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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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hat. Er hat die Syphilis!«
    Nell zuckte mit den Achseln. »Wer mit Hunden zu Bett geht, steht mit Flöhen auf.«
    »Nee, so feine Pinkel gehen nicht zu Straßendirnen. Die halten ihre Mädchen erstklassig aus. Richten einer ’ne protzige Wohnung in St. John’s Wood ein, sogar mit eigener Kutsche und Fahrer.«
    »Und woher willst gerade du das wissen?«
    »Die Leute reden halt.«
    Bei diesen Worten zog sich Nells Magen zusammen. Die Leute redeten. Zum Beispiel warfen sie ihrer Mutter vor, dass sie Nell über ihrem Stand erzogen habe und sie deshalb eingebildet sei. Falls sie den Weg beschritt, zu dem Michael sie drängte, würden sie sich bis in alle Ewigkeit daran weiden. »Sie reden Unsinn, nichts weiter.«
    »Komm schon, ärger dich nicht! Ein richtiger Gentleman ist nicht so wie die Männer auf der Straße. Nein, ganz bestimmt ist das nur Tratsch über seine Lordschaft.« Hannah runzelte die Stirn und klopfte mit dem Finger an die Glasscheibe. »Trotzdem. Die Arme. Hoffentlich steckt er sie nicht an.«
    »Arm ist sie nicht gerade«, murmelte Nell. »Mit den Diamanten um ihren Hals könnten wir beide zusammen fünf Jahre lang Miete und Essen zahlen.«
    »Hm.« Hannah schwieg und betrachtete die übrigen Bilder. Sie zeigte auf eine Fotografie weiter unten in der Reihe. »Schau diese an. Die ist hübsch, oder?«
    »Affig. Gib mir einen Haufen Geld, und ich bin auch hübsch.« Nell warf einen besorgten Blick auf die Straße. Die Menge lichtete sich schon. Sobald alle fort waren, war es hier nicht mehr sicher.
    »Und hey, sie sieht dir ganz schön ähnlich! Ehrlich, Nell, guck mal!«
    Kamen diese Männer da mit konkreten Absichten auf sie zu, oder liefen sie zufällig die Straße entlang? »Gott bewahre mich davor, wie eine Porzellanpuppe auszusehen!«
    Hannah kicherte. »Ach, du bist nur eifersüchtig, weil Dick Jackson neulich ein Foto von ihr herumgezeigt hat.«
    Nell erkannte einen der Jungen, ein guter, frommer Kerl. Erleichtert wandte sie sich wieder Hannah zu. »Ich habe nichts mit Dickie Jackson zu tun und werde das nicht noch einmal sagen. Er verbringt mehr Zeit im Wirtshaus als bei der Arbeit, und das ist Grund genug. Für mich ist er erledigt.«
    »Aber was ist dann los? Findest du sie wirklich nicht schön? Gib wenigstens zu, dass sie dir ähnlich sieht!«
    Nell seufzte. Es war kalt hier draußen, und nicht jeder hatte Handschuhe. Aber da war etwas in Hannahs Gesicht, sie sah so sehnsuchtsvoll und ehrfürchtig aus, dass Nell sich schäbig vorkam. Wenn Hannah Freude an diesen albernen Bildern hatte, dann konnte sie noch ein bisschen bleiben.
    Sie legte ihre Hände vor den Mund und blies, die Wärme ihres Atems brannte an den Frostbeulen. »Doch, du hast recht. Sie ist wirklich bildhübsch.«
    »Jetzt guck sie wenigstens an, bevor du das sagst! Und sag mir, wie sie heißt.«
    Seufzend richtete Nell ihre Aufmerksamkeit auf das Schild unter der Fotografie. »Lady Katherine Aubyn, Tochter des Earl of Rushden.« Sie ließ ihren Blick über das Foto wandern und erschrak. »Aber …«
    »Lady Katherine«, wiederholte Hannah sanft. »Komisch, dass sie dir so ähnlich sieht.«
    Nells Hand zitterte ein wenig, als sie sich ans Kinn fasste. Auch Katherine Aubyn hatte hier ein Grübchen. Ihr Kiefer war ebenso schroff und kantig, ihre Nase genauso lang und schmal und ihre Augen standen ebenfalls weit auseinander.
    Ein Kribbeln lief Nell den Rücken hinunter. Das Mädchen sah wirklich aus wie sie. Wie war das möglich? Sie wusste, dass sie nicht schön war, aber dieses Mädchen hatte genau das gleiche Gesicht und sah perfekt aus, ohne jede Falte oder einen anderen Makel. Fast als wäre sie nicht real. Die Fotografie war wie ein Zauberspiegel – Nell sah darin ein anderes Leben, in dem sie reich war, in dem Dienstmädchen Seidenbänder in ihr braunes Haar flochten und ihr teure Perlen um den Hals legten, bevor sie für ein Porträt posierte.
    Lady Katherine zeigte ein müdes Lächeln. Es schien breiter zu werden, während Nell sie anstarrte.
Mit meinen Perlen könnte ich tausend Arztbesuche bezahlen
, sagte das Lächeln.
    Sie bekam eine Gänsehaut. »Was glaubst du, warum du ihr so ähnlich siehst?«, fragte Hannah.
    Nell zog das Tuch fester um sich. Hexerei. Dieses Mädchen hatte ihr Gesicht gestohlen und machte viel mehr daraus. »Langweilig«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Sie ist langweilig, so. Keine einzige Falte in ihrem Gesicht. Glaubst du, dass sie jemals furzt, oder hat sie auch dafür ihre

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