Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Marcelli geht aufs Ganze

Eine Marcelli geht aufs Ganze

Titel: Eine Marcelli geht aufs Ganze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
Vom Netzwerk:
Pinot Noir, der dort wuchs. Perfekt und vielleicht auch zu verkaufen.
    Sie war bereits zwei Mal daran vorbeigefahren, hatte aber nicht die Nerven besessen anzuhalten. Denn beim Anblick des Landes würde sie nur wieder anfangen, von anderthalb Hektar perfektem Land zu träumen, die sie nie besitzen würde. Sie hatte nicht das Geld und wusste, dass es zwecklos war, ihren Großvater zum Kauf des Weinbergs überreden zu wollen.
    Vermutlich ist es ganz gut so, dachte sie grimmig. Warum mehr Land kaufen, wenn es Gerüchte gab, dass ihr Großvater Marcelli Wines verkaufen wollte? Die Gerüchte hielten sich nun schon eine ganze Weile sehr hartnäckig.
    »Wann beginnt die Flaschenabfüllung?«, fragte er und hockte sich vor eine Gruppe junger Trauben, die noch nicht zu reifen begonnen hatten. Der Cabernet wurde immer als Letzter gepflückt.
    »Mitte der Woche«, sagte sie. »Zu dem Termin haben wir auch die Helfer gebucht.«
    »Bist du bereit?«
    Brenna dachte an den umfangreichen Prozess der Flaschenabfüllung. Die verschiedenen Maschinen waren durch Förderbänder miteinander verbunden, die sich durch die Halle wanden wie eine Schlange, die Rumba tanzt. Die Flaschen klirrten und klangen, wurden mit Druckluft gesäubert, gefüllt, verkorkt und mit einem Etikett versehen. Ein mechanischer Tanz, der in Brenna jedes Mal den Wunsch nach mehr Zeit und Händen weckte, um die Flaschen einzeln per Hand abzufüllen.
    Sie hasste die Flaschenabfüllung. Sie wusste, dass der Wein von der schnellen und brutalen Reise aus den ruhigen Fässern in die rüttelnden Flaschen unweigerlich verletzt oder mit Luft versetzt wurde. Tausend Dinge konnten schiefgehen. Sie würde zwar ein paar Mal am Tag nach dem Rechten sehen, hatte aber ansonsten vor, sich von dem Prozess so weit wie möglich fernzuhalten.
    »Der Chardonnay ist fast so weit«, sagte sie. »Wir kriegen alles rechtzeitig fertig.«
    Die helle Sonne sorgte dafür, dass Brenna ihre Baseballkappe tiefer in die Stirn zog und blinzelnd über den sich meilenweit in alle Richtungen streckenden Weinberg schaute. Der Geruch der Erde vermischte sich mit dem Duft der Trauben. Der Geruch war nicht so intensiv wie im Herbst, wenn allein ein Gang durch die Rebstöcke einen schon ganz schwindelig machen konnte. Aber in ihm lag das Versprechen auf eine gute Ernte und einen hervorragenden Wein.
    Das hier ist mein Zuhause, dachte sie zufrieden. Dieses Land, diese Weinstöcke befanden sich innerhalb der Grenzen der einzigen Welt, die sie je geliebt hatte. Doch sie hatte erst zurückkommen müssen, um das zu erkennen.
    Inzwischen wusste sie, dass sie niemals hätte gehen dürfen. Die vermeintlich sichere Wahl, die sie getroffen hatte, war ein Fehler gewesen, für den sie in den letzten neun Jahren wieder und wieder bezahlt hatte. Den ultimativen Preis würde sie zahlen, wenn ihr Großvater das Weingut verkaufte. Falls er es verkaufte.
    Brenna konnte keine Bestätigung für die Gerüchte finden, aber da so viele davon kursierten, nahm sie an, dass sie einen Funken Wahrheit enthielten.
    »Die Leute reden«, fing sie an. »Über das Weingut. Ich habe sie darüber sprechen hören, dass du überlegst, es zu verkaufen.«
    Ihr Großvater nahm eine Handvoll Erde auf und ließ sie durch seine Finger rieseln. Dann rieb er ein paar Blätter zwischen den Fingerspitzen, richtete sich auf und blinzelte in die Sonne.
    »Ein guter Tag«, sagte er. »Eine gute Saison.«
    Sie schwieg. Ihr Herz schien in ihrer Brust eingefroren zu sein. Trotz der nachmittäglichen Hitze war ihr eiskalt.
    Endlich drehte er sich zu ihr um. »Du hast mich das schon einmal gefragt, und ich habe dir darauf geantwortet. Ich verkaufe nicht.«
    Sie betrachtete sein wettergegerbtes Gesicht. Er war ein strenger Mann, der seine Familie nach überholten Leitsätzen und mit strenger Disziplin führte, aber er würde sie niemals anlügen.
    Unendliche Erleichterung durchströmte sie. Ihr Herz fing wieder an, normal zu schlagen. Sie atmete tief ein und wieder aus. Solange sie den Weinberg hatte, gab es einen Grund zu leben. Es war egal, dass ihr Privatleben den Bach hinuntergegangen war und sie mit siebenundzwanzig Jahren wieder zu Hause hatte einziehen müssen. Die Reben waren ihr Ein und Alles. Sie ...
    »Noch nicht«, fügte Grandpa hinzu. »Aber vielleicht bald.«
    Brenna starrte ihn an. »Nein«, hauchte sie. Verkaufen? Marcelli Wines? Ihre Brust schmerzte, als wenn ihr jemand ein Messer hineingestochen hätte. »Das kannst du nicht machen. Dieses Land

Weitere Kostenlose Bücher