Eine Marcelli geht aufs Ganze
schaute ihrer Mutter über die Schulter. Sie schauderte. Das erste Modell war ein Etuikleid, das über und über mit perlenbesetzter Spitze bestickt war. Das zweite Kleid würde noch mehr Arbeit machen. Perlen wanden sich über die langen Ärmel und den weiten Rock und bildeten ein kompliziertes Muster auf der langen Schleppe.
Francesca reichte das Bild an Brenna weiter, die erbleichte. Sogar Grammy M wirkte ein kleines bisschen besorgt.
»Ich finde, das sind wirklich zauberhafte Kleider, Katie, Liebes, aber wir haben nur ein paar Monate, um alles fertigzubekommen. Sogar wenn wir Tag und Nacht Perlen aufsticken würden, bin ich mir nicht sicher, ob wir es rechtzeitig schaffen können. Willst du das Hochzeitsdatum noch einmal verschieben?«
Mit unschuldiger Miene schaute Katie in die Runde. Brenna stöhnte und warf einen Keks nach ihrer Schwester.
»Das ist nicht nett, Katie, wirklich, gar nicht nett.« Brenna nahm das Bild des reich mit Perlen verzierten Kleides und riss es in zwei Hälften.
Katie lachte. »Du hättest eure Gesichter sehen sollen.«
Erleichterung war ein so süßes Gefühl! Francesca rümpfte die Nase. »Was ist sie heute wieder witzig. Wo ist das echte Kleid?«
Katie zog ein Bild eines ärmellosen Hochzeitskleids mit einem runden Ausschnitt hervor. Es lag eng am Oberkörper an und ging über der Taille in einen weiten, langen Rock über. Auf Oberteil und Rock waren kleine Perlen verteilt, aber zum Glück war nirgendwo auch nur ein Hauch von Spitze zu sehen.
»Das könnten wir ja praktisch an einem Wochenende nähen«, erklärte Francesca überrascht.
»Ich weiß.« Katie wirkte zufrieden. »Mir gefällt das Kleid, und ihr seid mir etwas schuldig, weil ich es euch so leicht mache. Das nennt man eine Win-win-Situation.«
Kelly nahm das Bild in die Hand und betrachtete das Kleid. Die Grands standen auf und stellten sich hinter sie.
»Wie findest du es?« Katie gesellte sich ebenfalls zu ihnen.
Kelly seufzte. »Das Kleid ist wunderschön.« Sie schaute auf. »Meinst du, ich könnte beim Perlenaufsticken helfen?«
»Na klar. Wir haben genügend Arbeit für alle.« Katie senkte die Stimme. »Vielleicht könntest du Francesca helfen. Sie ist echt schlecht im Nähen.«
»Das habe ich gehört«, warf Francesca ernst ein.
Kelly kicherte.
Theatralisch legte sich Katie die Hand aufs Herz. »Was denn? Ich habe gar nichts gesagt.«
»Ja, ja, schon klar.«
Die Grands verschwanden in der Küche, und kehrten kurz darauf mit großen Salatschüsseln wieder.
»Weil der ganze Süßkram ja nicht gereicht hat«, murmelte Brenna. »Ich muss hier raus, bevor ich aussehe wie ein Sumoringer.«
Francesca folgte ihr aus dem Esszimmer und durch die Hintertür nach draußen. Dort setzte Brenna ihre Baseballkappe wieder auf.
»Das Mädchen scheint doch ganz in Ordnung zu sein. Wo ist der Teenzilla geblieben?«
»Ich weiß es nicht. Auf der Fahrt hierher war sie noch genauso mürrisch wie immer. Ich schätze, der Zauber der Grands fängt an zu wirken. Wenn das so bleibt, wird Sam überschnappen vor Glück.«
»Und wie genau wird er dir seine Dankbarkeit zeigen?«
Francesca grinste. »Das werde ich dir ganz bestimmt nicht verraten.«
»Schon okay. Ich kann es mir vorstellen, was echt deprimierend ist. Komm nur ja nicht auf die Idee, dich in den Kerl zu verlieben. Denk dran, abgesehen von Katies Beziehung mit Zach ist die Ehe keine gute Erfindung.«
»Ich weiß. Ich werde mich garantiert kein zweites Mal darauf einlassen. Ich liebe Sam nicht, ich habe nur gern Sex mit ihm.« Brenna lachte. »Ich bin so stolz auf dich.«
»Ihr Haus ist riesig. Es ist echt schön und überall von Weinstöcken umgeben. Brenna ist die Schwester, die am meisten über Wein weiß. Katie hat irgendeine Firma, die Partys organisiert, und Mia – die war nicht dabei – ist gerade in Washington, D. C., und studiert Sprachen und so'n Zeug. Die Grands waren toll. Es gab so viel zu essen! Das war wie ein Buffet oder so, dabei war es kein Hotel, sondern nur ihr Haus. Und dann haben wir über Katies Hochzeitskleid gesprochen, das von der ganzen Familie gemeinsam genäht wird. Also, nur von den Frauen natürlich. Aber Katie hat gesagt, dass ich auch helfen darf.«
Kelly hielt inne und holte Luft. »Beim Nähen und so. Und das mach ich auch. Nicht weil es Spaß bringt, sondern nur aus Höflichkeit.«
Sam rieb sich die Augen. Er warf einen Blick auf die Uhr über dem Herd und sah, dass der Sekundenzeiger sich in die übliche Richtung
Weitere Kostenlose Bücher