Eine Mutter fuer die kleine Cassie
hatte, kam ihm das milde Licht im Steakhaus plötzlich geradezu intim vor. Es schien Sharons Gesicht zu streicheln und verlieh ihm Schatten, die er nur zu gern mit den Fingerspitzen erkundet hätte.
Der Drink, den er bestellte, schaffte es nicht, ihren Geschmack aus seinem Mund zu vertreiben. Und auch nicht die Erinnerung an den Druck ihrer Lippen auf seinen, den ihrer Hände in seinem Nacken und erst recht nicht den ihrer Brüste an seiner erhitzten Haut.
Grant unterdrückte ein Aufstöhnen. Er fragte sich, wie er es fertiggebracht hatte, mit ihr in einem Bett zu schlafen und die Situation nicht auszunutzen.
Weil, so sagte er sich, er genau das getan hätte - die Situation ausnutzen. Dass Sharon seinen Kuss zuvor erwidert hatte, spielte dabei keine Rolle. Wichtig war allein, dass sie eine Abmachung getroffen hatten und beide keine kurzlebige Affäre wollten, die mehr Probleme aufwarf als löste.
Eine Affäre, an der Sharon eindeutig nicht gelegen war, auch wenn sie wie er ein tiefes Verlangen in sich spürte. Niemals würde er das Entsetzen vergessen, mit dem sie auf seinen Vorschlag, Kinder zu bekommen, reagiert hatte. Vielleicht hätte er ihr sagen sollen, was sie ihm bedeutete. Aber hätte das etwas geändert?
Bei dem Gedanken wurde ihm mulmig. Wenn er Sharon nicht sein Herz schenken konnte, warum sollte er ihr etwas vormachen? Lieber würde er für den Rest seines Lebens jeden Abend eiskalt duschen als sie mit einer Lüge in sein Bett zu locken.
Außerdem ließ ihr Verhalten keinen Zweifel daran, was sie fühlte. Er würde sich eben damit abfinden müssen.
Am Samstag morgen war der Himmel klar und sonnig, ein idealer Tag für einen Ausflug mit dem Schneemobil. Beim Frühstück schwärmte Sharon vom Wetter und meinte, man sollte es ausnutzen. Grant stimmte ihr zu, zog sich anschließend jedoch in sein Arbeitszimmer zurück.
Hätte man ihn gefragt, so hätte er behauptet, viel zu tun zu haben. Doch wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er sich verstecken wollte. Vor Sharon. Vor sich selbst.
Und als er das einsah, begriff er, dass er sich auch in der Vergangenheit immer in die Arbeit geflüchtet hatte, um unangenehmen Entscheidungen auszuweichen. Natürlich nicht, um sich vor Cassie zu verstecken, sondern vor dem Gefühl, dass er sein Leben nicht mehr im Griff hatte. Vor seiner gescheiterten Ehe, vor Catherines Krankheit und vor der Verantwortung, ganz allein ein Kind großziehen zu müssen.
Er hatte sich gefürchtet. Er war vor der Panik geflohen, die ihn zu lahmen drohte. Und er …
Grant seufzte. Es war einfacher gewesen, sich im Büro und auf Baustellen zu vergraben und Cassie alles zu bieten, was er mit Geld kaufen konnte.
Plötzlich schämte er sich abgrundtief. Ihm wurde übel. Er warf den Stift auf den Schreibtisch und starrte auf die Papiere vor ihm. Und jetzt tat er es wieder - er flüchtete in die Arbeit.
Nein, dachte er, diesmal ist es anders. Diesmal tat er es für Sharon, für ihre Ehe, denn er musste lernen, sein Verlangen unter Kontrolle zu halten. Diesmal war es ganz anders.
Aber … Er straffte die Schultern. Nein, niemals wieder würde er seine Arbeit dazu missbrauchen, vor der Verantwortung davonzulaufen. Er nahm den Stift und beugte sich über die Unterlagen.
Sharon fuhr los, um Cassie abzuholen. Ein Stunde später hallte ihr fröhliches Geplauder und Lachen durch das eben noch stille Haus und bis ins Arbeitszimmer. Grant versuchte sich zu konzentrieren. Er packte den Stift fester, beugte sich noch weiter vor, als müsste er seine Papiere schützen, und nahm sich vor, nicht auf Sharons Stimme zu lauschen. Doch der helle, melodische Klang ließ ihn nicht los, hielt ihn im Griff und zog ihn an. Zu ihr.
Er hätte gestern abend mit ihr schlafen sollen. Vielleicht hätte er sein Verlangen stillen sollen, um es ein für allemal loszuwerden.
Aber danach hätte er nicht mehr in den Spiegel schauen können. Außerdem war er nicht einmal sicher, dass es funktioniert hätte. Vielleicht hätte er sie danach nur um so mehr begehrt. Eine Vorstellung, die ihn noch mehr erschreckte als das Verlangen, das ihn jetzt quälte.
Cassie kreischte auf, Brittany bellte, Sharon lachte schallend. Grant legte den Stift hin und fand sich damit ab, dass er nicht mehr arbeiten konnte. Vielleicht sollte er mehr Zeit mit Sharon verbringen, anstatt von ihr zu träumen. Vielleicht war die Gewohnheit das beste Mittel gegen die Anziehungskraft.
Er stand auf und machte sich auf die Suche nach
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