Eine Marcelli geht aufs Ganze
dabei Blicke in ein großes Wohnzimmer, eine Bibliothek, ein Büro und ein Esszimmer.
»Du hast ein ganz schön großes Haus«, sagte sie. »Langsam verstehe ich, warum du eine Haushälterin hast, die hier wohnt.«
Sam lächelte. »Das war nicht immer so. Früher hatte ich eine Zugehfrau, die mehrmals die Woche kam. Mein Großvater wohnt nur ein paar Meilen von hier entfernt. Er wird auch nicht jünger und braucht inzwischen mehr Hilfe als früher – was er allerdings niemals zugeben würde. Ich wollte ihm jemanden besorgen, aber dickköpfig, wie er ist, hat er sich geweigert. Also habe ich meine Taktik geändert und mich darüber beklagt, dass ich gerne jemanden in Vollzeit einstellen würde, aber nicht genug zu tun hätte. Er hat so getan, als würde er mir glauben. Elena verbringt die meiste Zeit bei ihm, hat aber hier eine kleine Einliegerwohnung. Es ist ein Spiel, das mein Großvater und ich spielen, aber es funktioniert.«
Sie durchquerten die Küche und kamen in einen kleinen Flur im hinteren Teil des Hauses. Sam klopfte an eine geschlossene Tür.
»Elena? Francesca ist da.«
Eine kleine rothaarige Frau Anfang fünfzig öffnete die Tür. Sie trug eine Jogginghose und ein T-Shirt.
»Elena, das ist Francesca. Francesca, Elena führt hier den Haushalt. Ohne sie wären mein Großvater und ich vollkommen verloren.«
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Francesca.
»Gleichfalls.« Elena grinste ihren Arbeitgeber an. »Okay, ich stimme zu. Für sie hat sich das Warten gelohnt.«
Sam seufzte. »Du solltest doch nichts sagen, was mich in Verlegenheit bringen kann.«
Elena lächelte noch breiter. »Ich? Was habe ich denn gesagt? Hab ich auch nur ein Wort über einen Mann verloren, der schon viel zu lange alleine lebt und nur eine alte Frau zur Gesellschaft hat? Nein. Keine Silbe. Habe ich gesagt, es ist an der Zeit, dass er sich eine gute Frau sucht? Nein. Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten. Dafür werde ich schließlich bezahlt. Mein Mund ist fest verschlossen.«
»Wo wir gerade von verschlossen reden, ich schließe jetzt diese Tür. Bist du sicher, dass ich dir kein Steak mitgrillen soll?«
»Ja. Rotes Fleisch bringt einen um.«
»Aber ohne ist das Leben nicht lebenswert.«
»Du musst mehr Gemüse essen.«
»Gute Nacht, Elena.« Er zog die Tür ins Schloss.
»Gute Nacht«, rief sie. »Macht euch einen schönen Abend.«
Sam schüttelte den Kopf und ging den Flur entlang voran. »Sie macht mich noch verrückt.«
»Du betest sie an.«
»Stimmt. Gabriel kann ein echter Griesgram sein, aber sie kommt wunderbar mit ihm zurecht. Wie du vielleicht bemerkt hast, teilt sie so gut aus, wie sie einsteckt. Er findet sie großartig, auch wenn er eher eine Handvoll Würmer essen würde, als es zuzugeben.«
Francesca schaute sich in den großzügigen Räumen um, an denen sie auf dem Weg durchs Haus vorbeikamen. »Vermietest du auch Zimmer?«
»Platz genug hätte ich. Wenn das Security-Geschäft einmal nicht mehr läuft, werde ich darüber nachdenken.« Sie waren wieder in der Küche angekommen.
Francesca erhaschte nur einen Blick auf gebeizte Fronten und eine gekachelte Arbeitsfläche. Eine große Glastür führte zur Terrasse hinaus, von der aus man in der Ferne das Meer sehen konnte. Doch Sams Worte spukten ihr immer noch im Kopf herum, sodass sie den Ausblick gar nicht recht genießen konnte. Sehr nett, dachte sie. Zu nett. Wenn Sam wirklich so war, wie er im Moment wirkte, wieso war er dann nicht verheiratet und hatte sechs Kinder?
»Woran denkst du?« Er trat einen Schritt näher und schaute sie fragend an.
»An nichts Bestimmtes. Ich versuche nur, das alles auf mich wirken zu lassen.«
»Ah, du erkundest die Umgebung?« Er kam noch näher.
»Genau.« Und ihn. Ob er nun so fehlerlos war, wie er wirkte, oder nicht – sie hätte nichts dagegen, ihn genauer zu erkunden.
»Du siehst wunderschön aus«, sagte er.
»Du bist aber auch nicht schlecht.«
Er grinste. »Gefällt dir mein Freizeitlook für Führungskräfte?«
»Ja, der ist nicht übel.«
Er lachte leise, dann trat er vor sie und legte seine Hände an ihre Taille. Sie hatte eine knappe halbe Sekunde, um sich vorzubereiten, bevor er sich vorbeugte und sie küsste.
Die leichte Berührung seiner Lippen zog sie wie magisch an. Ihr Körper erwachte zum Leben. Sie berührte seine Schultern und spürte seine Kraft und Wärme.
Ihr wurde heiß, ihre Beine zitterten. Mit einem Seufzer ließ sie sich gegen ihn sinken. Wie gut
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