Eine letzte Breitseite
die
Buzzar
d
los, so hatte er keine »Augen«. Für die Zweidecker und das Prisenschiff reduzierte sich die Sichtweite auf das, was der beste Ausguck erkennen konnte. Außerdem waren die Linienschiffe zu langsam und zu wenig beweglich für Rekognoszierungsaufgaben. Somit konnte er auf seine einzige Fregatte nicht verzichten.
»Natürlich«, sprach Probyn weiter, »könnten wir nach Gibraltar zurücksegeln, Sir. Wäre vielleicht besser, wir verstärken mit unserer Kampfkraft eine Flotte, die dort möglicherweise zusammengestellt wird, als daß wir hier blindlings und zwecklos herumstreifen.«
Jetzt sprach Herrick zum erstenmal. »Das wäre ein Eingeständnis unseres Mißerfolges! Und meiner Ansicht nach eine falsche Entscheidung!« Er sah Bolitho fest in die Augen. »Wir wissen, wie Ihnen zumute sein muß, Sir.«
»Wirklich teuflisches Pech«, fuhr Farquhar dazwischen.
»Nicht nur das«, sagte Javal und sah Bolitho mit kühler Neugier an. »Es ist auch eine teuflisch schwere Entscheidung – für Sie, Sir.«
»Ja.«
Bolitho suchte mit den Augen die Karte des Mittelmeeres ab. Alle diese Meilen. Selbst wenn er richtig geraten hatte – und mehr als Raten war es ja nicht, wie Probyn ganz richtig bemerkt hatte –, dann war es immer noch nicht sicher, daß er Kontakt mit dem Feind bekam. In der Nacht oder bei schlechtem Wetter konnten Schiffe aneinander vorbeisegeln, ohne daß eins vom anderen wußte. Ein ganzes Reich konnte durch eine falsche oder zu hastige Entscheidung verlorengehen.
»Folgendes werden wir tun«, sagte er, und es kam heraus, als hätte er von Anfang an nichts anderes im Sinn gehabt. »Unsere jetzige Position ist, soweit wir sagen können, etwa sechzig Meilen westlich der Nordküste von Korsika.« Er klopfte mit dem Zirkel auf die Karte. »Wir segeln nach Cap Corse. Der Sturm hat uns so weit nach Osten abgetrieben, daß sich eine andere Route nicht mehr lohnt.« Gespannt beugten sie sich über den Tisch. »Wir machen also we iter, und sobald wir Cap Corse gerundet haben, nehmen wir Kurs nach Südost.« Unbeirrt fuhr der Zirkel die italienische Küstenlinie entlang, immer tiefer. »In Syrakus legen wir an, nehmen Trinkwasser an Bord und bringen die Schwerverwundeten an Land. Die Sizilianer haben vielleicht Informationen für uns. Sie halten Frieden mit den Franzosen, aber lieben sie nicht besonders.«
Unvermittelt sah er auf. »Die
Buzzar
d
segelt dann früher los als wir, und zwar durch die Straße von Messina östlich um Sizilien herum, und trifft sich mit dem Geschwader vor Malta. Ich werde Ihnen noch genaueres sagen, Captain Javal, wenn wir etwas weiter sind.«
Er sah jedem einzelnen ins Gesicht. Damit hatte er sich festgelegt. Sich und jeden seiner Kommandanten, jeden Mann im Geschwader.
Herrick räusperte sich. »Und dann, Sir?«
Bolitho erwiderte seinen Blick und sah die Sorge, die in seinen Zügen aufstieg. »Dann, Captain Herrick, werden wir wissen, was wir zu erwarten haben.«
Probyn legte die schweren Hände breit auf den Tisch. Sie waren wie rote Krebse. »Wenn wir auch dort wieder keinen Erfolg haben, Sir, dann dürfte die Begegnung mit dem Admiral nicht angenehm ausfallen.«
Bolitho musterte ihn kalt. »Ich brauche Unterstützung, Captain Probyn, kein Mitleid.«
Sprühwasser spritzte gegen die Heckfenster, und er schloß: »Ich denke, Sie gehen am besten wieder an Bord Ihrer Schiffe. Der Wind frischt auf, wie mir scheint.«
Scharrend stießen sie die Stühle zurück und sahen einander an wie Fremde.
Probyn nahm Hut und Degen und fragte, ohne Bolitho dabei anzusehen: »Ich nehme an, wir bekommen die neuen Order noch schriftlich, Sir?«
»Das dürfte doch wohl überflüssig sein!« fuhr Herrick dazwischen.
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte Probyn. »Es sollte mir leid tun, wenn ich ausdrücklich darauf bestehen müßte.«
»Sie bekommen sie«, nickte Bolitho.
Farquhar klopfte an die Zwischentür, und als auf dieses Zeichen hin der Türposten erschien, befahl er: »Lassen Sie die Boote rufen! Und der Erste Offizier soll die Ehrenwache antreten lassen!«
»Übrigens, wie macht sich denn Ihr Erster?« fragte Probyn.
»Einigermaßen«, erwi derte Farquhar kühl.
»Sie kennen ihn also?« hakte Bolitho ein.
Probyn hüstelte verlegen. »Nicht eigentlich, Sir. Eine flüchtige Bekanntschaft, könnte man sagen.«
Die Kommandanten verabschiedeten sich und fuhren auf ihre Schiffe zurück.
Herrick war der letzte. Ohne Umschweife begann er: »Die Sache mit der Vorbramrah,
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