Eine Marcelli geht aufs Ganze
Sams Worten flatterte ihr Herz wie ein Schmetterling. Mit einem Mal war ihr ein wenig schwindelig, aber trotz ihrer Nervosität freute sie sich, ihn zu sehen. »Hey, Sam.«
»Komm rein.«
Die breiten Flügel des schmiedeeisernen Tors schwangen auf, sodass Francesca aufs Grundstück fahren konnte. Nach ein paar Hundert Metern bog sie um eine kleine Kurve und hielt vor einem alten zweistöckigen Haus, das in den 1920er-Jahren erbaut worden war. Die Fassade im Tudorstil passte hervorragend zu dem parkähnlichen Garten, der sich auf beiden Seiten des Hauses erstreckte.
In der Sicherheitsbranche scheint man gut zu verdienen, dachte sie, als sie ausstieg und über den Kies zur Haustür ging. Trotz Sams eleganter Büroräume und seines Titels als CEO hatte sie bisher nicht über ihre finanziellen Unterschiede nachgedacht. Das Vermögen ihrer Familie könnte vielleicht mit seinem mithalten, aber sie persönlich besaß keinen Penny. Marcelli Wines gehörte einzig und allein ihrem Großvater.
Nervös schaute sie an dem schlichten Sommerkleid hinunter, das sie trug. Sie hatte sich die Zeit genommen, ihre Haare auf Wickler zu drehen, sodass sie ihr jetzt in weichen Wellen über die Schultern fielen, und sie hatte sich auch ein wenig geschminkt. Doch ansonsten hatte sie nichts getan, um jemandem den Atem zu rauben. Lustig, wie sehr sie sich wünschte, dass es ihr bei Sam trotzdem gelingen möge.
Die Haustür wurde geöffnet, noch bevor Francesca klopfen konnte.
»Hallo.« Mehr sagte sie nicht, sondern schaute sich ihren Gastgeber erst einmal genauer an. Was eine gute Eingebung war, denn nachdem sie ihn angesehen hatte, hätte sie nicht einmal mehr dieses kleine Wort herausgebracht.
Sie hatte sich ihn in einem Anzug vorgestellt – was natürlich nicht hieß, dass sie den gesamten Tag damit verbracht hatte, von ihm zu träumen.
Doch er trug keinen Anzug, sondern ein rotes Polohemd, eine ausgeblichene Jeans und keine Schuhe. Dieser Anblick seiner nackten Füße schockierte sie irgendwie – beinahe so, als wäre sie in sein Schlafzimmer geplatzt und hätte ihn aus Versehen nackt gesehen. Es sind doch nur Füße, ermahnte sie sich. Große Füße.
Sie unterdrückte ein Lächeln, als ihr einfiel, was ihre Schwester Brenna zu diesem Thema sagen würde.
»Danke, dass du gekommen bist.« Sam lächelte sie an.
Sie verlor sich auf der Stelle in diesen sandfarbenen Augen, die sie schon am Vorabend bewundert hatte. Sein dunkelblondes Haar war zerwühlt, als wenn er mit den Händen hindurchgefahren wäre. Was war an leicht zerzausten Männern nur so anziehend? Warum kam er ihr jetzt so viel gefährlicher vor als bisher?
»Danke für die Einladung.« Sie schaute an ihm vorbei ins Foyer. »Das ist also die großartige Grillhütte, ja?«
Er lachte. »Das Grillen selbst findet auf der Terrasse hinter dem Haus statt. Nächsten Monat wird darüber ein Artikel in Food and Spirits, dem Gourmetmagazin, erscheinen.«
»Danach werden sie dir die Bude einrennen. Ich bin froh, dass ich noch vor dem großen Ansturm einen Platz bekommen habe.«
»Für dich hätte ich immer ein Plätzchen.«
»Du meinst, im Laufe der Zeit könnte ich mir meinen eigenen Tisch verdienen?«
»Vielleicht sogar einen Stuhl, wenn du brav bist.«
Das war der Moment, in dem eine weltgewandte, erfahrene Frau beteuern würde, dass sie immer brav sei. Die Worte lagen Francesca auf der Zunge, aber sie hielt sie zurück. Sich kopfüber ins Wasser zu stürzen war eine Sache, aber eine olympiareife Vorstellung zu versprechen, wenn man nicht mehr als paddeln konnte, wäre sicher nicht klug.
»Komm, ich gebe dir die kleine Führung«, sagte er. »Dann lernst du auch Elena kennen, damit du weißt, dass ich nicht gelogen habe. Danach gehen wir nach draußen auf die Terrasse, wo ich dich mit meinen Grillkünsten höllisch beeindrucken werde.«
Seine leise Stimme strich wie warmer Samt über ihre Haut. Sie wollte ihm näher sein, wollte sich strecken, bis alle Anspannung aus ihrem Körper verschwunden war, und sich dann an ihn schmiegen.
Er machte einen Schritt und blieb dann stehen. »Zieh ruhig die Schuhe aus, wenn du magst.«
Francesca zögerte eine Sekunde, dann schlüpfte sie aus ihren Sandalen und ließ ihre Tasche neben ihnen auf den Boden fallen. Irgendwie fand sie den Gedanken, dass sie beide nun barfuß waren, ein wenig skandalös, aber schließlich spielte sie jetzt mit den großen Jungs.
Sie folgte Sam durch den mit Holzdielen ausgelegten Flur und erhaschte
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