, ebenso das
Unterhaltungsprogramm. Ein Kieselmosaik zierte den Fußboden des Festsaals,
farbenprächtige Malereien schmückten die Wände. Die Möbel waren geschmackvoll
und elegant, das Geschirr bestand aus massivem Silber. Alexander trank seinen
Becher leer und untersuchte ihn genauer. Die Außenseite war mit Mänaden und
Satyrn geschmückt, und er fragte sich, ob darin eine gehässige Anspielung zu
sehen war. Wahrscheinlich, dachte er, und gab einem Diener ein Zeichen,
ihm nachzuschenken.
    Bald hallte der Saal wider von der Ausgelassenheit der
Gäste. Alexander unterhielt sich mit Hephaistion, Philotas und Nikanor,
Parmenions älteren Söhnen, die ebenfalls Platz im großen Saal gefunden hatten.
Ansonsten war der Raum vollgestopft mit den Verwandten der Braut. Oft hatte
Alexander das Gefühl, als ob sie spöttisch zu ihm herübersahen.
    „Trink nicht so viel!“, flüsterte Hephaistion.
    „Siehst du, wie Attalos’ Sippschaft mich anstarrt?
Wahrscheinlich überlegen sie, wie sie mich am besten loswerden können.“
    „Das bildest du dir ein.“
    „Und Amyntas grinst die ganze Zeit hämisch.“
    „Er grinst immer so blöd. Achte nicht auf ihn.“
    Der Abend rückte weiter vor. Die meisten Gäste waren bereits
angetrunken, als die Ankunft der Braut angekündigt wurde. Parmenion hatte als
alter Freund des Bräutigams den Part des Brautführers übernommen. Kleopatra
trug einen plissierten Chiton und einen golddurchwirkten, leuchtend roten
Schleier. Darauf lag ein goldener Kranz aus Myrthenzweigen mit

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