Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
so unecht, so verlogen. Hier habe ich Alessandro kennen gelernt, einen ganz normalen, sympathischen Mann, der die Natur liebte, der mit mir spazieren ging, mit dem ich am Kamin saß und der von mir anscheinend nichts weiter erwartete, als dass ich einfach nur ich selber war. Gerade das hat mir so besonders gefallen, verstehst du?“
„Ich glaube schon. Du willst lieber den Fischer als den Goldfisch. Sag mal, wenn du von Anfang an die Wahrheit gewusst hättest, was wäre dann passiert? Hättest du dann trotzdem mit ihm was angefangen?“
Lara dachte lange nach.
„Ich weiß es nicht“, gestand sie aufrichtig. „Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht schon, aber dann hätte ich wahrscheinlich schon viel früher darauf geachtet, dass es gar nicht erst so intensiv werden konnte.“
„Du bist wirklich sonderbar, weißt du das eigentlich?“ Gaia sah ihr herausfordernd in die Augen.
„Warum? Was meinst du damit, Gaia?“
„Weil die meisten Menschen froh wären, wenn sie ein Leben ohne finanzielle und wirtschaftliche Sorgen führen könnten, darum! Es ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man jeden Tag um seine Existenz kämpfen und hoffen muss, dass die Kunden nicht ausbleiben und immer genug Geld verdienen, um es bei dir ausgeben zu können und dass es lange genug gut geht, damit du die Raten für dein Haus bezahlen kannst.“
Lara schwieg betroffen. Aus dieser Perspektive hatte sie das Leben ihrer Freundin noch nie betrachtet und sie fühlte sich unendlich egoistisch.
„Natürlich kann mich da niemand verstehen“, murmelte sie betreten. „Du hast ja Recht. Ich muss dir wie eine Verrückte vorkommen, nicht wahr?“
„Nein, nein, so meine ich das nicht“, wehrte Gaia ab, „so schlimm ist es nun auch wieder nicht, es ist ja auch schön, sich gemeinsam etwas aufzubauen. Ich will damit nur sagen, dass es vielleicht nicht jeder verstehen kann, warum du dich über den Reichtum des Mannes beklagst, der dir einen Heiratsantrag gemacht hat.“
„Lass es mich mal so ausdrücken: es ist ein Unterschied, ob du sorgenfrei leben kannst oder ob du nicht mehr du selber sein darfst.“
„Und du glaubst, mit Alessandro wäre es so?“
„Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Ich wäre todunglücklich in dieser Familie, mit diesem Druck im Nacken. Ich habe ja die Umgebung gesehen, in der er sich bewegt, und das mit einer Selbstverständlichkeit, die die Königin von England vor Neid erblassen ließe! Er war ein völlig anderer Mensch, er war mir fremd und sogar ein wenig unheimlich. Meinst du, er würde sich ändern, nur weil er mir so nicht gefällt?“
„Wahrscheinlich nicht. Was willst du nun tun? Was machst du, wenn er dich anruft?“
„Er hat schon angerufen.“
Gaia stutzte. „Und?“
„Ich bin nicht ans Telefon gegangen.“
„Er wird wieder anrufen.“
„Wahrscheinlich.“
„Ganz sicher. Weiß er denn eigentlich, was sich da während seiner Abwesenheit abgespielt hat?“
„Nein. Er wird aus Rom zurückkommen, er wird mich nicht erreichen und niemand wird ihm sagen können, warum. Außer natürlich, seine Großmutter erzählt ihm alles, aber die wird sich wahrscheinlich hüten, das zu tun.“
„Ja, aber ...“ Gaia hielt unwillkürlich die Luft an. „Er wird sich fragen, was los ist!“
„Na und?“
Nun starrte sie Lara mit offenem Mund an.
„Was hast du vor?“
„Nichts. Ich werde nur ganz einfach nicht mehr mit ihm reden. Ich gehe nicht ans Telefon, er weiß nicht, wo ich wohne ...“
„Das weiß er nicht?“, unterbrach Gaia sie ungläubig.
„Nein, das war allerdings Zufall, ich konnte ihm vorher nichts mehr von meinem Umzug erzählen, alles ging viel zu schnell. Er wird natürlich hierher kommen, Valeries Haus wird leer und verlassen sein und außer dir weiß niemand, den er kennt, wo ich bin und du wirst es ihm nicht verraten!“ Lara warf ihrer Freundin einen scharfen Blick zu. „Du wirst es ihm nicht sagen, ist das klar?“
„Weißt du, was du da von mir verlangst? Ich bin eine so schlechte Schauspielerin!“
„Gaia, du bist meine Freundin, also bitte verrate es ihm nicht, ja? Bitte! Du musst das für mich tun, versprichst du mir das? Wenn nicht, muss ich wirklich von hier verschwinden und wenn es nur bis ins übernächste Dorf ist und dann wirst auch du nicht mehr erfahren, wo ich bin!“
„Schon gut! Ich werde kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, wo du wohnst, das verspreche ich dir! Aber findest du wirklich, das ist eine gute Idee?“
„Hast du
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