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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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uns später draußen?«
    Schlagartig fiel Simon jetzt ein, dass er Lady Swanby versprochen hatte, vor Einbruch der Dämmerung zu ihr zurückzukehren. Er hielt es für eine faire Belohnung dafür, dass sie so guten Geschmack bewiesen und Andreasson hatte spielen lassen. Ihr Mann, meinte sie, habe einen sehr tiefen Schlaf. »Heute nicht. Vielleicht morgen.« Obwohl er den größten Teil des morgigen Tages wahrscheinlich mit panischen Buchhaltern, Anwälten, Sekretären und Verwaltern diskutieren würde … Manchmal hatte er den Eindruck, die halbe Welt hinge von Lord Rushdens Bankkonten ab.
    »Ich gebe die Hoffnung nicht auf«, sagte Harcourt. Mit einem Klaps auf Simons Rücken ging er weg.
    Eine tiefe, sinnliche Stimme drang zu ihm hinauf: »Haben Sie sie in die Flucht geschlagen?«
    »Was?« Simon sah zu der Frau auf dem Tisch hinunter. Venushügel und Oberschenkel waren mit Nüssen bedeckt. Wenigstens sah sie älter als achtzehn aus. »Nein«, sagte er lächelnd, »ich fürchte, sie waren stärker als ich.« Sein Lächeln wurde zu einem Lachen, als er die Auswahl an Nahrungsmitteln auf ihr betrachtete. »Meine Liebe, ich muss zugeben, ich habe Leckereien noch nie so beneidet.« Er pflückte eine Walnuss aus ihrem Bauchnabel.
    »Hören Sie nicht auf«, schnurrte sie. Sie hatte schöne, dunkle Augen, schräg wie die einer Katze. »Sie können alle haben. Und vielleicht noch etwas anderes zum Dessert.«
    »Verführerisch«, murmelte er. Leider bändelte er nicht mit Dienstboten an. Das – wieder lachte er – konnte er sich jetzt ohnehin nicht mehr leisten. »Ein andermal vielleicht.« Er küsste ihre Hand und machte auf dem Absatz kehrt in Richtung Ausgang.
    Als er den Flur betrat, schlug eine Uhr Mitternacht, und ein erschrockenes Quieken kam von unten.
    Anscheinend hatte Harcourt Dalziel eingeholt.
    Erneutes Lachen brach aus ihm hervor, mit so verblüffender Macht, dass er stehen bleiben und sich anlehnen musste. Er hatte keine Ahnung, was diese Heiterkeit in ihm auslöste, aber sie wuchs und wuchs, bis sie schließlich alles einschloss: den kreischenden Dalziel, den alten Rushden, der Manuskripte verschachert hatte wie ein Händler, die Moorhuhnjagd, oh mein Gott, und kleine Debütantinnen in weißen Kleidern, die von ihm forderten, Besserung zu geloben. Simons Mutter, ihre Empörung, wenn sie all diese Neuigkeiten in ihrer komfortablen Sommerresidenz in Nizza erfuhr, und seine eigenen Illusionen, die »großen musikalischen Talente« – er hatte seine Jugend damit verschwendet, ihnen nachzujagen. Nichts hatte mehr Sinn in diesem Augenblick, in dem die Uhr so beharrlich schlug, obwohl es keinen verdammten Unterschied machte, ob irgendjemand wusste, wie spät es war. Die Zeit verging, ob man darüber informiert wurde oder nicht.
    Er wischte sich Tränen aus den Augen. Als die Heiterkeit verebbte, bemerkte er ein seltsames Gefühl im Magen. Es war wie ein Schmerz, aber kein Druck, sondern eine Art kalte Leere, die sich ausbreitete wie das dumpfe Blau des Dämmerlichts.
    Plötzlich kam es ihm so vor, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt.
    Lady Swanby wartete. Bei diesem Gedanken atmete er tief ein und stieß sich von der Wand ab. Nein, er sollte Lady Swanby bei Gott nicht warten lassen. Wie ausgesprochen lästig wäre es für sie, sich jemand anderen suchen zu müssen, um die Nacht mit ihm zu verbringen.
    Wie Kugeln auf einem Billardtisch, dachte er. So willkürlich prallen wir mit anderen Menschen zusammen und driften wieder auseinander.
    Er schüttelte den Kopf über sich selbst, hörte Harcourt unten und setzte ein Lächeln auf. Als er die Treppe hinunterging, salutierte er sicherheitshalber vor der Uhr. »Die Zeit wartet auf niemanden«, murmelte er.
    Aber jeden Tag war für irgendjemanden die Zeit gekommen, so viel war sicher.
    Wenn die eigene Mutter starb, war das ein Anlass, um über einiges nachzudenken. Manche Menschen waren wie Heilige, so auch Nells Mum: gerecht und fromm, mit einer blassen, dünnen Stimme, mit der sie in stillen Gemächern Gebete murmelte, die niemand hörte. Bei der Totenwache hatten die Leute gesagt, sie sei früher einmal schön gewesen, aber Nell konnte sich das nicht vorstellen. Schönheit war ein breites Grinsen, ein lautes Lachen, das Wasser, das an den Strand bei Ramsgate schlug – Dinge, die auch morgen noch existieren würden, die sich einen Dreck um irgendetwas scherten.
    Mum hatte sich immer um alles geschert. Sie war ständig wegen etwas besorgt, und das hatte sie

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