Eine Nacht ist nicht genug
noch schöner werden, das versprach Luca ihr wortlos mit jedem einzelnen Kuss. Zum ersten Mal erlebte sie, dass Verlangen auch schmerzlich sein konnte, wenn man sich zu sehr nach körperlicher Erfüllung sehnte.
Luca stöhnte, als würde auch er unter seiner ungestillten Begierde leiden. „Ich würde dich zu gern nackt unter diesen Bäumen liegen sehen, aber leider ist der Giardino Giusti ein öffentlicher Park. Und sofern du nicht von den Carabinieri festgenommen werden möchtest, sollten wir gehen. Sofort.“
Fast hätte Emily gesagt, dass ihr die Konsequenzen gleichgültig wären, so sehr sehnte sie sich nach Luca. Doch sie zwang sich, ihre Sehnsucht zu zügeln.
„Ja“, brachte sie mühsam heraus, denn von seinen betörenden Liebkosungen war ihr fast schwindelig geworden.
Er stand auf und streckte den Arm nach ihr aus. „Dann komm mit.“
Ihre Blicke begegneten sich und hielten einander einen bedeutungsschweren Moment lang gefangen. Dann lächelte Emily, wies auf Decke, Kissen und Essen und fragte: „Und was ist hiermit?“
Er schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Gedanken, darum kümmert sich jemand.“
Luca nahm ihre Hand und führte sie aus dem Park, vor dessen Tor eine imposante graue Limousine wartete. Er öffnete ihr die hintere Wagentür und setzte sich dann neben Emily. Während der Chauffeur sie innerhalb weniger Minuten zu einem Hotel im Stadtzentrum fuhr, drehte Luca sanft Emilys Kopf zu sich herum und küsste sie. Sehnlichst wünschte sie, er würde niemals damit aufhören.
4. KAPITEL
Emily war wie benommen, als sie aus dem Wagen stieg und Luca ins Hotel folgte. Beinah wäre sie gestolpert, als sie endlich ihre Umgebung wieder wahrnahm. Denn diese als opulent und elegant zu beschreiben wäre stark untertrieben gewesen.
Plötzlich wurde sie von Angst erfüllt und fühlte sich mit ihrer leicht zerknitterten Kleidung fehl am Platze. Es war früher Nachmittag, und sie gingen in Lucas Hotel, um ein erotisches Stelldichein miteinander zu verbringen! Emily war so erregt, dass ihre Beine sie kaum zu tragen schienen, und sie befürchtete, dass alle Menschen es bemerkten, die sie sahen. Eine so heftige Sehnsucht konnte doch niemandem entgehen!
Emily wünschte sich zurück in den friedlichen, ruhigen Park, wo sie ganz für sich hatten sein können. An einen so vornehmen Ort wie diesen passte sie einfach nicht.
Luca schien ihr Unbehagen zu spüren. Er nahm sie beim Arm und schützte sie vor den Blicken der Menschen im Foyer, indem er sie gelassen, aber schnell zum Aufzug führte. Es war keine besitzergreifende Geste – er legte nicht den Arm um sie und zog sie eng an sich, sondern umfasste nur leicht ihren Ellenbogen. Diese einfache, höfliche Berührung ließ Emily all ihre Zweifel vergessen. Luca respektierte sie, ihr Wohlergehen war ihm wichtig. Und plötzlich zählte nur noch das.
Auch im Aufzug war er rücksichtsvoll und fiel nicht über sie her, sondern stand ruhig neben ihr. Oben angekommen, führte er sie zu seinem Zimmer, zog die Keycard durch den Schlitz und öffnete die Tür. Emily war erleichtert darüber, dass sie wieder unter sich waren. Doch als sie eintrat, blieb sie wie angewurzelt stehen: Denn Luca hatte kein Hotelzimmer, sondern eine riesige Suite. Ihr war nicht klar gewesen, dass er so wohlhabend war.
Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn prüfend an.
„Hast du doch Bedenken? Es ist völlig in Ordnung, wenn du Nein sagst, Emily.“
Angesichts seines eindringlichen Blicks vergaß Emily ihre Umgebung völlig. Sie nahm nur noch Luca wahr und wäre erneut fast dahingeschmolzen.
„Nein“, sagte sie und lächelte frech, als es in seinen Augen funkelte. „Ich möchte nicht Nein sagen“, fügte sie hinzu.
„Gut.“
„Es wird doch wunderschön, oder, Luca?“, fragte sie, um dies noch ein letztes Mal bestätigt zu bekommen. Nachdem sie eben geradezu Himmlisches mit ihm erlebt hatte, wollte sie nicht enttäuscht werden. „Ich möchte nur das Allerbeste.“
Ja, Emily sehnte sich danach, ein paar magische Augenblicke lang sich selbst vergessen zu können. Nicht an die Vergangenheit zu denken oder sich über die Zukunft zu ängstigen, frei zu sein von Sorgen und Verantwortung und einfach nur zu genießen. Es wäre das allererste Mal – ein Erlebnis, auf das sie schon ewig wartete.
Mit langsamen, sicheren Schritten kam Luca zu ihr. Wie am Vorabend in der Oper strich er ihr mit dem Finger über die Unterlippe und versprach: „Daran solltest du nicht zweifeln.“
Emily
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