Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
plötzlich und nahm mich wieder an die Hand. Dieses Mal führte sie mich ins Schlafzimmer, wo ich sie sofort aufs Bett zog.
In diesem Moment setzte mein Verstand vollkommen aus und ich kann mich nur noch daran erinnern, dass sich ihr Körper unglaublich weich und sanft anfühlte. Und dass ich das Gefühl hatte, in ihr zu explodieren, bis wir Äonen später schwer atmend und zufrieden nebeneinander lagen.
Es war passiert. Ich hatte es getan.
An die Konsequenzen dachte ich in diesen Augenblicken nicht. Sie interessierten mich nicht. Die Realität schien weiter entfernt als die letzte Galaxie des Universums. In diesen Minuten, als sich Clara an mich schmiegte und über meine Stoppeln im Gesicht streichelte, fühlte ich mich unendlich glücklich und frei. Ihr Duft, vermischt mit dem Geruch unserer Körpersäfte, hing in der Luft und wirkte wie ein Anästhetikum, das die Welt da draußen ausblendete. Ich strich über ihren flachen Bauch, der sich wie zarteste Seide anfühlte und wollte einfach nur neben ihr einschlafen und nie wieder woanders aufwachen.
Clara war so süß und sexy, und ich hatte endlich ihrer Verlockung nachgegeben. Wie ein unreifer Junge hatte ich mich in den Strudel der Leidenschaft hineinziehen lassen, ohne zu wissen, was mich an seinem verführerischen Abgrund erwartete.
Unerwartet drang die Realität zurück in mein Bewusstsein, als ein vertrautes Klingeln gedämpft durch die Wand schallte.
Clara hob den Kopf.
»Oh nein.« Ich stöhnte in ihr Kissen. Das Glücksgefühl zerrann wie Sand zwischen den Fingern.
»Dein Telefon?« Ihre Stimme hatte den samtigen Ton verloren. Sie klang jetzt nüchtern und sachlich.
»Ja. Ich muss rangehen.« Ich sprang auf.
»Es ist Nicole?« Ihre Frage war mehr eine Feststellung, und ich nickte dazu.
In Windeseile zog ich meine Sachen an, während Clara mich regungslos beobachtete.
Das Klingeln aus meiner Wohnung schien immer ungeduldiger zu werden. Hastig eilte ich aus dem Schlafzimmer und aus Claras Wohnung, um über den kleinen Gang hinüber in meine Wohnung zu gelangen, die in derselben Etage lag, nur auf der anderen Seite der Treppe. Mit nahezu Überschallgeschwindigkeit war ich schließlich in meinem Wohnzimmer am Telefon. Doch es war zu spät.
Nicole hatte aufgelegt.
Ich legte den Hörer zurück auf die Gabel und stand in der Leere meines Wohnzimmers. Der Raum wirkte einsam und leblos in der Dunkelheit. Eine Uhr tickte monoton in ihrer Ecke, das Wasser der Heizung rauschte kaum hörbar in den Rohren.
Als wäre ich gerade aus einem tiefen Traum erwacht, drehte ich mich einmal um meine Achse und schüttelte den Kopf. Ich hatte es getan. Ich hatte meine Frau betrogen. In dieser Nacht hatte ich mich in den Strudel gestürzt und mich von ihm verschlucken lassen. Doch am Abgrund wartete nichts Süßes und Verführerisches auf mich, sondern das Ende meines Lebens.
Jetzt bin ich Peter Mustermann.
In dieser Nacht konnte ich die Auswirkungen, die dieses Schäferstündchen mit Clara auf mein Leben haben würde, noch nicht überblicken. Als ich so verloren in meiner Wohnung stand, fühlte ich mich lediglich schuldig. Wie ein kopfloser Hahn rannte ich durch die Zimmer und überlegte, ob ich zurück zu Clara gehen oder mich lieber an meinen Computer setzen sollte.
Doch ich entschied mich anders. Ich legte mich ins Bett, um zu schlafen.
Das war allerdings ein vergebliches Unterfangen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Clara. Um ihren Duft, ihren weichen Körper, ihre Zärtlichkeiten und um die Konsequenzen, die diese Nacht auf meine Ehe haben würde.
Dass diese Liebesnacht mir alles nehmen konnte, was mein Leben ausmachte, daran dachte ich nicht. Wieso sollte ich auch?
Jetzt bin ich Peter Mustermann.
Und diese Zeilen sind ist meine Lebensversicherung.
Ende der Leseprobe
Der Mörderclub
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