Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
nicht da war und erst am Abend erwartet wurde, stieg sie ein und fuhr die Allee entlang zu seinem Haus.
Sie klingelte und die elektrische Gartentüre öffnete sich. Als sie sich dem Haus näherte, riss Gaia von innen die Türe auf und erwartete sie mit einem strahlenden Lächeln.
„Wo bist du nur so lange gewesen? Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht und wenn dein Auto nicht da gewesen wäre, hätten wir befürchtet, du wärst abgereist nach dem Schreck!“
Sie zog Lara ins Haus und umarmte sie lange und herzlich. Lara musste sich dabei bücken, sie war ohnehin schon einen Kopf größer und trug auch noch Schuhe mit ziemlich hohen Absätzen.
„Ich würde doch niemals wegfahren, ohne mich von euch zu verabschieden“, entgegnete sie und konnte sich einer gewissen Rührung nicht erwehren, so ehrlich war die Freude, die Gaia bei ihrem Anblick zu empfinden schien. Schließlich ließen sie einander los.
„Komm rein, dai!“
Gaia ging vor ihr her und sie setzten sich ins Wohnzimmer. Einen Augenblick lang wussten beide nicht, was sie sagen sollten und Gaia sah sie mit großen Augen an.
„Weißt du, wenn ich daran denke, was du riskiert hast, um uns zu helfen und dass du dabei vielleicht sogar hättest ertrinken können! Und wie du aussiehst! Überall hast du Kratzer im Gesicht, du Ärmste!“
Sie verstummte und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen.
„Gaia, hör auf damit, bitte“, erwiderte Lara mit sanfter Stimme. „Ich hab doch hier nicht auch noch ein Lob verdient, schließlich war es meine Schuld, dass Elena sich einfach davonstehlen konnte! Ich bin einfach nur unsagbar glücklich, dass ihr nichts passiert ist, ich hätte mir das nie im Leben verzeihen können – es geht ihr doch gut, oder?“
„Ja, sie ist nur ein bisschen erkältet, sie schläft oben, aber sonst ist alles in Ordnung mit ihr.“
„Sieht du, das ist das allerwichtigste. Es ist vorbei und außerdem war es nicht nur nachlässig von mir, sondern auch noch vollkommen idiotisch. Ich hab mich mit meiner dummen Spontaneität bloß selber in Schwierigkeiten gebracht.“
„Und wenn du nicht so viel Glück gehabt hättest? Wenn sie dich nicht rechtzeitig hätten rausziehen können?“
„Weißt du, ich war gerade da oben und habe mir die Stelle angesehen. Da kommen noch so viele Bäume, in irgendeinem von denen wäre ich schon hängen geblieben und dann hättet ihr mich gemütlich einen Tag später dort pflücken können.“
Bei dem Gedanken mussten beide lachen und die Atmosphäre entspannte sich.
„Nein, im Ernst, mir wäre es lieber, wenn wir diesen Zwischenfall in Zukunft nicht mehr erwähnen würden. Ich hatte nur gute Absichten, aber dann kein so glückliches Händchen mit der Umsetzung! Und wie du siehst, eigne ich mich zum Babysitter überhaupt nicht!“
Nun machte Gaia eine abwehrende Handbewegung.
„Nun hör schon endlich auf, dir daran die Schuld zu geben! Kinder können das, sie verschwinden buchstäblich vor deinen Augen, ich weiß selber nicht, wie sie das machen. Und du bist ja nicht zu deinem eigenen Vergnügen einfach aufgestanden und hast sie dort sitzen lassen, sondern du wolltest helfen! Du bist sowieso die einzige von all unseren Freunden gewesen, die gekommen ist, um mit anzupacken!“
„Naja, dazu sind Freunde eben da, und das werden wir hoffentlich auch weiterhin sein.“
„Ganz sicher werden wir das.“
„Könnten wir dann bitte ab jetzt einfach so tun, als ob das alles nicht passiert wäre und ganz normal weitermachen, ja?!“
Gaia sah sie einen Augenblick schweigend an und begriff, dass es Lara ernst damit war. Sie bat einfach nur darum, als Freundin akzeptiert zu werden und ungeachtet ihrer Nationalität eine von ihnen zu sein.
„Benvenuta“, antwortete sie schlicht und die beiden jungen Frauen lächelten sich fast komplizenhaft an.
Kurz nach fünf traf Lara im Pub ein.
„Ciao, cara. Wie geht es dir? Hast du Gaia getroffen?“
Alessandro begrüßte sie mit einer herzhaften Umarmung und küsste sie unbefangen auf den Mund, was sie zugegebenermaßen etwas irritierte. Sie fing sich aber schnell wieder und ging auf seinen herzlichen Ton ein.
„Ja, wir haben uns sehr gut unterhalten. Ich mag sie. Und der Kleinen geht es gut und die Welt ist wieder im Lot.“
„Bene“, er sah sie forschend an. Lara hatte erneut das Gefühl, als würde er sie bis tief in ihr Innerstes durchschauen. „Und du? Ist bei dir alles in Ordnung? Hast du dich ein bisschen von den Strapazen der letzten
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