Eine Leiche zu Ferragosto
schon zu groß, sie hatte ihn gehegt und gepflegt, und nun wartete sie nur noch auf den Funken, der ihn zur Explosion brachte. In Pippos persönlichen Unterlagen haben wir die Aufzeichnungen für den Krimi gefunden, den Sangiacomo gesucht hat. Wenige handgeschriebene Seiten, aus denen man Elenas Wut und ihren Wahn herauslesen kann, die verschiedenen Pläne, die sie entwickelt hatte, um die Feindin auszulöschen. Samir wird vergebens auf Nachricht gewartet haben, und der Artikel in der Zeitung hat den Verdacht in ihm geweckt, dass es sich bei der Toten vielleicht um Valentina handeln könnte.«
Da, jetzt hatte er ihren Namen ausgesprochen, ganz beiläufig, und es war nicht schwer gewesen, zumindest nicht sehr schwer.
»Jetzt verstehe ich. Als er erfuhr, dass der Toten kürzlich die Haare geschnitten worden waren, hat er kapiert, dass es Valentina sein könnte … Armer Junge.«
»Allerdings. Denn er ging zu der Verabredung mit Mazzoleni in dem Wissen, dass er vielleicht sein Leben riskierte. Anders lässt sich der Einbruch in Valentinas Haus zuvor nicht erklären. Spontan dachte ich ja an Diebe oder dass jemand den Verdacht auf sie lenken wollte, doch dann wurde mir alles klar. Er wollte unsere Aufmerksamkeit auf seine Freundin richten, nicht unseren Verdacht, so dass wir uns, wenn er sterben sollte, fragen würden, was eigentlich aus ihr geworden war.«
»Löblich, aber selbst Sie haben es nicht verstanden«, meinte de Collis.
Santomauro entspannte sich. Den Widerling de Collis ertrug er viel besser als de Collis den Menschenfreund.
»Sie haben uns ja auch nicht gerade dabei geholfen.«
»Was wollen Sie, kein Mensch ist unfehlbar, außerdem ist es eine alte Geschichte.« Der Arzt wandte beim Sprechen den Blick ab. Santomauro tat er leid. De Collis besaß eine wirklich harte Schale, aber hin und wieder hatte er mittlerweile Gelegenheit gehabt, die Risse in ihr zu sehen.
Wenige Minuten später entfernte sich de Collis mit Mebazi und Regina. Santomauro und seine Kollegen stiegen ins Auto.
»Dann wäre das auch erledigt«, sagte Pietro von der Rückbank. Totò Manfredi nieste, während Santomauro den Motor anließ.
»Was für eine fiese Geschichte. Riskant war’s ja schon. Was, wenn wir eine DNA-Probe angefordert hätten?«
»Pietro, du weißt doch selbst, dass das teuer ist und nur in ganz dringenden Fällen gemacht wird. Außerdem dauert die Auswertung lange. Im Notfall hätte er immer noch sagen können, dass er sich geirrt hat, und in der Zwischenzeit gäbe es von Elena schon lange keine Spur mehr.«
»Trotzdem begreife ich nicht, wie Mazzoleni Valentina Forlenza so zurichten konnte«, meldete sich nun auch Manfredi zu Wort. »Er war doch verrückt nach ihr, darin sind sich alle einig.«
»Wir werden nie wissen, was genau passiert ist, was ihm dabei durch den Kopf ging. Vielleicht liebte er sie doch nicht sosehr, vielleicht war die Liaison mit ihr nur eine Möglichkeit, sich der Rocca näher zu fühlen. Denn eins ist jedenfalls sicher, die Rocca begehrte er mehr als alles andere. Nach dem, was Regina uns erzählt hat, muss sie für ihn geradezu zur Obsession geworden sein. Er wollte sie um jeden Preis, und das Verbrechen, das seine Frau begangen hatte, war für ihn die ideale Gelegenheit. Elena hatte mit Regina einen halsabschneiderischen Vertrag geschlossen über die Tilgung der Schulden, sie hätte sie von einem Moment auf den anderen in den totalen Ruin treiben können, aber das interessierte sie gar nicht. Sie genoss es viel mehr, ihre Macht über sie zu spüren, und so begnügte sie sich mit einer kleineren monatlichen Summe. Pippo hingegen wollte die Rocca, und er ergriff die Gelegenheit beim Schopf, doch Elena musste sterben. Selbst wenn sie für den Mord an Valentina verurteilt worden wäre, hätte sie doch ihr Vermögen behalten.«
»Natürlich war der Umstand, dass die Verdachtsmomente ausgerechnet auf die arme Frau fielen, ein Glückstreffer für Mazzoleni. Oder vielleicht hatte er dem Glück auch ein wenig nachgeholfen. Das werden wir niemals erfahren. Aber du, Simone, hattest ja von Anfang an Zweifel an Valentina Forlenzas Schuld.«
»Ja«, nickte Santomauro und schaltete runter, um die Steigung zu nehmen, »ich hatte immer Zweifel.«
»Mein lieber Santomauro, Gaudioso hier. Ich wollte Ihnen meine persönlichen Glückwünsche zum Ausdruck bringen, wie meisterhaft Sie diese kniffelige Angelegenheit gelöst haben. Außerdem wäre es mir eine große Freude, wenn Sie uns bei der Taufe
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