Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
sehen.«
»Aber als ich neben Ihnen im Salon stand und den Kerzenständer genommen habe, haben Sie mich nicht gesehen.«
»Wann war das?«
»Direkt während des Stromausfalls, kurz bevor Sie uns die erste Leiche präsentierten. Da standen Sie am Flügel und haben sich um die Kerzen gekümmert.«
Simon schüttelte den Kopf. »Ich stand nicht am Flügel, ich war erst an der Tür und dann am Kamin.«
Doch Cleo beharrte auf ihrer Aussage. »Das waren Sie. Sie trugen Ihren weißen Skianzug, den sie später noch einmal anhatten.«
»Nein, den habe ich erst danach angezogen. Da hatte ich noch meinen Anzug an.«
»Das stimmt. Der Anzug war nass und schmutzig, ich erinnere mich«, stimmte jemand aus der Gruppe Simon zu.
Cleo sah erschrocken auf. »Das stimmt! Ach du Schande, wer war das denn dann neben mir?«
Simon wurde übel und er verspürte das große Bedürfnis, sich hinzusetzen. Doch er durfte keine Schwäche zeigen.
»Meine Damen und Herren, Sie sind der Auflösung des Rätsels soeben einen großen Schritt näher gekommen. In zwölf Minuten ist Mitternacht. Ich schlage vor, dass Sie sich alle im Salon versammeln, während ich das Feuerwerk hole.«
Die Gäste jubelten und strömten zurück in den Salon. Cleo blieb bei Simon stehen. »Sind wir der Auflösung wirklich so nahe?«
»Ja, sind Sie.«
Simon nickte. Er wusste jetzt, wer der Mörder war. Und er wusste, dass er tatsächlich nur Simon wollte. Nur das Warum, das verstand er nicht.
»Also, bitte Frau Schäfer, gehen Sie in den Salon.«
»Gut.«
Sie ging zu den anderen. Wieder blieben Huber und Simon allein zurück. Simon gab Huber die Hand.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe. Von nun an bin ich allein.«
»Aber es ist bald Mitternacht! Er will Sie umbringen!«
»Ich weiß. Aber das ist etwas zwischen ihm und mir. Gehen Sie rein zu den Gästen und unterhalten Sie sie, damit mir keiner in die Quere kommt.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, bin ich.«
»Okay. Aber rufen Sie, wenn Sie mich brauchen.«
»Mache ich.«
Dann ging Huber in den Salon und Simon blieb allein zurück. Schließlich drehte er sich einmal um sich selbst und ging in seine Privaträume. Er schritt durch das Arbeitszimmer am Feuerwerk vorbei und ging sofort ins Wohnzimmer, wo er schließlich stehen blieb.
»Bist du hier?«
Keine Antwort erfolgte. Simon schaltete die Taschenlampe an und leuchtete die Ecken ab, doch dort war niemand. Er war allein in dem Raum.
Schließlich ging er hinüber zu Lukas' Zimmer und öffnete die Tür.
»Lukas? Bist du hier?«
Wieder kam keine Antwort.
Doch plötzlich löste sich eine dunkle Gestalt von der Wand. Als Simon sie anleuchtete, sah er das blasse Gesicht seines Freundes.
Das Spiel
»Was soll das, Lukas?«
Lukas lachte. Es war ein trockenes Lachen, in dem jeglicher Humor fehlte. Es klang kalt wie Eis. »Es ist ein Spiel, Simon. Das Leben ist ein Spiel.«
»Du hast zwei Menschen getötet. Das ist kein Spiel.«
Lukas stand ihm genau gegenüber. Er war groß und schlank, trug einen weißen Skianzug und weiße Handschuhe. Seine Haare hingen wirr in sein Gesicht. Sein Blick war kalt und abweisend.
»Du begreifst nichts, Simon. Gar nichts.«
»Dann erkläre es mir. Warum hast du das getan?«
»Weil ich dein Hotel will.«
Simon sah ihn ungläubig an. »Was willst du denn damit?«
»Ich will es betreiben, wie du es jetzt machst. Ganz einfach.«
»Aber es hat dich doch niemals interessiert, ein Hotel zu leiten. Du hast dein Leben der Musik verschrieben.«
»Lassen wir mein Leben aus dem Spiel, das spielt keine Rolle. Ich will dein Leben, und dafür brauche ich dein Hotel.«
»Wir können eine geschäftliche Vereinbarung treffen, dass du dich daran beteiligst, was hältst du davon?«
Lukas lachte wieder. »Ich will keine geschäftliche Vereinbarung und keine Beteiligung, ich will dein komplettes Hotel. Und ich bekomme es auch.«
»Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Denkst du, wenn du mich umbringst, fällt es automatisch dir zu?«
»Nein. Aber du wirst das hier unterschreiben.«
Er zog ein paar Bögen Papier unter seinem Skianzug hervor.
»Was ist das?«
Simon versuchte, es zu erkennen und leuchtete mit der Taschenlampe darauf. Es war ein Testament.
»Das ist dein Testament, Simon. Jeder weiß, dass du und Huber Rivalen seid, jeder wird glauben, dass er mich auf dem Gewissen hat, du hast es ja selbst lange genug gedacht. Dass Kalle, der Koch, tot in der Küche gefunden wurde, war ebenfalls noch ein deutlicher Hinweis auf ihn. Sogar die Zimmermädchen konnten
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