Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
hatte.
Als sie alle saßen, lächelte der Anwalt noch mehr. »Ich bin aus mehreren Gründen hier. Ich hoffe, dass es Ihnen nichts ausmacht. Ich wollte Ihnen so einen Besuch in meiner Kanzlei ersparen.«
»Das ist sehr aufmerksam von Ihnen.« Sie hatte Mr Mappleton immer gemocht. Er war ihrer Mutter ein treuer Berater gewesen.
»Ja, nun, als Erstes möchte ich Sie darüber informieren, dass der Nachlass geregelt ist. Alles ist in Ordnung. Es gab keine weiteren Forderungen, also gehört dieses Haus nun rechtmäßig Ihnen.«
»Das ist gut zu wissen.« Sie widerstand dem Drang, zu Jonathan zu blicken, der schließlich dafür gesorgt hatte, dass keine weitere Forderung kam.
»Des Weiteren komme ich als Abgesandter«, sagte Mr Mappleton etwas ernster. »Ich hege die aufrichtige Hoffnung, dass Sie mich anhören werden. Ich überbringe Ihnen wörtlich die genauen Worte des Herrn, der mich darum gebeten hat.«
»Welcher Herr?«, fragte Jonathan.
»Das darf ich nicht sagen, Sir. Mir wurde versichert, dass Miss Pennifold – Mrs Albrighton – sowohl die Quelle als auch die Bedeutung der Worte kennen würde.« Seine Augen funkelten schelmisch. »Aber ich darf wohl verraten, dass es sich um einen höchst angesehenen Herrn handelt.«
»Dann lassen Sie uns hören, was er zu sagen hat«, erwiderte Jonathan.
»Ich wurde gebeten, Ihnen mitzuteilen, Mrs Albrighton, dass man Sie empfangen wird, wenn Sie erneut vorstellig werden. Das ist die ganze Botschaft.«
Jonathan warf ihr einen Blick zu. Er schien die Worte nicht besonders erfreulich zu finden. Er wirkte so, wie sie sich fühlte. Und es würde noch viel Zeit vergehen, bevor sie noch einmal zu Enderby gehen würde, ganz egal, welchen Gesinnungswandel er nun gehabt hatte. Aber eines Tages würde sie es wohl tun. Er war schließlich ihr Vater, nicht wahr?
»Vielen Dank, Mr Mappleton. Ich weiß Ihren Dienst zu schätzen«, sagte sie.
»Das ist dann also auch erledigt. Nun bleibt noch eine Sache.« Er griff in seinen Gehrock und zog einen Brief hervor. »Dies wurde von Ihrer Mutter in meinen Gewahrsam übergeben. Die Anweisung lautete, ihn zu überreichen, wenn Sie jemals aus Liebe heiraten sollten.« Er sah erst sie an, dann Jonathan, und errötete. »Als ob ich das zu sagen vermöchte! Und das habe ich ihr auch gesagt. Sie hat mir versichert, dass ihre Tochter mir eine aufrichtige Antwort geben würde, wenn ich sie danach frage.«
Plötzlich wirkte er bestürzt. »Vielleicht muss ich darum bitten, die Dame unter vier Augen zu befragen, Mr Albrighton. Ja, das wäre wohl am besten. Wie gedankenlos von mir. Ich bin an solch sonderliche Aufträge nicht gewohnt und …«
»Machen Sie sich keine Gedanken, Sir«, sagte Celia. »Die Anwesenheit meines Gatten wird die Aufrichtigkeit meiner Antwort gerade bei dieser Frage nicht beeinflussen. Ich versichere Ihnen, dass ich aus Liebe geheiratet habe.«
Mr Mappleton sah sie erfreut an. »Ja, das glaube ich Ihnen, meine Teuerste.« Feierlich überreichte er ihr den Brief.
Dann verabschiedete er sich. Celia blieb mit dem Brief auf ihrem Schoß sitzen. Das Papier wirkte nicht besonders vergilbt. Der Brief war also vor gar nicht so langer Zeit geschrieben worden.
»Willst du ihn nicht lesen?«, fragte Jonathan.
»Ich weiß nicht, ob ich das will. Ich bin sicher, dass sie mich darin für meine Entscheidung rügt und mir vorwirft, meine Zukunft weggeworfen zu haben.«
Jonathan verzog sein Gesicht. »Wenn das stimmt, wäre es grausam und selbstsüchtig von ihr, dich aus dem Grab heraus heimzusuchen. Das hätte ich ihr nicht zugetraut.«
Nervös fingerte sie am Papier herum, dann faltete sie es schnell auseinander.
Sie las sich den Inhalt ganz durch und blinzelte. Die Worte verwirrten sie. Dann las sie den Brief ein zweites Mal. Als sie das tat, wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt und begann unkontrolliert zu weinen.
Jonathan umarmte sie fest. Er nahm den Brief und zerknüllte ihn in seiner Faust. »Wir werden ihn verbrennen, und wenn noch mehr kommen, wirst du sie nicht lesen. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich so verletzt, nur weil sie nicht akzeptieren konnte, dass ihre Pläne für dich nicht die deinen waren.«
Sie schüttelte den Kopf und bemühte sich um Fassung. »Es ist nicht, wie du denkst, mein Liebster. Nicht selbstsüchtig oder grausam. Es ist ein wunderbarer Brief.« Sie zog ihn aus seiner geballten Faust und faltete ihn auseinander. Dann glättete sie das Blatt auf ihrem Schoß. »Du musst ihn mit mir
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