Starship Troopers
Ich bekomme immer das große Zittern vor einem Absprung. Selbstverständlich habe ich die Injektionen erhalten und die hypnotische Vorbereitung, und vernünftigerweise kann ich gar keine Angst haben. Der Schiffspsychiater hat meine Gehirnwellen überprüft und mir törichte Fragen im Schlaf gestellt. Und er versichert mir, es wäre keine Angst, es wäre nichts Wichtiges - nur so ein Zittern, wie es ein ungeduldiges Rennpferd in der Startbox befällt.
Dazu kann ich nichts sagen; ich bin nie ein Rennpferd gewesen. Tatsächlich bin ich jedes mal verrückt vor Angst.
Um A-minus-dreißig, nachdem wir uns im Absetzraum der Rodger Young versammelt hatten, inspizierte uns der Zugführer. Er war nur kommissarisch Zugführer, weil Lieutenant Rasczak bei unserem letzten Einsatz gefallen war. Eigentlich war er unser Zugfeldwebel, Career Ship's Sergeant Jelal. Jelly war ein finnischtürkisches Mischblut aus Iskander in der Nähe von Proxima - ein dunkelhäutiger, kleiner Mann, schmächtig wie ein Ladenschwengel, doch ich hatte selbst erlebt, wie er zwei amoklaufende Rekruten, die so groß waren, daß er sich auf die Zehen stellen mußte, beim Schopf packte, ihre Köpfe zusammenschlug wie Kokosnüsse und dann einen Schritt zurückweichen mußte, damit sie ihn nicht unter sich begruben. Außerdienstlich war er nicht übel - für einen Feldwebel. Man durfte ihn sogar mit >Jelly< anreden. Natürlich nicht die Rekruten, aber jeder, der mindestens einen Einsatz mitgemacht hatte.
Jetzt war er im Dienst, jeder von uns hatte seine Kampfausrüstung selbst überprüft (es geht schließlich um euren Kopf, kapiert?), der stellvertretende Zugfeldwebel hatte uns antreten lassen und jeden gründlich überprüft, und jetzt ging Jelly die Reihe entlang, mit grimmigem Gesicht und scharfen Augen, denen nichts entging. Er blieb bei meinem Vordermann im ersten Glied stehen, drückte auf den Knopf an seinem Gürtel, der seine physischen Daten preisgab, und befahl: »Wegtreten!«
»Aber, Sergeant, es ist doch nur eine Erkältung. Der Arzt meinte ...«
»Aber, Sergeant!« unterbrach ihn Jelly barsch. »Der Arzt muß nicht springen - und du wirst nicht mit erhöhter Temperatur springen. Glaubst du, ich hätte so kurz vor dem Absprung noch Zeit, mich mit dir zu streiten? Wegtreten!«
Jenkins trat mit rotem Kopf aus dem Glied, und es traf mich ebenfalls hart. Weil es den Lieutenant beim letzten Einsatz erwischt hatte und die Männer um einen Rang aufrückten, um die Lücke zu füllen, war ich jetzt stellvertretender Gruppenführer, zweite Gruppe, und nun hatte ich einen Ausfall in meiner Abteilung und keinen Ersatzmann dafür. Dis konnte ins Auge gehen: Ein Mann kommt vielleicht in die Klemme, ruft um Hilfe, und es ist keiner da, der dem Ruf Folge leisten kann.
Jelly musterte sonst keinen mehr aus. Er stellte sich vor die Front, blickte uns an und schüttelte betrübt den Kopf.
»Was für eine Horde von Affen!« klagte er. »Vielleicht könnte man wieder von vorne anfangen, wenn ihr alle ins Gras beißen würdet, und eine Truppe aufbauen, wie der Lieutenant sie sich vorgestellt hatte. Aber wahrscheinlich geht das ebensowenig mit den Rekruten, die man heutzutage als Ersatz bekommt.« Er richtete sich plötzlich auf und rief: »Ich möchte euch Nieten nur daran erinnern, daß jeder von euch die Regierung mehr als eine halbe Million gekostet hat, an Waffen, Ausrüstung, Munition, Geräten und Ausbildung, einschließlich Unterkunft und Mastfutter, mit dem ihr euch eure Bäuche angefressen habt. Legt noch die dreißig Cents dazu, die ihr wirklich wert seid, und ihr seid eine verdammt teure Investition.« Er funkelte uns an. »Also bringt das Inventar zurück! Ihr seid entbehrlich, aber das gilt nicht für die Luxusgarderobe, mit der ihr ausgestattet seid. Ich möchte keinen Helden in diesem Haufen haben; das wäre auch dem Lieutenant nicht recht.
Ihr habt eine Aufgabe zu erfüllen, ihr springt hinunter, erledigt sie, haltet die Ohren offen für das Rückrufsignal und findet euch sofort wieder vollzählig am Sammelpunkt ein. Habt ihr mich verstanden?«
Er blickte uns durchbohrend an. »Jeder von euch sollte den Einsatzplan kennen. Aber da einige von euch so vernagelt sind, daß die Hypnose nicht durchschlägt, werde ich ihn noch einmal skizzieren. Ihr werdet in zwei Schützenlinien abgesetzt, wobei der Abstand zwischen den beiden Linien auf zweitausend Yards berechnet ist. Nach der Landung erfolgt sofort Peilung auf mich und Peilung und
Weitere Kostenlose Bücher