Eine Marcelli geht aufs Ganze
Sie weiß alles über unseren Wein.«
Kelly stellte noch ein paar Fragen und verfiel dann wieder in Schweigen. Kurz darauf bogen sie um eine Kurve, und dann stand auch schon die dreigeschossige Hacienda im spanischen Stil vor ihnen. Die hellgelb verputzten Mauern wurden von einem Ziegeldach gekrönt. Die vorderen Fenster schmückten schmiedeeiserne Balkone, und eine Veranda lief einmal um das ganze Haus. Etwas weiter entfernt waren die verschiedenen Nebengebäude sichtbar.
Francesca parkte neben der für mehrere Autos ausgelegten Garage, die ihre Eltern gebaut hatten, als ihre Töchter anfingen, selbst Auto zu fahren.
Kelly drehte sich zu ihr um. »Deine Familie ist reich. Warum hast du kein Geld?«
Francesca lachte. »Mein Großvater ist reich. Ihm gehört das Weingut.«
»Aber wenn er stirbt, geht doch alles an die Familie, oder?«
»Das ist eine komplizierte Frage.«
Francesca stieg aus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Kelly tat es ihr gleich. Gemeinsam gingen sie auf die Hintertür des Haupthauses zu. Francesca legte Kelly eine Hand auf die Schulter.
»Wappne dich.«
Mitten in der Bewegung blieb Kelly stehen. Francesca sah, wie sie zögerte, doch bevor Sams Tochter zu der relativen Sicherheit des Trucks zurückkehren konnte, öffnete sich die Tür und die Grands kamen heraus.
»Francesca!«, rief Grandma Tessa. »Wir dachten schon, du wärst zu beschäftigt, um an den Planungen für die Hochzeit deiner eigenen Schwester teilzunehmen.«
Grammy M trat lächelnd hinter der größeren Tessa hervor. »Hör auf, sie zu schelten, Tessa. Jetzt ist sie ja hier. Und noch dazu nicht alleine.«
Francesca legte einen Arm um Kellys Schultern. »Das hier ist Kelly, die Tochter eines Freundes. Sie verbringt heute den Nachmittag mit uns. Kelly, darf ich dir meine Großmütter vorstellen? Grandma Tessa ist die Frau von Grandpa Lorenzo.« Sie beugte sich zu ihr und senkte die Stimme. »Das ist der italienische Teil der Familie.« Kelly nickte. »Schön, Sie kennenzulernen, Ma'am.«
Ma'am? Francesca wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Wollte Kelly etwa höflich sein?
»Und das hier ist Grandma Mary-Margaret. Als wir noch klein waren, hatten wir Schwierigkeiten, ihren Namen auszusprechen, also haben wir sie Grammy M getauft.«
»Hi«, sagte Kelly.
Die Grands wechselten einen Blick.
»Ein Freund?«, fragte Grammy M. »Ist dieser Freund zufällig ein Mann?«
Francesca sah Kelly an. »Siehst du? Es geht schon los.«
Kelly lächelte tatsächlich. »Francesca geht mit meinem Dad aus.
»Was du nicht sagst.« Grammy M hob ihre hellen Augenbrauen. »Nun steh nicht einfach so herum, Kelly. Komm, lass dich umarmen.«
Die Grands kamen die Stufen der Veranda hinunter, und Francesca ging aus dem Weg, damit sie Kelly umarmen, küssen und in die Wangen kneifen konnten. Letzteres ließ Kelly zusammenzucken und sich über die malträtierte Haut reiben. Aber ihr Blick, der anfangs noch um Rettung gefleht hatte, wurde schnell durch pures Staunen ersetzt, als sie das Essen sah, das für das nachmittägliche Treffen angerichtet worden war.
Francesca war diese Auswahl an Keksen und Cannolis, Scones, Kuchen und Gebäck gewohnt, aber sie bezweifelte, dass Kelly so etwas jemals außerhalb einer Bäckerei gesehen hatte.
Das Mädchen war gerade von den zwei es bemutternden Omas mit einem Teller an den Tisch gesetzt worden, als Brenna hereinschlenderte. Überrascht schaute sie von Kelly zu Francesca.
»Ist das die, von der ich denke, dass sie es ist?«, fragte sie an den Tresen gelehnt.
»Wenn du sie für Sams Tochter hältst, lautet die Antwort ja.«
Brenna nahm die Baseballkappe ab und schob sich das kurze Haar aus der Stirn. »Der Sam, mit dem du heißen Sex hast?« Sie sprach leise genug, dass Kelly und die Grands sie nicht hören konnten.
Francesca weigerte sich, an das zu denken, was in der vergangenen Nacht zwischen ihr und Sam geschehen war. Wenn sie jetzt errötete, würde das Brenna nur noch mehr anstacheln. »Ich kenne ehrlich gesagt keine anderen Männer mit Kindern.«
Brenna nahm sich einen der Kekse und biss ein Stückchen ab. »Wie lange bist du noch im Dienst als Babysitterin?«
»Nur noch heute. Er hat jemanden von einer Agentur angeheuert.«
Brenna warf den Grands einen Blick zu und senkte die Stimme noch weiter. »Und der Teil mit dem Nacktsein?«
»Oh, der ist immer noch fabelhaft.«
Brenna grinste. »Schön zu hören.«
Die Hintertür wurde geöffnet, und Katie schneite herein. Alle
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