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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Magnolienbaums lagen.
    »Aber es war trotzdem ernst gemeint. Ich werde es möglichst schnell verkaufen, ich könnte hier nicht mehr wohnen. Es war der Ort, den Elena über alles liebte. Sie kam her, wann immer sie konnte, in jedem freien Moment.« Von den Bäumen hinter dem Haus erscholl ein wildes Gezwitscher, dann erhob sich ein Schwarm schimpfender Vögel in den Himmel. Pippo folgte ihm mit dem Blick, und einen Moment lang lag ein schwaches Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Sie hat keinen festen Job, sie arbeitet gelegentlich als Übersetzerin aus dem Französischen und Russischen, mit wenigen, kleinen Kunden. Und sie schreibt. Manchmal veröffentlicht sie einen Kurzkrimi in den entsprechenden Zeitschriften. Wann immer sie es schafft, zieht sie sich hierher zurück, um das Meer und die Ruhe zu genießen.«
    Er schien zu bemerken, dass er von seiner Frau im Präsenz gesprochen hatte, denn er brach abrupt ab, stand dann mit einem barschen »Entschuldigen Sie mich« auf und trat an das Geländer. Santomauro wartete. Er wusste selbst nicht, was ernoch hier tat. Normalerweise vermied er es aus einer gewissen Scheu heraus, die Angehörigen der Opfer sofort zu vernehmen, ganz ohne Abstand. Doch dieses Mal war es anders. Der Mord lag schon zu lange zurück, und er konnte es sich nicht leisten, noch mehr Zeit zu verlieren, auch wenn der Schock für den Mann noch ganz frisch war. Außerdem hatte er das Gefühl, Mazzoleni an diesem einsamen, stillen Ort nicht allein lassen zu dürfen, ohne geklärt zu haben, ob er dem Schmerz würde standhalten können.
    »Soll ich jemanden anrufen, damit er Ihnen Gesellschaft leistet?«
    »Bloß nicht!«, stieß der Mann entsetzt aus. »Sie werden früh genug hier einfallen wie die Aasgeier, sobald sich die Nachricht herumgesprochen hat. Elenas Freundinnen«, erklärte er mit einem bitteren Lächeln, »und Freunde, eine Menge Leute. Elena hatte viele Hobbys, Bridge, Surfen, Flohmärkte, sie ging gerne tanzen und gut essen, sie war das, was man einen geselligen Typ nennt.«
    Er sprach mit stiller Bitterkeit, und Santomauro fragte sich, ob diese kluge Frau mit großem Freundeskreis, zahlreichen Hobbys und Interessen auch noch Zeit gefunden hatte, sich um ihren Mann zu kümmern. So wie seine Frau, in deren Leben es irgendwann überhaupt keinen Platz mehr gegeben hatte für einen überflüssigen Ehepartner.
    Er blieb noch fünf Minuten, in denen sein Unbehagen trotz der Schönheit des Ortes merklich wuchs. In der Ferne waren Himmel und Meer nicht voneinander zu unterscheiden bis auf die feine dunkelblaue Linie an der Stelle, wo sie sich am Horizont trafen. Mazzoleni zeichnete in der Erzählung das Bild einer ganz gewöhnlichen Frau, die niemand ermorden würde. Elena war mit ihren achtunddreißig Jahren attraktiv, aber nicht schön gewesen, sympathisch, aber keineswegs eine Verführerin, reich genug, um keine Zeit mit Arbeit verschwenden zu müssen, und snobistisch genug, um sich trotzdem einen Job zu suchen, den sie nebenbei ausüben konnte.
    Als er die Allee zurückfuhr, kamen ihm zwei vollbesetzteAutos entgegen. Das erste gehörte Bebè Polignani, deren Diskretion ganz offensichtlich Grenzen hatte. Die Freundinnen eilten herbei, um ihrer Pflicht nachzukommen, und Santomauro empfand gegen seinen Willen Mitleid mit dem Mann, den er allein, in den Anblick des Meeres versunken, zurückgelassen hatte. Er würde nun die Beileidsbekundungen über sich ergehen lassen müssen, Umarmungen, vielleicht sogar die aufdringlichen Tränen einer Bande sensationssüchtiger Klatschweiber.
    Andererseits, vielleicht genoss er ja auch die geballte weibliche Aufmerksamkeit. Er war ein bemerkenswert attraktiver Mann, wenn auch ein bisschen verlebt, und der Maresciallo würde sich nicht wundern, wenn er bei der einen oder anderen trauernden Freundin, die er sich allesamt genauer würde anschauen müssen, Gegenstand geheimer Phantasien wäre. Tatsächlich wollte er all jene befragen, die Elena Mazzoleni nahegestanden hatten, zumindest nahe genug, um sie umbringen zu wollen.
    Der Ehemann war selbstverständlich der Hauptverdächtige, doch er behauptete, in den Tagen, als das Verbrechen wahrscheinlich verübt worden war, weit weg von Pioppica gewesen zu sein. Das Alibi war leicht nachzuprüfen.
    Santomauro nahm ein gerahmtes Bild vom Beifahrersitz. Es war ein hübsches Schwarzweißfoto, geschossen von jemandem, der sich aufs Fotografieren verstand. Die Frau im Vordergrund lächelte, doch es lag eine Art unruhiger

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