Eine Mutter fuer die kleine Cassie
seiner Familie. Kurz darauf standen die drei, mit Brittany vier, in der Garage und machten die Schneemobile klar, um am nächsten Tag einen Ausflug zu unternehmen.
Die Luft war klar und kalt und wurde noch kälter, als der Fahrtwind ihnen in die Gesichter wehte, während sie durch das zugefrorene Flussbett rasten. Cassie saß vor Grant auf dem Zweisitzer, zwischen seinen Armen und an ihn gepresst. Obwohl sie durch Spurrillen hüpften und über kleine Hügel sausten, klammerte sie sich an ihm fest wie eine Reiterin auf einem störrischen Pony.
Winkend überholte Sharon die beiden. Grant musste lächeln, als sie ihren Lenker fester packte, Gas gab und an ihnen vorbeischoss. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte fröhlich. Ihr unbeschwertes Lachen ging zwar im Motorengeräusch unter, aber Grant spürte es wie eine Berührung.
Der Wunsch, es ebenso lauthals zu erwidern, stieg in ihm auf, und er gab ihm nach.
Plötzlich fühlte er sich so lebendig wie seit Jahren nicht mehr.
Über einen kurvenreichen Pfad, vorbei an Spalten aus blauem, jahrhundertealtem Eis, erklommen sie den Valdez-Gletscher, dessen Schneedecke in der Sonne strahlend weiß glitzerte. Sie stoppten, schalteten die Schneemobile aus, und plötzlich herrschte Stille, nur unterbrochen vom Knacken und Ächzen der Eismassen, die sich am Fels rieben. Eine kalte Brise strich wispernd zwischen den zerklüfteten Gipfeln hindurch.
Grant nahm den Helm ab und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Als er sich umdrehte, sah er, dass auch Sharon die Wärme genoss. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen geschlossen. Ihre Locken tanzten im Wind.
Du lebst, schien die Brise zu flüstern. Grant lachte. Lachte nur deshalb, weil es ein herrliches Gefühl war und weil er in letzter Zeit viel zu selten gelacht hatte.
Sharon flog zu einem Treffen der Filialleiter nach Anchorage. Cassie weinte auf dem Flughafen und klammerte sich fast den ganzen Abend hindurch an Grant. Als er sie zu Bett brachte, schlief sie vor Erschöpfung sofort ein.
Danach wanderte er durch das stille Haus. Es hatte sich verändert, stellte er fest. Es war bunter, farbenfroher, lebendiger geworden. Kissen, Teppiche, Figuren und Bilder verliehen ihm eine heitere Atmosphäre.
Langsam ging er durch den Flur, zögerte und öffnete die Tür zu Sharons Zimmer. Es spiegelte ihre herzliche, natürliche Persönlichkeit wider. Auf der Kommode standen mehrere Fotos von Cassie. Kreidezeichnungen waren mit Stecknadeln an einer Wand befestigt. Hier wohnte jemand, der Cassie liebte, Kinder liebte.
Dorothy hatte recht. Sharon war eine großartige Mutter.
Grübelnd schlenderte er in sein Zimmer. Warum hatte Sharon ihn geheiratet, wenn sie wusste, dass er keine Kinder wollte? Ihr ganze Kindheit hindurch hatte sie immer wieder erklärt, dass sie später mindestens sechs Kinder wollte. Aber sie und Charley hatten keines bekommen.
Dass eine Frau wie Sharon freiwillig auf eigene Kinder verzichtete … Je länger er darüber nachdachte, desto weniger Sinn machte es.
Aber es geht dich nichts an, sagte er sich mehrfach, während er sich auszog und ins Bett ging.
Als er das Licht ausschaltete, kam ihm die Stille irgendwie leer … vor. Es war, als hätte Sharon etwas mitgenommen, das ihm jetzt fehlte.
Der Trubel in Anchorage war aufregend. Nach der ersten Sitzung ging Sharon einkaufen.
Bücher für Cassie, Fingerfarben, Malpapier. Duftkräuter fürs Haus. Leckerbissen für Brittany.
Und nach langem Suchen ein dunkelblaues Hemd mit grauen Streifen, das Grants Augen perfekt betonen würde.
Der zweite Abend gehörte ihr selbst. Sie ging in ihren Lieblingsbuchladen, danach essen und ins Kino. Am dritten Tag war die Besprechung schön mittags zu Ende. Sharon durchstöberte einen Supermarkt und füllte den leeren Koffer, den sie mitgebracht hatte, mit Lebensmitteln. Dann fuhr sie zum Flughafen. Sie konnte es kaum erwarten, ihre kleine Familie wiederzusehen.
In Valdez stürmte Cassie ihr entgegen und hätte sie vor Freude fast umgeworfen. Grant strahlte übers ganze Gesicht, und Sharon wünschte, sie könnte ihn so stürmisch begrüßen, wie Cassie es bei ihr getan hatte.
An der Haustür sprang Brittany bellend an ihr hoch. “Ihr benehmt euch ja, als wäre ich ein Jahr fort gewesen”, rief Sharon lachend.
“Es kam mir vor wie ein Jahr!” Cassie schlang die Arme um ihren Hals. “Daddy kann nicht einmal einen Zopf flechten.”
“He.” Grant hob die Hände. “Ich hatte einfach noch nicht genug Übung.” Er
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