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Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Titel: Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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Rauschen seines Blutes im Ohr ein vertrautes Fauchen aus nächster Nähe. Der Luchs.
Bei diesem Geräusch zuckte Lukas zusammen und ließ für einen Moment etwas mit seinem Druck nach. Dieser Moment reichte zum Luftholen für Simon aus. Er atmete tief ein und drückte gegen Lukas. Wieder fauchte der Luchs. Er war inzwischen noch näher gekommen. Lukas ließ erneut nach. Das war genug für Simon. Er warf sich gegen Lukas und schaffte es, die Oberhand zu gewinnen. Schließlich rang er ihn zu Boden. Er nahm ihm den Gürtel ab und benutzte ihn, um ihm die Hände zusammenzubinden.
Lukas wehrte sich und zappelte, doch es nützte nichts. Er hatte verloren.
    Simon zog und zerrte Lukas zu dem Kellerfenster, das noch immer etwas geöffnet war, und schob Lukas hinein. Krachend fiel der Mann auf den Boden und blieb liegen. Danach kroch Simon erschöpft ebenfalls hinein und ließ sich auf den Boden fallen.
Neben ihm lag Lukas und schimpfte.
»Ich werde dich bekommen, Simon. Eines Tages werde ich dein Leben haben. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich es habe.«
Simon schüttelte den Kopf. Was war nur aus seinem Freund geworden? Hass und Missgunst hatten ihn zerfressen, seine Seele und den Verstand zerstört. Es war schrecklich.
    Simon stand auf und holte aus einer kleinen Kiste im Regal den Bindfaden, der bei den Lieferungen immer um die Kisten gewickelt war und den Kalle aus unerfindlichen Gründen immer aufhob. In diesem Moment war er ihm sehr dankbar dafür. Damit band er Lukas an dem schweren Tischbein fest. Er vergewisserte sich, dass die Fesselung fest genug saß, bevor er aufsprang und aus dem Keller eilte. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal zu Lukas um. Dieser hatte seinen Kopf an das Tischbein gelehnt und murmelte mit geschlossenen Augen unverständliches Zeug. Es tat Simon in diesem Moment unendlich leid, seinen Freund in diesem Zustand sehen zu müssen. Er verstand nicht, was mit ihm passiert war. Aber darum würden sich morgen die Polizei und die Ärzte sorgen. Jetzt musste Simon sich darum kümmern, seine Gäste zu retten.
    Nur noch zwei Minuten bis Mitternacht.
    ***
    Simon rannte durch die Diele und riss die Salontür auf.
Seine Gäste stürzten sich sofort auf ihn, um ihn zu fragen, wie das Spiel denn nun weitergehen würde und was sie zur Mitternacht erwartete, doch Simon schob sie zur Seite.
Was hatte Lukas vorbereitet? Was war seine Überraschung?
Hatte er eine Falle gebaut, die in zwei Minuten alle erschießen würde? Oder war irgendwo eine Bombe versteckt, die exakt um Mitternacht explodieren würde?
Lukas war sich so sicher gewesen, dass es funktionierte, es musste also etwas Derartiges sein. In fieberhafter Eile begann Simon, den Salon abzusuchen. Er sah hinter den Vorhängen nach, im Flügel, auf und im Kamin. Doch er fand nichts. Die Gäste fragten ihn verwundert, was diese Suche denn sollte, aber er antwortete nicht. Er suchte weiter.
    Schließlich fiel Simons Blick auf die Weinflaschen auf dem Tisch. Hatte Lukas vielleicht etwas in den Wein getan, was seine Wirkung um Mitternacht entfalten würde? Das war ebenfalls möglich. Nur noch dreißig Sekunden bis Mitternacht.
Simon wurde immer verzweifelter. Er wusste nicht mehr, wonach er suchen sollte.
    Plötzlich öffnete sich die Salontür und Huber kam mit einer Kiste im Arm herein. Das Feuerwerk. Er steuerte auf die Fenster zu. Im Vorübergehen raunte er Simon zu: »Was auch immer Sie suchen – ich halte Ihnen die Leute vom Hals.«
Simon nickte. Nur noch fünfzehn Sekunden.
    Simon roch an jedem einzelnen Glas, doch er konnte nichts feststellen. Am Fenster steckte Huber mit Martin Sarotzki und zwei Dr. Watsons die Raketen in die leeren Flaschen. Nur noch fünf Sekunden. In dem Moment, als Huber die erste Rakete mit einem Feuerzeug anzündete, fiel bei Simon der Groschen. Er rannte zum Fenster, riss Huber den Feuerwerkskörper aus der Hand und warf ihn in den Schnee. Schnell schleuderte er alle anderen und die gesamte Kiste hinterher.
    Es war Punkt Mitternacht. Für einen winzigen Augenblick herrschte gespenstische Stille. Es war so still, dass Simon im Tal die Kirchenglocken hören konnte. Doch nur einen Moment später zerriss eine gewaltige Explosion die Stille. Alle Feuerwerkskörper explodierten draußen im Schnee. Rotblaues Feuer mit grünen Funken erhellte die Nacht, tanzte mit Wucht über den Schnee und sprühte unzählige Flämmchen in die Luft.
    Der Druck der Explosion war so stark, dass die schweren Vorhänge im Salon wehten.

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